Kommentar von Erich Klinger zum geplanten Bau des A26-Linzer Westrings - Ausdruck einer Verkehrspolitik, "deren Antreiber, mitunter auch Antreiberinnen, starrsinnig und frei von Einsicht Konzepte wie aus den 1960ern/1970ern durchpressen, als man selbstverständlich dem Autoverkehr breite Schneisen in Landschaften und Städte schlug, ohne sich zu fragen, wo die Menschen dabei bleiben, die nicht im Auto sitzen."
Hübsch sieht sie aus, die "vierte Linzer Donauquerung". Das neue Wahrzeichen für Linz: die Brücke für die A26, Linzer Westring. Der Haken an der Sache: die schönfärberischen Visualisierungen der Asfinag, in Kombination mit ebenso manipulativen Pressetexten, sind von der Wirklichkeit, die dem Bau dieser Brücke folgen wird, sehr weit entfernt.
Es sei denn, man erachtet die von diesem Brückenbau und seiner geplanten Fortsetzung, zumindest in Richtung Süden, bedrohten Menschen für blind, taub und zudem immun gegen vom Straßenverkehr stammende Luftschadstoffe.
Die Frage, wann die Urfährwänd' zuletzt so grün waren, wie auf der Visualisierung der Asfinag, sähe ich gerne als Rätselfrage eines hochdotierten Preisrätsels.
Die Fotoretuschierer vergangener Epochen, die kunstvoll Landschaften auf Fotos nachkoloriert haben, um sie auf Postkarten besser zur Geltung zu bringen, übten ein zwar auch manipulatives, aber im Vergleich zu den Asfinag-Schergen ehrenwertes Gewerbe aus.
Und abgesehen vom jetzt schon nicht vorhandenen üppigen Grün, das nach Fixierung der Tragseile und den damit verbundenen Rodungen noch weniger vorhanden sein wird, auch abgesehen davon, dass die Brücke durch Weichzeichnung in ein fast schon romantisch anmutendes Licht getaucht wird, ja, so ein Wahrzeichen, mächtig und doch sanft, hat Linz und seine Donaupforte wahrlich gebraucht, was sind schon gut 22 m Breite am Brückendeck gegen die schwarzen Löcher in verkehrsplanerischen Universen, bleibt ebenso wie in zumeist unseriösen Fremdenverkehrsprospekten, die gerne verschweigen, was stören könnte, der Faktor Lärm gänzlich ausgeblendet.
Wer den Linzer Freinberg erwandert oder zumindest den Weg bis zur Franz-Josef-Warte bzw. zur unterhalb angelegten Aussichtsplattform Richtung Donautal auf sich nimmt und dort eine Zeit lang verweilt, wird, wenn er oder sie nicht bereits schwerhörig oder nahezu taub ist, sehr schnell feststellen, welcher Lärmpegel bedingt vor allem durch den Individualverkehr auf der Rohrbacher Bundesstraße auf Urfahraner Seite und der Eferdinger Bundesstraße auf Linzer Seite "bauseits" vorhanden ist.
Nun wäre es unseriös, der Asfinag den bereits vorhandenen Verkehrslärm und die bereits vorhandene Schadstoffbelastung im Bereich der Linzer Donaupforte vorzuwerfen, das Verschweigen der Zunahme beider Belastungen als Folge des Brückenbaues und der geplanten Fortsetzung bis zur Westbrücke kann, soll und muss jedoch schon zur Sprache gebracht werden.
Es wäre allerdings naiv, derartiges von der Asfinag zu verlangen, die letztlich auch "nur" als willfährige Handlangerin einer Verkehrspolitik agiert, deren Antreiber, mitunter auch Antreiberinnen, starrsinnig und frei von Einsicht Konzepte wie aus den 1960ern/1970ern durchpressen, als man selbstverständlich dem Autoverkehr breite Schneisen in Landschaften und Städte schlug, ohne sich zu fragen, wo die Menschen dabei bleiben, die nicht im Auto sitzen.
Abschließend noch ein paar Eckpunkte zum "Westring": um Arbeitsplätze wenigstens temporär zu schaffen oder zu "sichern", wären – selbst wenn man die Frage ausklammert, ob ein Projekt sinnvoll ist, was für sich ja schon ziemlich dumm ist – viele andere Vorhaben wesentlich wirkungsvoller, beispielsweise der Ausbau der Infrastruktur im Bereich der Rad- und Gehwege, des Öffentlichen Verkehrs.
Auch seitens der Asfinag gab es teilweise große Skepsis gegenüber der A 26/Linzer Westring: erstens der immensen Kosten wegen, zweitens weil man davon ausging, dass die anzunehmende partielle Entlastung anderer Verkehrswege nur von relativ kurzer Dauer sein würde. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass der Westring eine noch größere Verkehrszunahme mit sich bringen würde als ohne diese Baumaßnahme.
Letztlich stellt sich der Westring, in seiner ursprünglichen Variante mit Nord- und Südteil als "Bypass" zur A7 und somit als weitere Schneise für den Durchzugsverkehr angedacht, in seiner "reduzierten" Variante als gigantische Verkehrsumverteilungsmaschinerie heraus, die nicht einmal vielen "leidgeprüften" Autofahrenden etwas bringen würde. Doch alleine schon die Zunahme der Belastung durch Verkehr für die Linzer Bevölkerung, von der insgesamt bei Umsetzung dieses Projektes auszugehen ist, spräche bei vernünftiger Betrachtung dagegen. Da brauchen wir von den kurz-, mittel- und längerfristig zu erwartenden Kosten noch gar nicht zu reden.
Und weil ich zuvor schon von "Naivität" geschrieben habe: erneut bin ich so naiv oder verwegen, zumindest eine Nachdenkpause von 5 bis 10 Jahren für dieses Bauvorhaben einzufordern, verbunden mit dem Vorziehen der Attraktivierung der Mühlkreisbahn auf der gesamten Strecke.
P.S.: Den Brückenbau schon vorab als "Gemma-Brückenbau-schauen"-Event mit Einsatz von Hubschrauber und Schiffen anzukündigen, wie kürzlich in den OÖN und auch am 15. über den Pressedienst der Stadt Linz, hat einen starken "Fasslgruch" – für euer Geld ist uns nichts zu teuer...
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