Während in anderen Städten bereits Straßen zurückgebaut werden, herrschen in Linz und OÖ noch umweltfreindliche Straßenbauwut! Mit Milliardenbeträgen sollen neue Betonpisten für EU-Transitrouten errichtet werden. Wir brauchen Bewegung für nachhaltige Moblität, um dem entgegenzutreten.



In vielen Städten gibt es bereits ernsthafte Versuche, aus dem Teufelskreis „mehr Autos – mehr Straßen - noch mehr Autos – noch mehr Straßen“ auszusteigen. So zum Beispiel in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul : Zwischen 1958 und 1976 wurde ein Fluss zubetoniert und eine gigantische Stadtautobahn errichtet, auf der bis vor wenigen Jahren täglich 220.000 KFZ unterwegs waren. Kurz nach der Jahrtausendewende kam es zur spektakulären Wende. Statt Unsummen in die Sanierung der Autobahn zu pumpen, entschied sich die Stadtpolitik die Autobahn abzureißen. Der Fluss, jahrzehntelang unter der Autobahn „begraben“, wurde freigelegt, 16 Busrouten ersetzten den PKW-Verkehr, der Fluss wurde 2005 zu einer Erholungsoase, und die Wirtschaft im Stadtviertel blühte auf. Der erwarteteVerkehrskollaps ist ausgeblieben.

Verkehrspolitische Steinzeit in Linz und OÖ

In Linz und OÖ dagegen herrscht  noch verkehrspolitische Steinzeit. Die Politik plant munter neue Megastraßenprojekte. Die Sanierung der Voest-Brücke steht an. Was fällt den Verantwortlichen dazu ein? Sie ergreifen die Gelegenheit beim Schopf und wollen aus der derzeit 6-spurigen Autobahnbrücke durch zwei Bypassbrücken eine 10-spurige Monsterbrücke machen! Kostenpunkt: 70 Millionen. Damit sollen die Autolawinen, die durch die Fertigstellung der S 10-Schnellstraße (Kostenpunkt 700 Millionen Euro) zu erwarten sind, zügig in und durch das Linzer Stadtgebiet transferiert werden – bis dann wieder alles verstopft ist. Im Westen von Linz soll noch heuer der Startschuss für den A26-Westring gegeben werden. Zu erwartende Kosten ebenfalls 700 Millionen aufwärts. Und im Osten von Linz soll dem Transitverkehr mit der Ostumfahrung einen weitere Schneise geschlagen werden. Kostenpunkt: 750 Millionen aufwärts. Für den Ausbau von solchen Transitrouten werden also in Summe Milliardenbeträge locker gemacht, der Ausbau der Summerauer-Bahn im Unteren Mühlviertel um 350 Millionen Euro wurde jedoch zurückgestellt: Grund: nicht vereinbar mit den EU-Defizitkriterien. Ursprünglich war versprochen worden, dass der Ausbau der Summerauer-Bahn zeitgleich mit der S10 erfolgen werden. Die S10 wird heuer fertig, mit dem Ausbaubeginnn der Summerauer-Bahn ist nicht vor 2020 zu rechnen, wenn überhaupt.

Von 18 auf 34 Autofahrspuren über die Donau

Werden alle diese Straßenprojekte realisiert, könnte sich die Zahl der Autofahrspuren, die die Donau in Linz queren, von derzeit 18 auf 34 fast verdoppeln. Und mit ihnen wird sich die Feinstaubbelastung, die vor allem durch den Verkehr verursacht wird, weiter erhöhen. Schon jetzt werden in Linz regelmäßig die Grenzwerte für Feinstaubbelastung überschritten. Diese Kleinstpartikel können in die Lungenbläschen und den Blutkreislauf eindringen und so zu Krebs, Atemwegs- und auch Herz-Kreislauferkrankungen führen.
Zwei von drei Euros gehen im Großraum Linz nach wie in die Förderung des Autoverkehrs. Und wenn in den Öffentlichen Verkehr investiert wird, dann oft auf groteske Art und Weise.

Beispiel 1: Statt die Mühlkreisbahn ins Obere Mühlviertel endlich zu sanieren, soll diese aufgelassen und durch eine Regio-Tram ersetzt werden, die allerdings statt bis Aigen-Schlägl nur bis Kleinzell geht. Das ist nur mehr die halbe Strecke, dafür soll sie vier Mal soviel kosten wie die Sanierung der Mühlkreisbahn.

Bespiel 2: Grundsätzlich erfreulich ist der geplante Bau einer zweiten Straßenbahnachse in Linz, die konkrete Realisierung aber ist im wahrsten Sinn des Wortes unterirdisch . Um nur ja nicht dem Autoverkehr auf der ohnehin überbreiten Gruberstraße eine Fahrbahn wegzunehmen, soll die neue Straßenbahnlinie weitgehend unterirdisch gebaut werden. Das ist nicht nur unattraktiver für die ÖV-Benutzer, sondern kostet auch 200 Millionen mehr als die überirdische Trassenführung. Um den Autoverkehr nicht zu behindern, ist den Stadtvätern auch beim ÖV nichts zu teuer.

Noch nie soviele Straßen gebaut


Seit 2003 gibt es in Oberösterreich eine schwarz-grüne Regierungskoalition. Wie sieht deren verkehrspolitische Bilanz aus? Die Auskunft, die uns die Verkehrserhebung des Landes OÖ für den Zeitraum 2001-2012 gibt, ist ernüchternd:  

Anteile der Verkehrsträger:

  • Autoverkehr: plus 5,5% (von 62,1% auf 67,6%)
  • Öffentlicher Verkehr: minus 2,8% (von 14,9% auf 12,1%)
  • Radfahrverkehr: minus 1,3% (von 6,5% auf 5,2%)
  • Fußgeher: minus 1,5% (von 16,6% auf 15,1%)

Kein Wunder, dass sich VP-Verkehrs-Landesrat Hiesl, ein Betonierer ersten Ranges, freut, dass noch nie so viele Straßen gebaut wurden wie während der schwarz-grünen Regierungsehe.

Verkehrswende jetzt!

Das zeigt: Wenn wir eine ökologische Verkehrswende durchsetzen wollen, dann werden wir das nicht erreichen, indem wir diese Verantwortung an Parteien delegieren und schönen Wahlversprechen Glauben schenken, sondern nur indem wir lautstark und solidarisch dafür aktiv werden. Autolawinen sind kein Naturgesetz, sondern Ergebnis verfehlter Verkehrspolitik. Wir brauchen die absolute Priorität für den Öffentlichen Verkehr und für sanfte Mobilität. Und das setzt voraus, dass wir die wahnwitzigen neuen Straßenbauprojekte verhindern. In verschiedenen Bürgerinitiativen und Vereinen engagierte VerkehrsaktivistInnen haben im Rahmen der "Initiative Verkehrswende jetzt!" wichtige verkehrspolitische Forderungen für den oberösterreichischen Zentralraum erarbeitet. Mittlerweile unterstützen bereits 14 Initiativen und Vereine dieses Forderungsprogramm. Dafür gilt es gemeinsam Druck zu machen.

Bewegen wir uns für eine nachhaltige Mobilität!