Der Dynatrace-Ausbau mit zusätzlich 1.000 MitarbeiterInnen im Linzer Hafenviertel ist ein weiteres Argument, rasch die Mühlkreisbahn über die Hafenbahn in den Hauptbahnhof durchzubinden.


Wie in der letzten SoLinz-Ausgabe (2/2023) berichtet, baut das IT-Unternehmen Dynatrace in der Petzoldstraße groß aus. Ein tragfähiges und nachhaltiges Verkehrskonzept für die 1.000 zusätzlichen Mitarbeiter:innen fehlt jedoch bislang. Der Bericht der städtebaulichen Kommission sieht vor, dass neben dem Ausbau von Straßenverbindungen die öffentlichen Verkehrsmittel ausgebaut werden sollen. Einerseits sind neue Buslinien im Bereich Petzoldstraße, Lederergasse und Hafenstraße geplant, andererseits wird festgehalten, dass die Linzer Stadtbahn „zu einem Rückgrat für […] das gesamtstädtische öffentliche Verkehrsnetz“ werden soll. Und genau hier muss eingehakt werden. Die Stadtbahn allein kann aus mehreren Gründen nicht die so dringend notwendige Verkehrslösung darstellen:

  1. wird sie viel zu spät fertiggestellt. Das neue Dyntracegebäude soll 2025 stehen, das heißt, zu einer Zeit, in der mit dem Bau der Stadtbahn noch nicht einmal begonnen wird (Baubeginn 2026). Daher kann diese auf Jahre keine Alternative zum zunehmenden Autoverkehr durch die zusätzlichen Beschäftigten darstellen. Dazu kommt, dass auch andere Unternehmen wie die MIC ausbauen.
  1. ist die geplante Haltestelle der Stadtbahn vom Dynatracegebäude aus mit 450 Metern Distanz zwar gut zu erreichen, von anderen Unternehmen in der Industriezeile jedoch nicht mehr. Öffentliche Verkehrsmittel müssen nahe genug am Start- beziehungsweise Zielort liegen, damit sie akzeptiert werden. Gerade ein Projekt wie die Stadtbahn sollte als Ziel haben, so vielen Menschen wie möglich eine Alternative zum PKW anzubieten. Mit einer Trassenführung im Bereich Industriezeile könnten viel mehr Menschen zum Umsteigen bewogen werden. Eine solche wäre mit der Hafenbahn zu haben! Gerade eine durchgängige Zugverbindung für die vielen in der Industriezeile und im Hafen Tätigen ist dringend notwendig, um den Verkehr im gesamten Bereich, eben auch in der Hafenstraße, zu entlasten.
  1. muss das Nutzen des öffentlichen Verkehrs attraktiviert werden, indem zum Beispiel geeignete Fußgängerwege von/zu den Haltestellen errichtet werden. Noch wichtiger ist aber: Wenn gleichzeitig neue Straßenverbindungen errichtet werden, macht man den Vorteil des Öffi-Ausbaus zunichte. Was den Ausbau der Kreuzung Petzoldstraße/Hafenstraße, wie von der städtebaulichen Kommission geplant, betrifft, muss eine Einschränkung gemacht werden. Denn zumindest ein Errichten eines zusätzlichen Autobahnanschlusses ist kontraproduktiv und macht erneut eine Tür für mehr PKW-Verkehr auf. Insgesamt gilt: Nicht nur müssen schienengebundene Verkehrslösungen deutlich ausgebaut werden, es braucht ein Gesamtkonzept, um den Anteil des sanften Verkehrs zu erhöhen, und eine deutliche Priorisierung von öffentlichem Verkehr, Rad- und Fußwegen.

Sofort eine Alternative zum Auto

Diese Probleme sprechen klar dafür, in einem konkreten ersten Schritt die Hafenbahn raschestmöglich auszubauen. Das heißt entweder, wie bereits berichtet, die Mühlkreisbahn über die Eisenbahnbrücke an die bestehende Trasse im Hafen anzubinden. Andererseits kann auch von der anderen Seite her – also vom Hauptbahnhof ausgehend – mit dem Bau begonnen werden. In jedem Fall kann hier (großteils) eine bestehende Trasse genutzt werden, wodurch der Aufwand für die Errichtung viel geringer ist. Man kann also damit rechnen, dass die Hafenbahn in der ersten Form bis zur Fertigstellung des Dynatrace-Neubaus in Betrieb gehen könnte. Eine Haltestelle kann in circa gleicher Entfernung zum Dynatracegebäude errichtet werden wie es bei der geplanten Stadtbahn vorgesehen ist. Damit kann die Hafenbahn den neuen Mitarbeiter:innen (auch denen anderer wachsender Unternehmen wie der MIC) sofort eine Alternative zum Auto bieten. Der große Vorteil wäre, dass viele Unternehmen in der Industriezeile ebenfalls ohne Umsteigen erreicht werden können. Im nächsten Schritt muss die Errichtung einer zweiten Straßenbahnachse wieder ins Spiel gebracht werden.

Auf Dauer wird Linz nur so ein stabiles Öffinetz mit schnellen Verbindungen bereitstellen können. Auch die jetzt beabsichtigte Führung der Stadtbahn durch die Gruberstraße ist als zweite, parallele Linie wichtig und notwendig. Es spricht nichts dagegen, in Zukunft zwei Bahnlinien parallel zu führen, gerade in einem Stadtteil mit so vielen täglichen Fahrten. Neue Buslinien können zu alledem nur eine Ergänzung sein, wenn natürlich auch eine wichtige.

Welche Verkehrsmittel wie häufig genutzt werden, das ist abhängig von Planung und von den getätigten Investitionen. Die Stadt Linz hat es in der Hand, wie es rund um Dynatrace und Co weitergehen soll. Momentan fehlt sowohl ein Gesamtkonzept für den Verkehr als auch eine klare Perspektive, wie der Standort an leistungsfähige Öffis angebunden werden kann. Die Hafenbahn wird von der Stadtregierung gar nicht erst thematisiert. Das muss sich ändern. Die Bewohner:innen der angrenzenden Wohnviertel sollen nicht unter vermeidbaren Fehlern in der Verkehrspolitik leiden, welche den PKW-Verkehr weiter einzementieren. Die Mitarbeiter:innen sollen eine vernünftige Möglichkeit haben, öffentlich, mit dem Rad oder zu Fuß in die Arbeit zu kommen. Was es jetzt braucht, ist eine rasche Weichensetzung für eine Verkehrswende. Dafür müssten naheliegende Lösungen, allen voran die Hafenbahn, sofort aufgegriffen, geplant und in ein Gesamtkonzept eingebettet werden.

Andreas Schütz

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