ImageLandesrat Entholzer präsentiert einen Plan, der die PendlerInnen im oberen Mühlviertel und die AktivistInnen für den Erhalt der Mühlkreisbahn fassungslos macht: Statt einer Sanierung der Mühlkreisbahn bis Aigen-Schlägl soll eine Regio-Tram nur mehr bis Klein-Zell gehen. Fazit: Halbierung der Bahnstrecke zu den vierfachen Kosten.

 

Als Anfang Oktober 2013 im fernen Aigen Schlägl, am oberen Schienenende der Mühlkreisbahn, die Zukunft dieser Regionalbahn öffentlich diskutiert wurde, gab es für das anwesende Publikum eine satte Überraschung. Der jetzige Verkehrslandesrat von Oberösterreich, Ing. Reinhold Entholzer   (Eisenbahner Gewerkschaft), verkündete dem verdutzten Publikum, welchem unter anderem auch EisenbahnerInnen, Mobilitätsfachleute und der Abt des Stiftes Aigen Schlägl angehörten, folgendes: Er, Herr Landesrat  Entholzer  (SPÖ) habe sich mit  Landesrat Hiesl (ÖVP) bei der Finanzierung der zukünftigen Gestaltung einer  Mühlkreisbahn geeinigt. Das Publikum spitzte die Ohren, denn nach mehr als zehn Jahren der systematischen Nichtsanierung, Irreführung und der Personalwechsel im  OÖ Verkehrsressort sollte die lang erwartete Erlösung von den Langsam-Fahrstrecken und Klarheit für tausende Pendler/Innen verkündet werden. Man habe sich auf Landesebene auf die Finanzierung der von der Stadt Linz und deren LINZ-AG favorisierten Variante einer Regiotram bis zur Station Kleinzell verständigt und geeinigt. Damit ist eine von den Pendler/Innen ungeliebte Variante einer unzureichenden Straßenbahnlinie und die Stilllegung von großen Teilen der Mühlkreisbahn als brausender Erfolg mitgeteilt worden. Das Publikum zweifelte anfangs an der Richtigkeit des  Angesagten, nach Bestätigung dessen an der Zurechnungsfähigkeit seiner Schöpfer, wurden doch 11.000 Unterschriften am 2. September 2013  für den Erhalt der Mühlkreisbahn als Volleisenbahn an Landeshauptmann Pühringer und Landesrat Entholzer  übergeben. Aber wo ein hoheitlicher Wille, da kein pendlerfreundlicher Weg.

Blicken wir einmal kurz zurück. Seit im Jahr 2002 ein Hochwasser die Mühlkreisbahn fast lahmlegte, konnte auf weiten Strecken nur noch ein Notbetrieb aufrecht erhalten werden, da die dringenden Sanierungsarbeiten von Seiten der ÖBB nicht durchgeführt wurden. Von der Öffentlichen Hand, die den Betrieb letztendlich finanziert, kam  keinerlei Druck, die ausstehenden Reparaturen an der Strecke durchzuführen. Auf den notbetriebenen Streckenteilen wurden 12 Langsam-Fahrstrecken in  einer Länge von 7 Kilometer dokumentiert, die die Fahrzeit von Linz-Urfahr nach Aigen Schlägl von maximal 75 Minuten um zusätzlich 30 Minuten auf 105 Minuten ausdehnen.

2009: Volle Strecke (57,7 km) um 40 Millionen

Vor der Landtagswahl 2009 posaunte OÖ-LHStvtr. Franz Hiesl in Konkurrenz zum amtierenden Verkehrslandesrat Erich Haider (SPÖ) medienwirksam und wahlkämpferisch heraus, die Mühlkreisbahn habe eine rasche Sanierung notwendig (1). Im Originalzitat lautet es so: “Die Kosten für die Maßnahmen auf der Mühlkreisbahn - Erhöhung der Geschwindigkeit und Hebung des Komforts - belaufen sich auf rund 40,7 Mio. Euro. Davon wären laut derzeit gültigen Finanzierungsschlüssels knapp 14 Mio. Euro seitens des Landes OÖ. zu übernehmen, den Rest müsste so wie in ganz Österreich der Bund übernehmen.“

Das vor den Wahlen geheuchelte Interesse am Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) wechselte nach dem Wahlgang über in Verhöhnung aller Wähler/Innen, die Bedürfnisse der Pendler/Innen wurden ignoriert, es erfolgte ein radikales Kürzungsprogramm im OÖ-PNV. Am massivsten betroffen waren die ÖBB-Nebenbahnen mit  Kürzungen von 71%. Konkret bedeutet das am Beispiel der Mühlkreisbahn, dass 16 Kurse täglich in den Ferienzeiten gestrichen wurden. Der Platzbedarf  am  Nachmittag im Sommer ist ähnlich jener des gesamten Jahres, da  Werktätige dieses Zeitfenster ebenso intensiv nützen wie Schüler/Innen. Das Resultat sind überhitzte und überfüllte Garnituren, viele steigen da wieder um auf den eigenen klimatisierten PKW.

2010: Regiotram für 48,7 km um 165,7 Millionen

Wieder ein Verkehrslandesrat später präsentierte Landesrat  Hermann Kepplinger  2010 eine der Stadt Linz genehme ÖPNV-Variante auf der Trasse der Mühlkreisbahn. Um 165,7 Mill. Euro sollte nach seiner Vorstellung eine Straßenbahn (Spurbreite 900 mm) von Linz nach Rohrbach geführt werden. Also Sanierungskosten von rd. 40 Millionen und die Beschleunigung einer Volleisenbahn (Spurbreite 1435 mm) nach Aigen Schlägl, Wegstrecke 57,7 Kilometer, sollte eingetauscht werden auf eine reduzierte, unbequeme und enge Straßenbahn mit einer Länge bis maximal Rohrbach von 48,7 Kilometer und einer nicht berauschenden Fahrzeitvorgabe  von 65  Minuten - und das zu den vierfachen Kosten! Die letzten 9 Km würden laut LR Kepplinger damit vom schienengebundenen Nahverkehr einfach abgehängt. Grundtenor seiner Aussagen: Es gibt ja sowieso gut ausgebaute Straßen im  Mühlviertel, um darauf zur zukünftigen Straßenbahn zu gelangen. Es fahren zu wenige Personen auf den letzten 9 Km und zusätzlich gibt es auch noch öffentliche Busse.

ImageIst schon richtig was er sagt, nur leider fahren diese oft parallel zur Eisenbahn bis nach Linz Hauptbahnhof und stellt damit eine nicht notwendige und somit teure Konkurrenz zur Schiene dar.

2013: 28,8 km für 160 Millionen

Der im Oktober 2013 veröffentlichte und mit LR Hiesl ausgemauschelte Vorschlag von LR Entholzer eine Straßenbahn von Linz als Regiotram bis zur Haltstelle Kleinzell zu führen, stellt  einen Gipfel an Unverfrorenheit gegenüber den Pendler/Innen entlang der Mühlkreisbahn dar. Sollte damit doch die derzeitige Streckenlänge der Mühlkreisbahn von 57,8 Km auf 28,8 Km, und somit auf die Hälfte der Gesamtlänge reduziert werden - zu Kosten von ca. 160 Millionen. Welch ein heroischer Erfolg für einen Verkehrslandesrat!

2015 ??

Wir haben über die letzten Jahre gelernt, dass die „Zugkunft“ der Mühlkreisbahn  in regelmäßigen Zwei-Jahresschritten massiv reduziert und beschnitten wird. Dieser Umstand  lässt  allen Benützer/Innen der Mühlkreisbahn das Blut in den Adern gefrieren,  im Wissen dass im  Jahr 2015 Landtags- und Gemeinderatswahlen in Oberösterreich anstehen. Nach der OÖ Wahl 2015 wird einzig das überbleiben, was die Landespolitik und Stadt Linz schon seit dem Hochwasserschaden  2002 wollte und will, eine stinknormale Straßenbahn nach Rottenegg, Reststreckenlänge von Urfahr 13,3 Km der  ehemals 57,8 Km Volleisenbahnkilometern.

Mühlkreisbahn als Volleisenbahn sanieren!

 Der Widerstand dagegen kann vornehmlich  von den Bürger/Innen und Benützer/Innen organisiert und  getragen werden, den die Gemeinden entlang der Mühlkreisbahn sind fast ausschließlich Abgangsgemeinden und damit - wie wir  wissen – gegenüber der Landesregierung und ihrer Potentaten nicht frei in ihrer Willensbildung und Meinungsäußerung. Die Budgetabgangsdeckung macht’s möglich! Als Ergebnis eines freien Marktes, eines EU-Fiskalpaktes, einer österreichischen Schuldenbremse müssen wir mit ansehen, wie über willfährige Politiker eine  ruinöse Sparpolitik die öffentliche Infrastruktur und Daseinsfürsorge zerstört.

Mühlkreisbahn als Volleisenbahn rasch sanieren!

Wir fordern darum die zuständige Landesregierung und Minister/Inn auf, die Mühlkreisbahn als Volleisenbahn rasch zu sanieren, damit die Fahrzeit von Linz Urfahr bis Aigen Schlägl auf die möglichen 65 Minuten Fahrzeit zu verkürzen, sämtliche Fahrplankürzungen rückgängig zu machen und die Mühlkreisbahn in ein zu schaffendes Überregionales S-Bahnnetz zu integrieren. Die Tausenden Unterstützer/Innen einer Mühlkreisbahn sollten für die Landespotentaten Grund genug sein, wieder am Boden der Bedürfnisse aller Pendler zurück zu kommen und diese ernst zu nehmen, denn wie wir wissen sind 2015 Landtagswahlen

(1)    http://www.ooe.gv.at/cps/rde/xbcr/SID-82AA9444-9A486E2F/ooe/PK_Hiesl_22.06.2009_Internet.pdf

(2)     http://muehlkreisbahn.blogspot.co.at/p/argumente.html

 

22.10 2013

Rudolf Schober