Überdimensionierter B139-Neubau würde die Zahl der täglichen Autofahrten von von derzeit 26.000 auf 45.000 Kfz explodieren lassen und 30 Hektar Ackerboden und 4 Hektar Wasserwald zerstören.
Die Errichtung einer neuen B139 und die Verlegung der Autobahnanschlüsse beherrschen seit mehr als 30 Jahren die Ansfeldner Gemeindepolitik. Tägliche Verkehrsüberlastung auf der B139 durch Pendlerströme und Einkaufsverkehr, Rückstaus auf die A1 bei der Autobahnabfahrt, die mitten durch das Zentrum von Haid führt, der Ausweichverkehr auf Siedlungsstraßen, unzureichende öffentliche Verkehrsmittel sowie miserable Bedingungen für RadfahrerInnen und FußgängerInnen lassen die staugeplagte Bevölkerung an die gebetsmühlenartig wiederholten Versprechen der Landes- und Gemeindepolitiker glauben, dass die alleinige Lösung aller Verkehrsprobleme eine leistungsstarke vier- bis sechsspurige Umfahrungsstraße sei. Geglaubt wird das auch deshalb, weil die negativen Auswirkungen des Megaprojektes kleingeredet oder gänzlich verschwiegen werden, damit keine grundsätzliche Kritik am Straßenprojekt aufkommt: „Was brauchen wir eine teure Umfahrungsstraße, wenn die Bevölkerung nur Nachteile davon hat?“
Politiker propagieren eine massive Entlastung für Haid, eine höhere Lebensqualität für BewohnerInnen, Verkehrssicherheit, weniger Verkehr, weniger Lärm- und Luftschadstoffe, Stärkung der ökologischen Funktion, eine Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes, eine Konjunkturförderung für heimische Unternehmen und die Sicherung von Arbeitsplätzen. Propaganda und Wirklichkeit klaffen weit auseinander.
Straßenprojekt
Durch die 3 km lange neue vier- bis sechsspurige B139 und die Autobahnanschlüsse an die A1 und A25 werden 10 ha landwirtschaftliche Fläche versiegelt. Mit dem Umbau der Kreisverkehre im Norden und im Süden in verkehrsabhängig gesteuerte Ampelkreuzungen wird der Verkehr flüssiger gestaltet. Die Verkehrsplaner geben zu, dass sich beim Kreuzungspunkt der neuen 4-spurigen mit der alten 2-spurigen B139 Staus Richtung Traun nicht vermeiden lassen, was einen vierspurigen Ausbau der Umfahrung Traun notwendig macht. Damit entsteht ein Autobahnzubringer, der die A7 entlasten und die Verkehrsströme des Westrings aufnehmen kann. Diese Megastraße bringt eine massive Zunahme des KFZ-Verkehrs. 2035 fahren auf der Kremstalstrecke täglich über 45.000 KFZ statt derzeit 26.000 KFZ. Auf der A1 werden in Haid mit täglich 146.000 KFZ und einem LKW-Anteil von 26.000 die Kapazitätsgrenzen überschritten. Die Lärmschutzwände wurden derart angebracht, dass ein 8-spuriger Ausbau der Westautobahn möglich ist. Diese Megastraße in den Gemeinden Ansfelden und Pucking verschlingt ca. 100 Millionen €. Mindestens 6 Millionen € sollen Grundstückseigentümer bezahlen, die Umwidmungsgewinne von mehr als 30 Millionen € lukrieren.
Raumordnung und Verkehr
Im Zuge des Straßenbaus werden über 30 ha landwirtschaftliche Fläche in Betriebsbaugebiet umgewidmet. Dem Straßenprojekt wird auch der Großteil des naturnahen 80 Jahre alten Wasserwaldes mit einer reichhaltigen Vogelwelt geopfert. Der 7 ha große Haider Wasserwald wurde Ende Juli 2015 an die neu gegründete WWP Wasserwaldpark GmbH um 6 €/m² verkauft. Ein Pfandrecht im Grundbuch besagt, dass 2 Millionen € an die Linz AG bezahlt werden müssen, wenn der Ansfeldner Gemeinderat 3,6 ha auf Wohnbaugebiet umwidmet. Drei Wochen vorher schloss die Landesstraßenverwaltung des Landes OÖ mit der BLF Vermögensverwaltung GmbH, die einen Großteil des Ackerbodens in diesem Gebiet besitzt, und der WWP Wasserwaldpark GmbH eine privatrechtliche Vereinbarung ab, wo das Land OÖ die Unterstützung bei Behördenverfahren für die Umwidmungen verspricht, falls die neue B139 errichtet wird. Beide Unternehmen gehören der Stepski Privatstiftung, die dem ehemaligen Eigentümer der Nettingsdorfer Papierfabrik Dr. Ulrich Stepski zuzuordnen ist. Obwohl der Wasserwald noch nicht umgewidmet ist, haben vier Wohnbaugenossenschaften seit Jänner 2018 detaillierte Pläne für 220 Wohnungen und ca. 400 Parkplätze im Geheimen entwickelt. Durch ein baureifes Projekt soll der Eindruck vermittelt werden, dass jeglicher Widerstand gegen die Schlägerung des Wasserwaldes sinnlos sei. Politiker versprechen eine Neuaufforstung zwischen Betriebs- und Wohnbaugebiet. Allerdings kann man einen 80 Jahre alten Wald nicht einfach versetzen.
Straßenbahn und Pendlerparkplatz
Das Maßnahmenpaket des Landes OÖ zur Entwicklung des Verkehrs und der Raumordnung beinhaltet neben den Straßenbauten und Umwidmungen auch die Verlängerung der Straßenbahnlinie von Traun nach Kremsdorf sowie die Errichtung einer neuen Haltestelle zwischen Haid und Nettingsdorf mit einem 800 Abstellplätze umfassenden Pendlerparkplatz in der Nähe von IKEA, der als Endpunkt der Straßenbahn dient. Die Verlegung der Haltestellen aus den Ortszentren sowie ein gigantische Pendlerparkplatz sind die falschen Ansätze.
Umweltverträglichkeitsprüfung
Am 17. April 2020 wurden die Projekte B139 Umfahrung Haid und die neue Anschlussstelle Traun an die A1/A25 bei der Umweltrechtsabteilung des Landes OÖ zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Die Umweltbehörde verlangt Nachbesserungen im Bereich des Lärmschutzes und ein innerörtliches Verkehrskonzept von Ansfelden, das bis Mitte des Jahre 2021 vorliegen wird. Die bestehende B139 kann wegen hunderter neu entstandener Wohnungen mit jeweils zwei Parkplätzen nicht einfach geschlossen werden. Das öffentliche Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung wird daher frühestens im Juni 2021 stattfinden. FPÖ Straßenlandesrat Günther Steinkellner propagiert immer noch einen Baubeginn von 2021, was aber sicher nicht zu halten sein wird, da das Straßenprojekt in einem Luftsanierungsgebiet liegt und etliche Einwendungen zu erwarten sind.
Eine zweispurige Umfahrung und die Verlegung der Autobahnfahrt aus dem Ortszentrum von Haid würden in Verbindung mit einer Straßenbahn und einer Taktverdichtung auf der Pyhrnbahnstrecke die Verkehrs- und Umweltprobleme besser lösen als ein überdimensionaler vier- bis sechsspuriger Autobahnzubringer und ein enormer Bodenfraß.
Anni Jank
aus Haid, Gemeinde Ansfelden
Ersterscheinung dieses Beitrags in "SOLiNZ - Solidarisches LInz" Dezember 2020
Mehr dazu:
Werkstatt-Radio
Wer profitiert von der praktizierten Raum(un)ordnung? Am Beispiel Haid-Ansfelden.
Kontakt:
Bürgerinitiative Erhalt und Schutz des Wasserwaldes in Haid:
https://de-de.facebook.com/BI.wasserwald.haid