Die Linz AG kaufte 2016 die alte Linzer Eisenbahnbrücke, mitsamt den Zulaufstrecken zwischen Mühlkreisbahnhof und Anschluss Hafenbahn auf. Und was machte sie damit: Still und heimlich „entwidmete“ die Linz AG die Strecke für den Eisenbahnverkehr. Damit torpediert die Linzer Stadtpolitik in Tateinheit mit der Landespolitik die rasche und kostengünstige oberirdische Durchbindung der Mühlkreisbahn über die bereits existierende Hafenbahn in den Linzer Hauptbahnhof. Ein skandalöses Husarenstück, das wenig bekannt ist.


Seit Jahrzehnten wird um den Erhalt sowie zeitgemäßen Ausbau und rasche Einbindung der Mühlkreisbahn in den Linzer Hauptbahnhof gerungen. Seit Jahrzehnten gibt es vor Wahlen, für die Mühlkreisbahn hoffnungsvolle Wahlversprechen. Nicht eines wurde von der bisherigen Politik eingelöst. Durch die Erneuerung der Linzer Eisenbahnbrücke kam leise Hoffnung für die PendlerInnen im Mühlviertel auf, nun endlich in den Hauptbahnhof durchgebunden zu werden. Die neu errichtete Eisenbahnbrücke wurde 2019 pompös eröffnet. Jedoch ohne Schienen. Ratlosigkeit und Unverständnis kam bei den Öffi-NutzerInnen auf. Am meisten verwirrt die wirre Antwort des zuständigen Landesrats Steinkellner auf die Frage, wo denn die fehlenden Schienen sind? Siehe Video: https://www.dorftv.at/video/37006

Schamlose Enteignung von öffentlicher Infrastruktur

Was dieser Landesrat und seine Gesinnungsgenossen nicht sagten und in keinerlei Medien direkt publiziert wurde ist folgende unerhörte Tatsache: Die auch für den Linzer öffentlichen Verkehr zuständige Linz AG Holding, dessen Vorsitz der Linzer Bürgermeister Klaus Luger schon damals innehatte, kaufte die alte Linzer Eisenbahnbrücke, mitsamt den Zulaufstrecken zwischen Mühlkreisbahnhof und Anschluss Hafenbahn auf. (1) Eine für die zukünftige Mühlkreisbahn lebensnotwendige Verbindungsstrecke wurde mit diesem Handel von der ÖBB auf die Linz AG übertragen. Wozu?  Augenscheinlich, um diese „Verbindungsbahn“ dem Gutdünken der OÖ Politik zu überlassen. So wie eine Klamotte bei Amazon verkauft wird und es dieser Krake egal ist, was damit letztendlich geschieht.

Sofort wurden 2016 die bestehenden Geleise der „Verbindungsbahn“ im Auftrag der Linz AG rausgerissen und die wichtige Eisenbahnteilstrecke für eine Durchbindung der Mühlkreisbahn zum Linzer Hauptbahnhof formal stillgelegt. (2) Im eisenbahntechnischen Fachjargon heißt das: „entwidmet“! Mit diesen Fakten versucht die Stadt Linz, ihr Bürgermeister sowie sein Landesrat Steinkellner eine rasche, kostengünstige und moderne Durchbindung der Mühlkreisbahn in den Hauptbahnhof zu verhindern.

„Entwidmung“ = Verhinderung der Durchbindung über die Hafenbahn

Damit ist eine schamlose Enteignung von Öffentlicher Infrastruktur still und heimlich vorbei an der Öffentlichkeit durch verantwortungslose Politikerinnen vollzogen worden. Allen BenutzerInnen der Mühlkreisbahn und Steuerzahlerinnen wurde damit ein verkehrspolitisch schlechter Dienst erwiesen. Uns bleibt aufgrund solch skandlösem Husarenstück der Atem weg.

Von Land OÖ und Stadt Linz wird derzeit wieder geplant. So wie seit Jahrzehnten. (3) Diesmal steht am Titelblatt der Presseaussendungen „Linzer Stadtbahn“. (4) Es soll zwischen Hauptbahnhof und Keplerklinikum eine bessere Straßenbahn unterirdisch geführt werden. Hunderte Millionen Euro sollen für eine halbe U-Bahn vergraben werden. Damit kann, so die derzeitigen Versprechen, ab frühestens 2028 eine Strecke von ca. 800 Meter hin- und zurück gependelt werden. Ein Weiterbau zur Eisenbahnbrücke wird nochmals bis mindestens 2033 dauern und nochmals Unsummen an Steuergeldern verschlingen, ohne bis dahin einen einzigen Fahrgast ins Mühlviertel zu bewegen. (5) Zusätzlich zu den vergangenen Jahrzehnten der Wahlversprechen nochmalig mindestens zehn Jahre warten, bis vielleicht eine Durchbindung der Bahn ins Obere Mühlviertel erfolgt. Ein Hohn gegenüber steuerzahlenden Pendlerinnen.

Zusätzlich zum versprochenen, extrem teuren Tunnelprojekt nach Urfahr-Mühlkreisbahnhof stehen etliche Wahlen, klamme Steuertöpfe und sonstige politische Unwägbarkeiten diesem Projekt im Weg.

Hafenbahn sofort!

Die Mühlkreisbahn sofort auf der bisherigen, noch immer freien Trasse über die Hafenbahn in den Hauptbahnhof einzubinden, stehen einzig die OÖ Landes- und Linzer Stadtpolitik mit ihrem Unwillen im Wege. Dem in immer weiter Ferne rückenden Ziel einer Klimahauptstadt Linz ebenso. Allein im Umkreis zwischen dem Keplerklinikum und der Industriezeile sind ungefähr 50.000 Menschen beschäftigt. Diese können mit einer Hafenbahn und jeweiligen Haltestellen bei den Brücken Derflingerstraße, Prinz Eugenstraße und Franckstraße ihre Arbeitsplätze autofrei, rasch und kostengünstig erreichen. Ebenso - in Vernetzung mit den Linz AG Buslinien - die Innenstadt, Einkaufsmärkte sowie das Kinocentrum. Binnen weniger Monate kann eine neuerliche Widmung für die „Verbindungsbahn“ zwischen Mühlkreisbahnhof und Hafenbahn erwirkt werden. Bei entsprechenden Willen der Politik. Das muss geschehen!

Denn die Vorteile einer Hafenbahn liegen auf der Hand:

  • Billige Variante, da Trasse vorhanden, ebenso ein Großteil der Gleise
  • Einsparung hunderter Millionen Euro, da oberirdische Strecke ohne Tunnellösung
  • Rascher Umstieg auf Busse der Linz AG Richtung Arbeit und Freizeit
  • Entlastung der Straße und Umwelt, da bis zu 50.000 Arbeitnehmerinnen im Einzugsgebiet der Hafenbahn beschäftigt sind
  • Reduzierung der Autofahrten in Richtung umweltschonende Mobilität
  • Innerhalb weniger Monate umsetzbar und damit keine Wartefrist von 10 Jahren oder mehr

Diese Durchbindung der Mühlkreisbahn über die Hafenbahn zum Hauptbahnhof ist damit auch eine klimafreundliche Alternative zur geplanten A26-Bahnhofsautobahn.

Stellt die „Entwidmung“ der Verbindungsbahn eine unglaubliche Dreistigkeit der OÖ Politik dar, so kann das nur durch eine sofortige Rückwidmung für eine rasche, klimafreundliche, kostengünstige und moderne Durchbindung der Mühlkreisbahn in den Hauptbahnhof als S6 wiedergut gemacht werden. Sofort, dem Klimaziel geschuldet.

Rudolf Schober
(März 2023)

Trasse Hafenbahn
Trasse Hafenbahn

Quellen:

  1. https://www.meinbezirk.at/linz/c-politik/eisenbahnbruecke-wird-an-linz-ag-verkauft_a823398
    2. https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BChlkreisbahn#Linzer_Verbindungsbahn
    3. https://www.derstandard.at/story/1295571026946/oberoesterreich-neue-strassenbahn-fuer-linz-ist-politisch-auf-schiene
    4. https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz-verzichtet-stadtbahn-und-o-busse-sollen-neue-strassenbahnachse-ersetzen;art4,3200283
    5. https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/Neu-kalkulieren-Fuer-Rechnungshof-ist-Projekt-Muehlkreisbahn-unausgereift;art4,2924811