ImageNach jahrelanger systematischer Vernachlässigung werden Teile der Mühlkreisbahn (OÖ) zwischen Linz/Urfahr und Aigen Schlägl nur noch in einer Art Notbetrieb weitergeführt. 40 Millionen würde eine Sanierung kosten. Der derzeit kolportierte Plan, die Mühlkreisbahn zugunsten einer Verlängerung der Straßenbahn stillzulegen, könnte sich als Bumerang erweisen: Vervierfachung der Kosten bei gleichzeitiger Verschlechterung des Angebots.   

Das Schicksal der  Mühlkreisbahn ist stellvertretend für viele solcher ÖBB Nebenbahnen in Österreich: Nach jahrelanger systematischer Vernachlässigung und einem Hochwasserschaden im Jahr 2002 werden Teile der Strecke zwischen Linz/Urfahr und Aigen Schlägl nur noch in einer Art Notbetrieb weitergeführt, ohne die dringenden  Sanierungsarbeiten durchzuführen. Diese Fahrlässigkeit auf Kosten der  Gleiskörpersubstanz führte mittlerweile 12 dokumentierte Langsam-Fahrstrecken, die die Fahrtdauer für die gesamte Strecke um fast 50% verlängern, in Zeit gemessen sind das satte 105 statt möglicher 75 Minuten.

Anstatt  den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu attraktivieren und damit die Konjunktur anzukurbeln, wurde 2010 von der ÖO-Landesregierung ein fantasieloses Sparprogramm von über 11 Mill. Euro beim ÖPNV in OÖ durchgezogen (minus 15%). 71% dieses Sparprogramm entfielen auf die Eisenbahnstrecken der ÖBB, die für Pendler/Innen unabdingbar sind.  

Noch vor der Landtagswahl 2009 posaunte  OÖ-LHStvtr. Franz Hiesl Medial wirksam heraus, das die Mühlkreisbahn „rasche Verbesserungen notwendig“ habe, welche hier darzustellen den Rahmen sprengen würde(1). Originaltext: “Die Kosten für die Maßnahmen auf der Mühlkreisbahn – Erhöhung der Geschwindigkeit und Hebung des Komforts) belaufen sich auf rund 40,7 Mio. Euro. Davon wären laut derzeit gültigen Finanzierungsschlüssels knapp 14 Mio. Euro seitens des Landes OÖ. zu übernehmen, den Rest müsste so wie in ganz Österreich der Bund übernehmen.“

Auf Hochglanzbroschüren und Zeitungsinseraten stellen sich diese Landesräte und Ihr Gefolge vor den Wahlen als Freunde des ÖPNV, der Umwelt und Menschennah dar, die Realität zeigt sie uns als neoliberale Berserker, die die öffentlichen Dienstleistungen zerschlagen und ihre Wähler/Innen aufs Gröbste verhöhnen.

Vierfache Summe für die Verschlechterung des Angebots?

Derzeit, nach den Wahlen, steht die Mühlkreisbahn wieder in Diskussion, ob eine Sanierung oder Umgestaltung in Richtung Überregionale Straßenbahn zweckmäßig sei? Dabei wurde mit einem Vorschlag, das Land Oberösterreich übernehme die Mühlkreisbahn von der ÖBB, eine gefährliche Drohung ausgesprochen. Denn die Erfahrungen aus dem benachbarten Niederösterreich (NÖ) zeigen uns, was mit Übernahme einer Nebenbahn von der ÖBB  in eine Landeskompetenz gemeint ist. Dem feudalistischen Sparwillen Marke Pröll sind sämtliche übernommenen Nebenbahnen in NÖ - entgegen aller Versprechen - teil- oder gänzlich stillgelegt worden. Im abgeklärten Feudalismus Oberösterreich Marke Pühringer stehen uns ob dieser Ankündigung die Haare zu Berge, zumal in diversen Landes- und Regionalblättern schon erste Ankündigungen der hoheitlichen Orakels abtröpfeln.

So ist von der Unmöglichkeit einer Sanierung der Mühlkreisbahn als Volleisenbahn die Rede, obwohl zwei  Jahre zuvor mit einer Summe von 40,7 Mill. Euro dies sehr wohl von niemand geringeren als LHStvtr. Franz Hiesl behauptet wurde.  Wir erfahren weiter, dass die Mühlkreisbahntrasse von 1.435 auf 900 Millimeter umgespurt werden soll, damit Straßenbahnen der im Zentralraum von Linz fahrenden Garnituren der  Linz AG Ihren Aktionsradius vergrößern können. Somit stellt sich ein im Zentralraum verankerter öffentlicher Dienstleister (LINZ-AG) in Konkurrenz zu einem überregionalen Anbieter (ÖBB) im ÖPNV. Als Gipfel der Unverfrorenheit gegenüber den Pendler/Innen wird offeriert, diese Strecke mittels Straßenbahn nicht wie die ÖBB derzeit bis Aigen-Schlägl,  sondern nur bis Rohrbach zu bedienen. Und das bitte um die Vierfache Summe der 2009 kolportierten Vollsanierungbeträge von 40,7 Mill. Euro  der ÖBB-Mühlkreisbahn. Sage und schreibe 165,7 Mill. Euro werden für die Verschlechterung des Angebotes dieser Nebenbahn (in den Orkus) veranschlagt. Das heißt anstelle eines Zukunftprojektes
-          welches als S-Bahn über Linz Hauptbahnhof in andere Regionalstrecken eingebunden und getaktet  werden könnte
-          welche überregional und grenzüberschreitend bis Tschechien und Bayern als Personennah- bzw. Regionalverkehr und Gütertransport geführt werden könnte
-          welches, wenn die Fahrgäste endlich ein Mitspracherecht über ihre  Nahverkehrsmittel im öffentlichen Eigentum hätten, nie in einen solch verlotterten Zustand gekommen wären.

Es gibt Alternativen!

Umweltfreundlich und menschennah stellen wir uns den ÖPNV mit Erhaltung der Mühlkreisbahn als Volleisenbahn mit Einbindung in den rasch auszubauenden überregionalen Eisenbahnen vor; streckengeführt nahe bis zu den  Menschen vor Ort und offen für regionale und überregionale Gütertransporte.  

Umweltfreundlich und menschennah stellen wir uns eine Mobilitätsabgabe von 1% des Einkommens aller Lohnabhängigen vor, welches ein Nulltarifmodell auf allen Öffentlichen Verkehrsmittel ermöglichen würde.

Umweltfreundlich  und menschennah  fordern wir einen Ausbau aller  Eisenbahnen und öffentlichen Verkehrsmittel nach dem Schweizer Modell, mit Taktverkehr und Umsteigegarantie bundesweit.

Ein Anfang könnte die Bereitstellung der Portokasse des Hrn. Landeshauptmannes Pühringer und Linzer Bürgermeister Dobusch, gefüllt mit ca. 80 Millionen, für den Öffentlichen Personennahverkehr sein. Pühringer und Dobusch hatten diese 80 Millionen – das Doppelte der für die Sanierung der Mühlkreisbahn notwendigen Gelder, der Bundesministerin spontan für die Realisierung ihres Lieblingsprojekts Westring-Autobahnprojekts zugesagt.

Schober Rudi

(1) http://www.ooe.gv.at/cps/rde/xbcr/SID-82AA9444-9A486E2F/ooe/PK_Hiesl_22.06.2009_Internet.pdf