Am 1. und 2. April initiierten die Initiative Verkehrswende jetzt!, die Linzer Baumrettungsinitiative und Extinction Rebellion ein Protestcamp gegen die A26-Bahnhofsautobahn auf der Verkehrsinsel beim Wissensturm - dort wo das Tunnelportal der geplanten A-26 Bahnhofsautobahn zehntausende zusätzliche Autofahrten täglich mitten in das Linzer Stadtzentrum schleusen würde.

Protestcamp gegen die A26-Bahnhofsautobahn
1./2. April, auf der Verkehrsinsel beim Wissensturm

Initiative Verkehrswende jetzt!, die Linzer Baumrettungsinitiative und Extinction Rebellion veranstalteten am 1. und 2. April ein Protestcamp gegen die A26-Bahnhofsautobahn. Ort: Die Verkehrsinsel beim Wissensturm, dort wo das Tunnelportal dieser Autobahn zehntausende zusätzliche Autofahrten täglich mitten in das Linzer Stadtzentrum schleusen würde. Die VeranstalterInnen riefen dazu auf, die Unterschriftenkampagne zur Einleitung der Volksbefragung „Kein Geld der Stadt Linz für die A26-Bahnhofsautobahn!“

30.000 zusätzliche Autofahrten täglich mitten durch die Stadt

Wir wissen: Wer Tauben füttert, kann sich bald der Tauben nicht mehr erwehren. Auch in der Verkehrswissenschaft gilt die „Taubentheorie“ mittlerweile als unbestritten: Wer den Autoverkehr mit immer mehr Straßen „füttert“, erntet immer mehr Autoverkehr und Staus. Es entsteht ein Teufelskreis von mehr Straßen, mehr Autos, mehr Straßen, mehr Autos usw. Das wird auch für die A26-Bahnhofsautobahn prognostiziert: Kurzfristigen Entlastungen auf einzelnen Straßen stehen sofortige Mehrbelastungen gegenüber, insbesondere im Linzer Bahnhofsgebiet (Kärtnerstraße + 86%, Blumauerstraße +131%, Westbrücke +85%, Gruberstraße +17%, Dinghoferstraße +16%, Goethestraße +28%). In Summe steigt der Autoverkehr in Linz durch diese Autobahn gewaltig an: Selbst die ASFINAG rechnet in ihrer Umweltverträglichkeitserklärung mit zusätzlich fast 30.000 Autofahrten täglich nach Fertigstellung der A26-Bahnhofsautobahn – ein Gesamtzuwachs von über 64%!

Gertraud Walli (Initiative Verkehrswende jetzt!): „Laut Berechnungen von Verkehrsexperten muss in Linz der Autoverkehr bis 2030 um 150.000 Autofahrten täglich reduziert werden. Wie passt das mit einem Verkehrsprojekt zusammen, das 30.000 zusätzliche Autofahrten generiert? Dieses völlig aus der Zeit gefallene Projekt muss nach dem Bau der Donaubrücke sofort beendet werden. Stattdessen brauchen wir das Geld für den Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, z.B. für die Attraktivierung der Mühlkreisbahn, die rasch über die neue Eisenbahnbrücke und die Trasse der Hafenbahn in den Hauptbahnhof durchgebunden werden könnte.“

Teilen des Bergschlösslparks droht die Zerstörung

Auch die Linzer Baumrettungsinitiative fordert einen Stopp dieses Autobahnprojektes mitten durch die Stadt. Günther Eberhardt: Der geplante Bahnhofsknoten ist ein monströses Verkehrskleeblatt mitten in der Stadt. Es droht die Zerstörung der gesamten Grünanlagen am Fuße des Froschbergs einschließlich Ziegeleipark und Teile des Bergschlössl Parks und die Fällung von mindestens 140 Bäumen.“ Der Hintergrund: Entsprechend der aktuellen Sondierungen wurde im Bereich der zukünftigen Großbaustelle eine instabile Lehm- und wasserführende Mergelschicht von einer Mächtigkeit von 16 m bis 40 m festgestellt. Dies bedingt eine offene Baugrube, die große Teil des Naherholungsgebiets am Fuße des Froschbergs zerstören würde. Zusätzlich drohen unkontrollierbare  Setzungen bei Gebäuden und offene Baugruben  bei den Tunnelportalen mit einer schwer kalkulierbaren Kostenerhöhungen.

Eberhardt sieht auch die grundsätzliche Funktionsfähigkeit nicht gegeben, da die Staus nicht verhindert, sondern mitten in die Stadt hereinverlagert werden: „Die A 26 sollte den Verkehr vom oberen Mühlviertel in die Stadt, ins Industriegebiet und zur A 1 bringen. Alle drei Anschlüsse sind jetzt schon zu den Stauzeiten vollkommen überlastet und können keinen zusätzlichen Verkehr aufnehmen. Zu der bestehenden 4-spurigen Waldeggstraße kommen 7 Tunnel-Ein-, und -Ausfahrten in drei Ebenen und münden 7-spurig in die 4-spurige Kärntnerstraße, die beim Musiktheater nicht mehr erweiterbar ist. Zu den jetzt schon täglichen Staus kommt der Verkehrskollaps im Jahr 2030. Abgesehen von der verkehrstechnischen und ökologischen  Fehlplanung ist die primäre Funktion einer gesicherten  staulosen Stadtanbindung nicht mehr gegeben.“

Es gibt viele klima- und menschenfreundliche Alternativen!

Unterstützt wird die Aktion auch Extinction Rebellion OÖ. Die Initiative sieht im Bau zusätzlicher Straßen keine Lösung, sondern eine katastrophale Sackgasse: „Der Verkehrssektor zählt zu den Hauptverursachern für Treibhausgasemissionen und hierbei stellt vor allem der individuelle PKW-Verkehr ein Problem dar. Wir brauchen daher mutige Veränderungen, um unseren Lebensraum zu erhalten. Jährlich steigen die Emissionen in Oberösterreich statt zu sinken. An der Reduzierung des Autoverkehrs führt kein Weg vorbei. Es geht um unsere Gesundheit, unsere Sicherheit, unseren Wohlstand und uns Menschen.“ Extinction Rebellionen fordert daher, „bestehende Verkehrsprojekte wie die A26 auf ihre Klimarelevanz hin zu evaluieren und zukünftige Projekte gar nicht mehr zu beginnen.“

Die Initiative verweist darauf, dass zufällig gelosten und direkt repräsentativen Klimaräten in einem lebendigen demokratischen Prozess sich bereits auf eine Reihe von verkehrspolitischen Alternativen verständigt haben:

*der Ausbau von öffentlichem Verkehr mit kurzer Taktung und guten Anbindungen schafft eine vermehrte Nutzung
*angebotene Carsharingmodelle bieten Stadtbewohnern eine individuelle Mobilität, wenn diese gefragt ist.
*mehr und sichere Radwege, erleichtern den Umstieg auf das Fahrrad
*ausgeweitete Fußgängerzonen erhöhen die Lebensqualität und die Gesundheit
*Autos teilweise aus der Stadt zu verbannen durch Verkehrsberuhigungszonen und weniger Parkplätze, reduzieren das Verkehrsaufkommen

Das alles schafft Platz und Raum, um die Straßen adäquat zu beschatten und somit abzukühlen. Man kann den Verkehrsraum den Menschen wieder zurückgeben.

Volksbefragung „Kein Geld der Stadt Linz für die A26-Bahnhofsautobahn!“

Alle drei Initiative rufen dazu auf, die bereits laufende Kampagne zur Einleitung der Volksbefragung „Kein Geld der Stadt Linz für die A26-Bahnhofsautobahn“ zu unterschreiben. Bisher haben bereits einige tausend Menschen unterschrieben. Wenn 6.100 Linzer*innen dafür gewonnen werden können, muss die Stadt Linz darüber eine Volksbefragung durchführen, bei der alle in Linz Wahlberechtigten stimmberechtigt sind.

Aufgrund des Schlechtwettereinbruchs und einer Vielzahl von Corona-Fällen fand das Camp am 1. und 2. April in etwas eingeschränkter Form statt. Trotzdem fand das Camp breite mediale Aufmerksamkeit. Es konnten viele Kontakte zu den BewohnerInnen im Bahnhofsviertel geknüpft werden. Bei Workshops wurden diskutiert, wie ein Ausweg aus der Klimakrise gefunden und eine umwelt- und menschenfreundliche Verkehrswende erreicht werden kann. Die Durchführung eines A26-Protescamps auf der Verkehrsinsel in der ursprünglich geplanten Form ist aber bereits in Vorbereitung.