Die ersten Daten der OÖ-Verkehrserhebung 2022 zeigen, dass in absoluten Zahlen der Autoverkehr weiter gestiegen ist. Beim Korridor aus dem oberen Mühlviertel nach Linz sprießt allerdings ein zartes Pflänzchen einer Verkehrswende. Und genau das will die Politik zertrampeln: mit 1,2 Milliarden für die A26-Autobahn.
Die ersten Daten der OÖ Verkehrserhebung 2022 zeigen dass es OÖ-weit eine leichte relative Verschiebung im Modalsplit weg vom Motorisierten Individualverkehr (MIV) hin zu Rad, Fuß und ÖV gegeben hat. In absoluten Zahlen hat der MIV aber weiter zugenommen - um satte 10 Prozent! Von einer „Verkehrswende“, die die OÖ Landesregierung in diese Zahlen hineininterpretiert, kann daher keine Rede sein. Der MIV muss massiv reduziert werden, nur so kann eine klimafreundliche Verkehrswende gelingen!
Jährliche Verkehrserhebungen notwendig!
Zudem gilt es zu bedenken, dass die Daten durch die Zunahme von Homeoffice während der Corona-Pandemie verzerrt sein könnten. „Auch wenn der Kfz-Anteil bei den Wegen nach Linz laut Studie von rund 72 % im Jahre 2012 auf rund 69 % in 2022 gesunken sei, wird aus der Studienbeschreibung nicht ersichtlich, ob es sich hier nicht um einen Effekt durch die in der Pandemie verstärkte Nutzung von Homeoffice handelt, wonach berufliche Pendler:innen wesentlich seltener nach Linz ein- und auch wieder auspendeln“, wundert sich Christian Trübenbach von der Initiative „Linzer Grüngürtel schützen, jetzt!“ und fordert: „Um die Aussagekraft solcher Verkehrserhebungen für die Politik zu erhöhen, müssen daher Verkehrserhebungen in Hinkunft jährlich erfolgen und nicht wie bisher in einem 10-Jahresabstand, der der Dringlichkeit dieses Problems in keiner Weise gerecht wird.“
A26-Bau würde das zarte Pflänzchen der Verkehrswende auf dieser Strecke sofort wieder zertrampeln!
Ein Ergebnis sticht bei dieser Verkehrserhebung ins Auge: Im Korridor Mühlkreisbahn – B127 ist die Gesamtzahl der Wege nach Linz um 15% gesunken; gleichzeitig stiegen die Wege im ÖV auf dieser Strecke um 20%.
Gerald Oberansmayr, Initiative Verkehrswende jetzt!: „Dieser Trend zeigt vor allem eines: Der Bau der A26-Autobahn, die ja vor allem für die PendlerInnen aus dem Oberen Mühlviertel gemacht werden soll, wäre aus umwelt- und klimapolitischer Sicht die kontraproduktivste verkehrspolitische Entscheidung:
- Sie würde das meiste Geld dort hineinpumpen, wo es dem massivsten Rückgang an Verkehrswegen gab.
- Und sie würde damit mutwillig das zarte Pflänzchen in Richtung Verkehrswende, das dort in den letzten 10 Jahren gediehen ist, zertrampeln, indem (zumindest) 1,2 Milliarden Euro in die Förderung des Autoverkehrs investiert werden.“
Wenn schon die ansatzweisen Verbesserungen, die es im Öffentlichen Verkehr auf dieser Strecke in den letzten Jahre gab (Taktverdichtung Mühlkreisbahn, bessere Buslinien) eine deutliche Verbesserung im Modal Split zugunsten des ÖV ergeben, was wäre erst möglich, wenn statt in den Bau einer Mega-Autobahn einmal wirklich kräftig in den Öffentlichen Verkehr investiert werden würde, wie z.B. in die sofortige Durchbindung der Mühlkreisbahn über die neue Eisenbahnbrücke und bereits existierende Hafenbahntrasse zum Linzer Hauptbahnhof. Anni Jank, Initiative Verkehrswende jetzt!: „Dadurch könnten sofort zehntausende Arbeitsplätze im Linzer Hafen- und Industriegebiet mit der umweltfreundlichen Schiene erschlossen werden – und das rasch und zum einen Bruchteil der Kosten der Autobahn!“
Diese Zahlen der Verkehrserhebung belegen auch: Der Anstieg des Autoverkehrs ist kein Naturgesetz, sondern wird vom entsprechenden Angebot gesteuert. Die ASFINAG hat im Falle des Baus der A26 einen Zuwachs von 30.000 täglichen Autofahrten auf dieser Strecke nach Linz prognostiziert. Die Zahlen der Verkehrserhebung zeigen: Nicht weil 30.000 zusätzliche Autofahrt nach Linz drängen, soll diese Autobahn gebaut werden (im Gegenteil: die Verkehrserhebung zeigt, dass die Autowege ohne A26 sinken!), sondern diese zusätzliche Autoverkehrslawine würde auf uns zurollen, wenn die A26-Autobahn gebaut werden würde.
Volksbefragungsinitiative „Zukunft statt Autobahn-Bau!“: Weiter Druck gegen A26!
Gertraud Walli, Vorsitzende des Vereins „Zukunft statt Autobahn-Bau!“: „Aus umwelt- und klimapolitischer Sicht kann es daher nur eine Konsequenz geben: Wer diese Autobahn bauen will, lässt sich vor den Karren der Autolobby spannen, die eine umwelt- und klimafreundliche Verkehrswende um keinen Preis will. Wer dagegen eine Verkehrswende will, muss den Bau der A26 nach Fertigstellung der Hängebrücke beenden und sofort das Geld in Richtung Öffentlichen Verkehr und umweltfreundliche Mobilität umlenken. Mit unserer Volksbefragungsinitiative „Zukunft statt Autobahn-Bau!“ werden wir weiter Druck in diese Richtung machen!“