Hier das politisches Emanzipationsprogramm der Solidarwerkstatt Österreich online. Es kann auch in Print bestellt werden: Solidarwerkstatt Österreich, Waltherstraße 15, 4020 Linz, Tel 0732/771094, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, auf Spendenbasis
Editorial
Die mit dem Aufbruch der Arbeiter*innenbewegung im 19. Jahrhundert verbundenen großen Zukunftserzählungen sind scheinbar zu Ende gekommen. In ihrem Mittelpunkt stand die Überwindung jeglicher materiellen Not, ein gutes Leben für alle Menschen, in Freiheit und Würde. Würden Ungleichheit in den sozialen Beziehungen, Willkür und Gewaltherrschaft, besonders auch der Krieg überwunden, stünde der Realisierung dieser Utopie auch durch die Dienstbarkeit der Wissenschaft und Technik nichts mehr im Wege. Ja, in ihrer Blütezeit war diese Utopie verbunden mit der Vorstellung des Fortgangs einer geradezu naturgesetzlichen Entwicklung.
Mühselig, oftmals grausam und in gewaltsamen Brüchen wurden die Schranken dieser Utopie deutlich. Die innere Natur des Menschen ist kein einfach zu regulierender Apparat. Und die äußere Natur unterwirft das menschliche Handeln unüberwindbaren Beschränkungen. Trotz vielfältiger Versuche gelang es nicht, diese Widersprüche in eine große Zukunftserzählung zu integrieren.
Vielen erscheint die Gegenwart als Zeit der Dystopien: Kriege, Klimakrise, Artensterben, Ungleichheit, Konzernherrschaft, Rechtsextremismus. All dies sind sehr ernst zu nehmende Erscheinungen der Wirklichkeit. Doch es gibt auch andere. Momente, die uns zuversichtlich stimmen können. Optimismus und Pessimismus sind nicht das Destillat eines Befunds über die Menschheit und ihre Welt. Sie sind vielmehr Ausdruck einer Haltung zur Welt und zum eigenen Leben. Wer handeln will, wird die Möglichkeiten dazu suchen und finden. Wer angesichts des bevorstehenden Untergangs der Menschheit zuvorderst den eigenen Wanst pflegen will, wird tausendfach unabweisbare Gründe dafür ins Treffen führen können.
Was bedeutet das für ein politisches Programm zur menschlichen Emanzipation? Zunächst: Wir können und wollen an der Utopie festhalten. Die Überwindung materieller Not für alle Menschen ist möglich. Verbunden mit einem Leben in Freiheit, Würde und ökologischer Nachhaltigkeit. Es gibt keine zwingenden Begründungen für die Unerfüllbarkeit dieser Utopie. Utopie bedeutet aber nicht Widerspruchsfreiheit. Sofern sie mehr sein soll als Träumerei, ist sie eine Aufforderung zum Handeln und wird uns in Widersprüche stürzen. Sie ist so auch kein fernes Ziel, sondern der Versuch einer Antwort auf die Frage, wohin wir unseren nächsten Schritt setzen sollen. Und sie ist damit keine Verkündigung. Hier und Heute soll diese Utopie lebendig sein.
Aus dieser Haltung rührt unser Vorschlag für einen Solidarstaat Österreich. Indem wir dieses Programm in Österreich realisieren, wollen wir die Welt verändern. Und wissen, dass sich damit auch unser Programm verändert. Wir freuen uns, wenn wir Dich dafür als Mitstreiterin und Mitstreiter gewinnen können.