ImageBei einer BürgerInnen-Abstimmung in Estland entschieden sich Ende März 75% für die Einführung des Nulltarifs auf allen öffentlichen Verkehrsmitteln in der estnischen Hauptstadt Tallinn. In Belgien zeigt die Stadt Hasselt bereits seit langen, dass der Nulltarif in der Praxis bestens funktioniert und er zu äußerst positiven Effekten für die dort lebenden Menschen, sowie für die Klein- und Handelsbetriebe führt.


Auch in Österreich gibt es immer wieder Stimmen für die Einführung des Nulltarifs auf öffentlichen Verkehrsmitteln, z.B. von Walther Boltz, dem Chef der e-control, der  für die Strom- und Gaswirtschaft zuständigen Regulierungsbehörde in Österreich. Bereits vor einigen Jahren ließ Boltz mit dem Vorschlag aufhorchen, den Nulltarif auf den öffentlichen Verkehrsmitteln einzuführen, als einer wirksamen Maßnahme zum Klima- und Umweltschutz. Die offizielle Politik schwieg betreten. Für die Solidarwerkstatt war es inspirierend für unsere Kampagne „Höchste Eisenbahn“, wo neben dem Liberalisierungsstopp und dem Ausbau der Öffis nach Schweizer Vorbild auch der Nulltarif bei den Öffis gefordert wird. Viele tausend haben mittlerweile unsere Petition an den Nationalrat unterschrieben. Nun hat sich Boltz vor kurzem wieder öffentlich für die Einführung des Nulltarifs stark gemacht, als „effiziente Maßnahme für das Energiesparen. Damit soll eine Verhaltensänderung ausgelöst werden, die aufgrund der bisher gesetzten Verkehrsmaßnahmen nicht schnell genug erreicht wird". Die Mehrkosten sind überschaubar, denn – so Boltz: "Es werden sowieso weniger als 30 Prozent der Kosten durch den Verkauf von Tickets getragen. Mehr als 70 Prozent kommen aus dem öffentlichen Bereich.“ (Standard, 11.10.2011)

Erfolgreiches Beispiel Hasselt

Dass der Nulltarif in der Praxis bestens funktioniert, zeigt das Beispiel der belgischen Stadt Hasselt. Dort gibt es seit 14 Jahren keine Schwarzfahrer mehr, die Busse in und um Hasselt fahren zum Nulltarif. Das erfreuliche Ergebnis: Die Fahrgastzahlen sind um das Dreizehnfache gestiegen, von jährliche 360.000 auf über 4,5 Millionen! Zusätzlich wurde der Innenstadtring von vier Fahrspuren auf zwei reduziert und in eine Grünzone umgewandelt, in der ausschließlich Autobusse und RadfahrerInnen fahren und natürlich auch Menschen flanieren können, die in solchen lärm- und abgasfreien Zonen das Leben genießen können. Im Stadtzentrum von Hasselt kehrte das pulsierende Leben zurück. Nach anfänglich großer Skepsis sind auch die Klein-und Handelsbetriebe sehr erfreut, denn auch die Frequenz und Umsätze in Ihren Betrieben stiegen weit über dem Durchschnitt an.

Eigentlich eine überzeugende Bilanz. Doch auch diesmal schweigt die Regierung betreten zum Vorstoß des e-control-Chefs. Denn im Rahmen der EU wird das Ruder gerade in die andere Richtung gelenkt: Liberalisierung, Preiserhöhungen, Streckenstilllegungen, Taktausdünnungen, zuletzt auf der Strecke Salzburg-Graz.

Höchste Eisenbahn!

Die Solidar-Werkstatt sieht sich durch die jüngste Abstimmung in Tallinn bestärkt, im Kampf für den Nulltarif auf Öffis nicht locker zu lassen; unsere BürgerInnen-Initiative „Höchste Eisenbahn“ ist aktueller denn je. Wir freuen uns weiterhin über rege Unterstützung!

Für alle, die diese Initiative auf Facebook unterstützen und mitdiskutieren möchten, weisen wir auf unsere Facebookseite hin: http://www.facebook.com/#!/pages/H%C3%B6chste-Eisenbahn-F%C3%BCr-eine-Verkehrswende/195777573773676?sk=wall