Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 bzw. der Vorlage des neuen Rahmenplanes 2023-2028 gibt es wieder einige Neuigkeiten im oberösterreichischen Bahnverkehr. Die „Initiative Nachhaltige Mobilität“ (www.inamo.at) zieht eine erste Bilanz.
Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 bzw. der Vorlage des neuen Rahmenplanes 2023-2028 gibt es wieder einige Neuigkeiten im oberösterreichischen Bahnverkehr.
Das Positive zuerst. Auf der Pyhrn-Schober Strecke gibt es ab dem 11. Dezember 2022 4 direkte Zugpaare Linz – Graz und damit doppelt so viele wie vor einem Jahr. Allerdings ist das noch immer nur die Hälfte der Schnellzugsangebots in den 90er Jahren, und das bei einem in den letzten 30 Jahren um den Faktor 5 gestiegenen Kfz-Verkehr.
Bei der Summerauerbahn wurden die Schnellzüge von Linz nach Prag deutlich beschleunigt und sind ab dem Fahrplanwechsel um 18 min früher in Prag. Erstmals kann man von Linz aus Prag unter 4 Stunden mit der Bahn erreichen (Fahrzeit 3h45). Die Beschleunigung ergibt sich aber nur durch Ausbaumaßnahmen auf der tschechischen Seite, im oberösterreichischen Abschnitt heißt es nach wie vor Bahnfahren wie zu Kaisers Zeiten, ganz im Gegensatz zur großzügig ausgebauten Autobahn, die bald bis zur Grenze reichen wird.
Pyhrnstrecke überlastet
Was aber auf der Seite der Infrastruktur dieser beiden Strecken sehr bedenklich ist, dass seit letztem Jahr die gesamte Pyhrnbahn ab Nettingsdorf und bei der Summerauer Bahn der Abschnitt Linz – St Georgen an der Gusen als überlastet (Kapazitätsauslastung größer als 100 %) eingestuft sind.
Seit vielen Jahren verlautet die ÖBB, dass diese Strecken ausreichende Kapazitätsreserven haben und blockiert damit den schon seit Jahrzehnten möglichen und notwendigen Ausbau. Dieses Argument der ausreichenden Reserve dürfte jetzt nicht mehr gelten!
Kein Streckenausbau bei Summerauer Bahn
Im aktuellen Rahmenplan ist bei der Summerauer Bahn bis 2028 neben der Fertigstellung der laufenden und geplanten Bahnhofsausbauten kein Streckenausbau enthalten. Auch kein Geld für eine Planung von Streckenausbauten! Hat nicht Frau Minister Gewessler bei der Zusage zum Weiterbau der S10 versprochen, die Planung für eine wesentlich beschleunigte Strecke nach Prag zu beauftragen? Wird diese Planung aus einem anderen Topf finanziert?
Unambitionierte Ausbaupläne bei Pyhrnbahn
Auch die Ausbaupläne der Pyhrnstrecke sind nicht gerade berauschend: 8 weitere Kilometer zweigleisige Strecke werden erst 2034 südlich von Hinterstoder zur Verfügung stehen. Weitere Ausbauten werden noch deutlich länger brauchen. Gerade bei den Streckenabschnitten näher zum Großraum Linz wird dann über 50 Jahre kein Fortschritt in der Ertüchtigung der Bahnstrecke stattgefunden haben. Für eine zur Autobahn konkurrenzfähige Strecke braucht es bei den Bahnausbauten ein deutlich schnelleres Tempo.
Unterschied Straße - Schiene: Faktor 10
In den 90er Jahren gab es noch 16 Direktverbindungen (in beide Richtungen) zwischen Linz und Graz. Zwischenzeitlich sanken die Direktverbindungen auf vier, im Zeitraum 2010 bis 2012 sogar auf Null. Mit acht Direktverbindungen sind es zwar mittlerweile wieder mehr, aber immer noch nur die Hälfte von 2001. Zum Vergleich: In den letzten Jahrzehnten wurden in etwa fünf Mal soviel Geld in den Ausbau der Straße wie in den der Eisenbahn auf der Strecke Linz – Graz investiert (sh. Grafik oben). Die Folge: Der Autoverkehr auf dieser Strecke (gemessen in Autofahrten durch den Bosrucktunnel) hat sich in etwas verfünffacht! Setzt man das der Halbierung der direkten Bahnverbindungen entgegen, so sind Schiene und Straße um den Faktor 10 auseinandergelaufen – zu Lasten der umweltfreundlichen Bahn!
Bei den Bahnausgaben in Österreich liegt Oberösterreich in Bezug auf die Einwohnerzahl seit Jahren deutlich unter dem Schnitt. Wenn man von den gesamten Bahninvestitionen die Kosten der Großprojekte Brennerbasistunnel, Koralmbahn und Semmeringbasistunnel und Ausbau der Weststrecke abzieht, dann liegt der Anteil der Investitionen ins Bahnnetz von OÖ bei rd. 9 % an den österreichweiten Bahninvestitionen gegenüber rd. 17 % des Anteils der oö Einwohner an Österreich.
Stiefmütterlich
Das zeigt deutlich, dass die Bahnstrecken abseits der Weststrecke in OÖ stiefmütterlich behandelt werden. Die Grundlinie, dass in OÖ vor allem die Autobahnen gebaut werden und in die parallelen Bahnstrecken vergleichsweise wenig Geld investiert wird, wird damit prolongiert. Für eine überfällige Verkehrswende und den Klimaschutz der absolut falsche Weg!
Quelle: www.inamo.at