Der Ausbau der S1 zwischen Süßenbrunn und Schwechat beinhaltet den Bau eines Tunnels durch die Lobau, einen Teil des Nationalparks Donau-Auen in Wien. Das UVP Verfahren startete bereits 2009 und zog sich bis 2018, aufgrund vieler Beschwerden und Proteste durch NGOs und Bürgerinitiativen, besonders die Bereiche Wasserschutz und Lärm betreffend. Entgegen der Stimmung gegen noch mehr Straßen und Verkehr, soll das Riesenprojekt durchgesetzt werden.


Der Lobautunnel ist nach wie vor schwer umstritten – Wirtschaft und Umweltschutz stehen – wie so oft – in Konflikt. Doch – wie so oft – wiegen für die Politik die wirtschaftlichen Interessen schwerer, so wurde der Tunnel quer durch die wertvolle Lobau genehmigt. Auch das UVPVerfahren verlief zum Teil fraglich, denn manche Gutachter der 1. Instanz wurden auch in der 2. Instanz erneut zu Rate gezogen.

Kernargumente von Seiten der Wirtschaft

Neben dem wiederkehrenden Argument, mit den Bau Arbeitsplätze zu schaffen – aber nur für die Zeit des Baus – liegt das Hauptaugenmerk auf der angeblichen Entlastung des Innenverkehrs und Durchzugverkehrs. Jedoch handelt es sich vielmehr um eine Verlagerung der Verkehrsbelastung hin zu Transdanubien. Das dortige Bevölkerungswachstum dient als Begründung für den S1-Ausbau.
Weil durch die S1 aber auch die angrenzenden Gebiete leichter zu erreichen sein, folglich diese auch attraktiver werden, ist zu erwarten, dass das Verkehrsaufkommen um den 22. und 21. Bezirk stark steigt. Auch Schwechat gehört dabei zu den leidtragenden, denn auch dort ist eine ansteigende Verkehrsflut wahrscheinlich. Die Verlagerung des Problems von zu viel Verkehr, kann jedoch keine langfristige Lösung sein.

Unsere Umwelt

Die Versuche, das Projekt als für die Umwelt förderlich darzustellen, wirken sehr erfinderisch.
Wer für eine Verkehrsentlastung argumentiert, kann nicht gleichzeitig für den Bau von Straßen einstehen. Wenn Fortbewegung mittels Auto erleichtert wird, ist die Folge, dass diese Möglichkeit genutzt wird. Nicht der Ausbau von Autobahnen entlastet, sondern der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. Radflächen in der Stadt.
Die Entwicklung geht bereits in diese Richtung. Die Gesellschaft legt nun mehr Wert auf Umweltbewusstsein, Schutz der Natur, Tiere und Menschen. Dementsprechend sollte auch Politik und Wirtschaft dem Wachstum dieses öffentlichen Interesses nachkommen, statt weiterhin Autoverkehr zu fördern.

Proteste

2018 wurde die Beschwerde von Umweltschützern vom Bundesverwaltungsgericht (VwGH) abgewiesen, wonach am 18. Jänner Revision beim Verwaltungsgerichtshof eingebracht wurde. Aufgeben ist noch keine Option! Unter anderem die Organisation „VIRUS“ und die Initiative „Rettet die Lobau – Natur statt Beton“ machten bisher öffentlich gegen den Bau des Tunnels mobil, informierten mit zahlreichen Veranstalten die Bevölkerung und organisierten Proteste.
„System Change not Climate Change“ wies mit einem „die-in“ bei der Vienna Autoshow auf die zentralen Probleme rund um Autoverkehr hin – von der Umweltbelastung, globalen Auswirkungen bis zu Verkehrsopfern, die er mit sich bringt. Auch ein Banner gegen den Lobautunnel wurde dabei gezeigt.
2018 machte auch die „Nobau-Initiative“ mit einer Protestaktion auf der Ringstraße auf sich aufmerksam. Als Eisvogel verkleidet, führte ein Aktivist den Demozug an. Auch hier wurde ein Zeichen gegen den Lobautunnel gesetzt.

Weitere Schritte

Die Bevölkerung wird auch jetzt noch weiter informiert und politisch weitergekämpft. Ob die Beschwerde beim VwGH Früchte zeigen wird, ist noch unklar. Aber ohne Widerstand von BürgerInnen würden solche Projekte kritiklos und ohne Rücksicht auf Verluste durchgesetzt. Auch wenn mensch nicht immer jede Naturzerstörung verhindern kann, bleibt es wichtig, nicht zu schweigen.
Laufende Infoveranstaltungen finden sich zum Beispiel auf der facebook Seite„Stop Lobau-Autobahn“.

Anna Geisler
(Februar 2019)

Hinweis:
Podiumsdiskussion am Fr, 22.3.2019
Lobau-Autobahn - Entlastung oder Belastung?
Hier nähere Informationen


Quellen:

Blog über Lobautunnel

TU-Studie: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/strassen/pdf/tu-auswirkungen-lobauautobahn.pdf

In-Protest: https://cba.fro.at/393001?fbclid=IwAR24CNdNBBpYBggN5r5T5t1-lKrr7cPZR04_PMts_JAjxPEojoHOgggl2rg

Kommende Veranstaltungen:
https://www.facebook.com/events/386062648867552/
https://www.facebook.com/events/323082828323533/
https://www.facebook.com/events/386062648867552/

Alternativenprüfung: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/lobautunnel-pruefung-planungsalternativen.html?fbclid=IwAR0VSSgw44YG-M0d8_Do7LAzmd74EEMt4pMKJdlmfe9vmLBP42ttuBNx1Hg
https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/projekte/verkehrsplanung/strassen/pdf/bericht-expertinnen-donauquerung.pdf

Baubeginn: https://www.noen.at/schwechat/schwechat-ab-2019-wird-es-mit-dem-s1-ausbau-ernst-s1-ausbau-strassenbau-projekt-96072497
https://wien.orf.at/news/stories/2914406/

Nobau Protestaktion: https://www.meinbezirk.at/tag/lobautunnel

Pro/Kontra: https://derstandard.at/2000073400974/Was-spricht-fuer-den-Lobautunnel-was-dagegen

Emanzipation vom Auto: http://www.xn--selbstbestimmtes-sterreich-svc.at/video/129-weish-gegen-lobautunnel-emanzipation-vom-auto?fbclid=IwAR1MuG_2NT-8YNwp41LCVYRxPpOa28Frz61CZmMzab0uZDf_xjweQFx5yWY

Mein letzter Artikel: https://www.solidarwerkstatt.at/verkehr/lobau-keine-ausweitung-des-betondschungels

UVP Ablauf: https://www.umweltdachverband.at/assets/Umweltdachverband/Themen/Umweltrecht/Aarhus-Workshop-IV-08.03.2017-Salzburg/UVP-Vortrag-Rehm.pdf