Die OÖ-Nachrichten sind ein Leitmedium in Oberösterreich. Auffallend ist, wie vehement sie den Bau neuer Autobahnen propagieren und wie eng sie zugleich mit der Autoindustrie verbandelt sind. So sind die OÖN u.a. "Premiumpartner" und Veranstalter der Automesse "Linzer Autofrühling"*) (sh. Bild). Aus diesem Anlass ruft die Solidarwerkstatt die OÖN in einem OFFENEN BRIEF auf, transparent zu machen wieviel Geld sie von der Autoindustrie erhält. Denn: Die LeserInnen haben ein Recht zu erfahren, wie real oder doch eher fiktiv die "Unabhängigkeit" der OÖN ist.

Solidarwerkstatt
Waltherstraße 15
4020 Linz

An
OÖ Nachrichten
Promenade 23
4020 Linz

Linz, 9.3.2020

Offener Brief an die OÖ Nachrichten

Bitte um Transparenz: Wieviel Geld bekommen die OÖN von der Auto- und Fossilindustrie?

Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist auffallend, dass die OÖ-Nachrichten immer wieder aggressiv den Bau neuer Autobahnen in und um Linz propagieren und dabei auch vor der Diffamierung von Autobahngegnern (z.B. beim Westring) nicht zurückschrecken. Den Bock hat vor Kurzem Chefredakteur Gerald Mandlbauer abgeschossen: In und um Linz werden derzeit neue Autobahnen gebaut bzw. geplant, um Kapazitäten dafür zu schaffen, die Zahl der täglichen Autofahrten nach und von Linz von 220.000 auf 300.000 bis zum Jahr 2030 zu erhöhen. Genau in dem Jahrzehnt, das laut UNO-Klimarat das entscheidende ist, um noch einen Klimakollaps abzuwenden, soll der ohnehin überbordende Motorisierte Individualverkehr in Linz durch massiven Straßenausbau noch um mehr als ein Drittel gesteigert werden! Doch statt aufzuzeigen, wie kontraproduktiv und unverantwortlich diese Straßenbauwut ist, bezeichnet der OÖN-Chefredakteur diese als „endlich eine Perspektive“ in der Linzer Verkehrspolitik (OÖN, 15.2.2020). Das zeigt, dass Mandelbauer bzw. die OÖN entweder von Verkehrs- und Klimapolitik keine Ahnung haben – denn klarerweise zieht der Ausbau von Straßen zusätzlichen klimaschädlichen Autoverkehr an – oder dass die OÖ Nachrichten spezielle Interessen haben, die sie mit der Autolobby und Autoindustrie verbinden. So ist bemerkenswert, dass die Automesse „Linzer Autofrühling“ (LAF), die von 13.-15.3.2020 im Linzer Design-Center stattfindet*), offensichtlich von den OÖ Nachrichten veranstaltet werden. Die OÖ Nachrichten werden nicht nur als „Premiumpartner“ der LAF angeführt, sie stehen auch im Impressum der Werbewebpage für diese Automesse, die das Who is Who der internationalen Autoindustrie in Linz versammelt.

Nun ist es natürlich einer Zeitung nicht verboten, mit der Auto- und Fossilindustrie zusammenzuarbeiten und für deren Interessen zu schreiben. Problematisch allerdings ist, wenn sich die OÖ Nachrichten gleichzeitig mit dem Etikett „unabhängig“ schmücken. Parteien müssen Spenden, die sie von Konzernen bekommen, öffentlich deklarieren. Wir sind der Meinung, dass das auch für Medien zu gelten hat, da diese eine mächtige Rolle in unserer politischen Landschaft einnehmen. Ebenso wie die WählerInnen ein Recht haben zu erfahren, von welchen Unternehmen Parteien wieviel Geld erhalten, so haben die LeserInnen ein Recht zu erfahren, von welchen Unternehmen eine Zeitung wieviel Geld bekommt. Wer zahlt, schafft bekanntlich an.

Wir rufen daher die OÖ Nachrichten auf, öffentlich bekannt zu geben, wieviel Geld sie von Auto- und Fossilunternehmen erhalten (z.B. über Inserate, Kooperationen im Rahmen von Automessen usw.). Mit dieser Transparenz leisten Sie eine wichtige Entscheidungshilfe für die LeserInnen, sich ein Urteil über die reale oder möglicherweise eher fiktive „Unabhängigkeit“ der OÖ-Nachrichten bilden zu können.

Mit freundlichen Grüßen,

für die Solidarwerkstatt

Boris Lechthaler, Gerald Oberansmayr, Rudolf Schober, Johanna Weichselbaumer

*) Aktuelle Information: Die Automesse wurde soeben wegen Corona abgesagt.