Rede von Gertraud Walli, Aktivistin der Verkehrswende jetzt, bei der Kundgebung anlässlich der Verkehrsfreigabe auf der Donautalbrücke in Linz. Sie warnt: Der Bau der A26 werde zu einer Entwässerung am Bergschlössl- und Ziegeleipark und zum Absterben hunderter Bäume führen. Sie fordert das Aus des Autobahnprojekts.
Vor ein paar Tagen kam in die Wohnungen, die zwischen Tips-Arena und Freinberg liegen, ein Brief eines Rechtsanwaltsbüros hereingeflattert. Der Brief kam im Auftrag der ASfinag. Unter Androhung von Enteignung sollen die Bewohner einen Dienstbarkeitsvertrag unterschreiben, der der Asfinag erlaubt, unter den betreffenden Grundstücken Brunnenschächte zu errichten.
Diese 45 (!) Brunnenschächte sollen 60m tief in die Erde gebohrt werden, und sollen einen Durchmesser von fast 30cm haben. Die Bohrungen erfolgen vom öffentlichen Grund aus, die schrägen Brunnenschächte verlaufen unter den betroffenen Grundstücken. Sinn der Bohrungen: das Grundwasser soll abgeleitet werden, der Grundwasserspiegel soll abgesenkt werden. Diese Maßnahme ist notwendig für den Bau der riesigen, dreigeschossigen Autobahnausfahrt beim Wissensturm.
Es ist nun klar geworden, wie problematisch der Bau des Autobahntunnels ist - Grund sind die Linzer Sande. Bei der geplanten Anschlusstelle gibt es eine Mächtigkeit von bis zu 40 m tiefen Lehmschichten. Der Bereich unterhalb der Tips-Arena ist aus den Linzer Sanden gebildet. Bis Stadion gibt es Fels, dann beginnt der Mergel und die Linzer Sande. Diese Lehmschichten sind stark wasserführend. Wo gebohrt wird, springt Wasser heraus. Deshalb will die Asfinag den ganzen unteren Froschberg zwischen Ziegeleistrase, Gugl bis zum Bahnhof entwässern.
Diese Entwässerung wird aber enorme ökologische und städtebauliche Schäden verursachen.
- Gefahr der Absenkung: Durch die Entnahme des Grundwassers kommt es zu Senkungen der Gebäude. Durch das fehlende Wasser wird das Areal instabil werden lassen, die Häuser senken sich, es stehen Risse. (Vergleich: wenn Sie am Strand mit nassem Sand eine Burg bauen hält sie, sobald die Sonne den Sand trocknet, zufällt die Burg). Bereits jetzt, wo es nur Bohrungen zu den Zu- und Abfahrten der Brücke gibt, gibt es grose Sprünge in den Wänden von Häusern im Bereich Ziegeleistrasse und Anemonenweg.
- Zerstörung der Gärten, Bäume und Parks: Durch die Grundwasserabsenkung werden Hunderte Bäume zwischen Stadion und den ganzen Bergschlößlpark zerstört. Die letzten wertvollen Grünanlagen des Bahnhofsviertels, der Ziegeleipark und der historischen Bergschlösselpark werden entweder bereits wegen der Monsterausfahrt am Wissensturm abgeholzt werden. Die Bäume, die nicht direkt gleich gefällt werden, werden durch die Grundwasserabsenkung absterben.
- Wie kann es sein, dass in Zeiten des Klimawandels ein solches Autobahnprojekt mit derartigen schädlichen Eingriffen einfach durchgezogen wird?
Fehlplanung?
Die Politik sagt:
1) der Verkehr wird in Linz weniger durch den Tunnel,
2) der Verkehr wird schneller,
3) Brücke gibt es schon, jetzt müssen wir weiterbauen
Alles das stimmt nicht:
1) es werden drei Spuren zum Wissensturm führen statt einer, d.h. es können dreimal soviel Autos dorthin gelangen wie jetzt. Natürlich wird es mehr Verkehr geben als jetzt. Es ist zu einfach, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Das sagen auch die Prognosen der Asfinag.
2) Stau in Linz wird mehr. Denn Ausfahrten von dort gibt es nur die jetzigen: Kärtnerstrasse, Bindermichl-Tunnel, Niedernharter-Tunnel, diese sind nicht erweiterbar! Pendler werden dort noch mehr im Stau stehen. D.h. Die jetzige Variante ist ein Schildbürgerstreich, wie bei einer Tiefgarage, wo man die Einfahrten vergrößert, aber nicht die Ausfahrten.
3) Die Brücke macht auch ohne Tunnel Sinn, sie kann selbständig befahren werden. Sie ist zwar gigantisch (ohne Fuß-, Radweg, Schiene), aber sie bringt eine Entlastung der Nibelungenbrücke, die dann vermehrt als ¨Öffi-/Fußgänger-/Radbrücke genützt werden kann.
Mut zum Ausstieg
Deshalb: wir fordern, dass die Linzer und Linzerinnen, die dieser Bau massiv betrifft, selbst entscheiden, ob dieses fossile Projekt, das aus den Anfängen der Automobilität stammt, heute 2023, im Zeitalter von Klimakrise und Verkehrswende, noch durchgeführt werden soll!
Wir fordern, dass die Politiker von Stadt und Land endlich ihrer Verantwortung nachkommen und dieses steinzeitliche Monsterprojekt aus dem vorigen Jahrhundert/Jahrtausend, dass Linz so stark zerstört und vom Autoverkehr überschwemmt wird, endlich stoppen!
Wir fordern von den Politikern in Stadt und Land den Mut, aus den Verträgen auszusteigen (ohne weiteres möglich, weil die Kosten explodiert sind). Wir brauchen das Geld ganz dringend für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, für Investitionen, die unseren Kindern und Enkelkindern zugutekommt, und nicht Investitionen in steinzeitliche Projekte, die zerstören und keine Zukunft haben.