Peter Baalmann (OÖ Plattform Klima-Energie-Verkehr) erläutert die "Taubentheorie" von Prof. Heiner Monheim (Univ. Trier) in der Verkehrspolitik: Mehr Straßen ziehen Autos an, mehr Öffentlicher Verkehr zieht Fahrgäste an.

Seit den 70-er Jahren ist die Formel „Autostraßen u. Parkplätze erzeugen Autoverkehr“ bekannt, auch als „Gesetz von der Erhaltung des Staus“ bezeichnet.  Dem Autostau sollte also mit der Schaffung weiterer Straßen u. Parkplätze begegnet bzw. abgeholfen werden, wie es die Politik in Linz u. Umgebung mehrheitlich fordert.

Diesen Wirkungsmechanismus kann man gut mit der Reaktion von Tauben vergleichen: Wer mit einem Sack Futter zu einer Stelle geht, an der üblicherweise einige Tauben sind, und anfängt, sie zu füttern, erlebt folgendes: Zunächst sind nur ein paar da. Dann lockt das reichliche Futter immer mehr an. Jetzt gerät der Fütterer in den Zwang, wegen der vielen Tauben immer mehr Futter zu streuen. Und schon kommen noch mehr nach , bis alle weit u. breit erreichbaren Tauben in drangvoller Enge um das ausgestreute Futter streiten. Die anderen Futterplätze verlieren an Interesse.

Wenn man also den Autoverkehr „füttert“, kommen immer mehr Autos. Mit dem „Futter“ der Ausbaumaßnahmen sollte zunächst „nur“ der Stau behoben werden. Das schürt hohe Erwartungshaltungen seitens der Medien, Politiker u. Planer u. ist für diese ein Ansporn, auf  neue Autoverkehrsinvestitionen zu pochen u. diese zu legitimieren.  Doch i.d.R. ist dadurch mit einer Zunahme von 30-40% Autos auszugehen. Neue Ziele insbesondere im Freizeit- u. Einkaufsverkehr „auf der Grünen Wiese“ tun sich auf, die Zersiedelung wird forciert. Rad-, Fußgänger- und Öffentlicher Verkehr erleiden hingegen schwere Einbußen. Denn Mobilität ist eine zeitliche Konstante, lediglich die Verteilung auf die einzelnen Verkehrsarten („Modal Split“)  u. die geschwindigkeitsabhängigen Streckenlängen sind variabel.

Doch Gesetzmäßigkeiten lassen sich auch umdrehen: man kann auch Fußgänger, Radfahrer u. Fahrgäste „füttern“:  Attraktive Netze für Fußgänger u. Radfahrer steigern die Standortqualität u. die Nahversorgung, z.B. in niederländischen u. skandinavischen Städten. Attraktive Öffentliche  Verkehre mit dichten Taktfahrplänen u. kundengerecht gestalteten Haltestellen u. Bahnhöfen steigern die Fahrgastfrequenz, so z.B. auf der LiLo, der Salzburger Lokalbahn, in den  Zentralräumen Karlsruhe, Kassel, Straßburg, in Israel, der Schweiz, Südtirol  u.a.

Das Fazit lautet daher: Regelkreise richtig planen!  Überall, wo  energisch gegen den Auto-Teufelskreis angesteuert  u. das Futter nicht weiter einseitig dem überwiegend fossil betriebenen Auto zugeteilt wird, steigert sich der Anteil des energiesparenden Umweltverbundes und sinkt der Autoanteil . Fördert man Auto u. Öffentlichen Verkehr gleichermaßen, ist das die teuerste Lösung, die keine Verkehrsverlagerung bewirkt.

Klimaschutz erfordert eine radikale Energiewende, wobei so schnell wie möglich  fossile Energieträger durch erneuerbare zu ersetzen sind. Da dies aber nur für ca. 50% des dzt. Energieverbrauchs möglich ist, sind die restlichen  50% einzusparen, u. zwar  mittels mehr Energieeffizienz. Gerade beim Verkehr ist anzusetzen, weil vom gesamten Erdölverbrauch ca. 80% u. vom Gesamtenergieverbrauch ca. 1/3 auf den Verkehrssektor entfallen! Speziell  die Schiene ist aufgrund des weitaus geringeren Reibungswiderstandes besonders energieeffizient.

Die Politik ist daher gefordert, eine bewußte Verkehrs- u. Energiewende herbeizuführen, indem geplante  Investitionen in Straßen u. Parkplätze weitgehend auf den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs verlagert werden, so z.B. anstelle des Westrings in Straßenbahnen, S-Bahnen u. Obusse; im ländlichen Raum verstärkt Einsatz von Rufsystemen als Zubringer zu vertakteten Regionalbahnen u. Buslinien.

OÖ. Plattform Klima-Energie-Verkehr
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