Am 28. August wollte sich bei der Eröffnungsveranstaltung für die neue Linzer Eisenbahnbrücke die versammelte Politprominenz gegenseitig auf die Schulter klopfen. Sie staunten nicht schlecht, als bereits zu Beginn der Veranstaltung AktivistInnen der Initiative Verkehrswende jetzt! und von XR mit Transparenten kurzerhand die Bühne betraten, um dort öffentlich eine Frage zu stellen: „SAG MIR, WO DIE SCHIENEN SIND …?“ Die SchildbürgerInnen der Linzer und OÖ Politprominenz hatten doch glatt ein für eine Eisenbahnbrücke nicht ganz unwichtiges Detail vergessen: die Eisenbahnschienen. Wir bringen hier die Presseaussendung der „Initiative Verkehrswende jetzt!“, die aus diesem Anlass verschickt wurde.
Eisenbahnbrücke:
Sag mir, wo die Schienen sind?
Verbindung über Hafenbahn SOFORT statt A26-Bahnhofsautobahn!
„Linz ist Schilda“, könnte man noch im neuen heiß diskutierten Linzer Tourismus-Video ergänzen. Denn Ende August wird die Eisenbahnbrücke eröffnet, auf der das Wichtigste für eine solche Brücke fehlt: Eisenbahnschienen. Die politisch Verantwortlichen bringen damit zum Ausdruck: Die Verbindung der Mühlkreisbahn zum Linzer Hauptbahnhof wird sich wohl mindestens bis in die 2030er Jahre verschleppen. Schluss mit diesem Schildbürgerstreich! Die Initiative „Verkehrswende jetzt!“ fordert – als wichtige Ergänzung zu den derzeitigen Stadtbahnplanungen - die sofortige Verbindung der Mühlkreisbahn zum Hauptbahnhof über die Hafenbahn als klima- und umweltfreundliche Alternative zum Bau der A26-Autobahn.
Am 28. August wird die neue Eisenbahnbrücke ohne Eisenbahnschienen eröffnet. Und das wird – wenn es nach dem Willen der politisch Verantwortlichen geht – noch lange so bleiben. Irgendwann „in den 30er Jahren“ werde die Verbindung ins Mühlviertel folgen, erfahren wir aus dem Landesblatt „Unser Oberösterreich“ (Sonderausgabe Mobilität 2021). Das heißt: Im kommenden Jahrzehnt wird die Eisenbahnbrücke vorwiegend dem Autoverkehr dienen. Nicht einmal einen anvisierten Termin, zu dem die Bahntrasse fertiggestellt sein soll, liefert die Politik. Gleichzeitig gibt es aber mit 2030 sehr wohl ein Datum für die geplante Fertigstellung der A26-Bahnhofsautobahn. Die Prioritäten der Stadtpolitik sind völlig klar: eine Stadt Linz, die vorrangig auf den Autoverkehr ausgelegt ist und in der mit Autobahnen noch mehr Autoverkehr aus dem Oberen Mühlviertel ins Linzer Stadtzentrum geleitet wird. Allein durch die geplante Bahnhofsautobahn, liebevoll „Westring“ genannt, sollen 30.000 zusätzliche Fahrten pro Tag laut ASFINAG entstehen. Untragbar für das Bahnhofsviertel und die dichtbesiedelte Innenstadt!
Andreas Schütz von der Initiative „Verkehrswende jetzt!“ ist überzeugt: „Mitten in einer sich verschärfenden Klimakrise nach wie vor den Bau von Autobahnen zu forcieren und den Öffentlichen Verkehr zum ungeliebten Stiefkind zu machen, ist verantwortungslos und zukunftszerstörend.“
Verbindung über Hafenbahn ist sofort möglich!
Dass auf der Eisenbahnbrücke keine Schienen verlegt werden, rechtfertigt die Stadtpolitik damit, dass „es noch länger dauert, bis die Stadtbahn kommt“ (OÖN, 14.8.2021). Aber genau das ist der Fehler! Denn als Ergänzung zu diesen Stadtbahnplänen könnte SOFORT nach der Eröffnung der Eisenbahnbrücke eine Bahnverbindung umgesetzt werden – nämlich oberirdisch über die bereits existierende Hafenbahn, wofür nur wenige Hundert Meter Gleis fehlen! Eine solche Hafenbahn würde auch das Linzer Industriegebiet mit seinen vielen Arbeitsplätzen und den dort geplanten neuen Wohnanlagen gut mit dem öffentlichen Verkehr erschließen und die Güterverkehrsanbindung der Mühlkreisbahn verbessern. Diese Verbindung über die Hafenbahn wäre eine klima- und umweltfreundliche und noch dazu viel kostengünstigere Alternative zum Bau der A26-Bahnhofsautobahn.
Die politisch Verantwortlichen reden von Klimaschutz, praktizieren aber nach wie vor das Gegenteil: Denn wenn es nach den Wünschen der politisch Verantwortlichen geht, sollen mit einem Vielfachen Milliardenaufwand neue Autobahnen (A26-Bahnhofsautobahn, Ost-Autobahn) ins Obere und Untere Mühlviertel offenbar vor S6 und S7 fertiggestellt sein. Das ist völlig aus der Zeit gefallen. Der öffentliche Verkehr muss Vorrang haben! Dafür müssen die freiwerdenden Autobahnmittel umgeschichtet werden.
Aufruf zur Verkehrswende und einer lebenswerten Stadt
„Dass auf der Eisenbahnbrücke keine Schienen verlegt werden, zeigt wieder einmal, dass die Verkehrspolitik in Linz trotz vieler Lippenbekenntnisse nach wie vor in die falsche Richtung fährt.“, so Heinrich Hirsch von der Initiative „Verkehrswende jetzt!“ Ähnlich sehen das auch Initiativen, wie „Fridays for Future“ und „Extinction Rebellion“. Wir haben deshalb bei der Eröffnung der neuen Eisenbahnbrücke am 28. August in einer Transparentaktion die Frage gestellt: SAG MIR, WO DIE SCHIENEN SIND…?
Damit die Stadt Linz nicht im Verkehrschaos erstickt, sammelt die Initiative „Verkehrswende jetzt!“ auch bei der Aktion Unterschriften für die Einleitung der Volksbefragung über die A26-Bahnhofsautobahn. Motto: „Kein Geld der Stadt Linz für die A26-Bahnhofsautobahn!“
>> Siehe dazu auch:
VIDEO: "Wo sind die Schienen auf unserer neuen Eisenbahnbrücke geblieben?"
Hier auf Dorf TV zu Nachschauen