ImageDie BEWAG will in Heiligenkreuz eine Müllverbrennungsanlage errichten. Jährlich soll dort das 10-fache des brennbaren burgenländischen Mülls verbrannt werden. Dabei gibt es bereits jetzt beträchtliche Überkapazitäten. Eine neue EU-Richtlinie ermöglicht den grenzenlosen Mülltourismus für Müllverbrennungsanlagen und unterläuft damit das Ziel der Abfallvermeidung. Eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen die geplante Müllverbrennungsanlage und organisiert ein Widerstands-Open-Air am 14. September am Hauptplatz von Mogersdorf.

Werkstatt-Video von der Widerstands-Open Air auf http://www.youtube.com/watch?v=d4_ndnAZXqI

Die burgenländische BEWAG will in Heiligenkreuz eine Müllverbrennungsanlage errichten. In dieser MVA sollen 325.000 Tonnen Müll jährlich verbrannt werden, das entspricht dem 10-fachen des brennbaren burgenländischen Mülls. Der Chemiker und Umweltwissenschafter Dipl.-Ing. Hanswerner Mackwitz: „Nicht einmal ein Kilogramm burgenländischer  Müll ist derzeit verfügbar. Sämtlicher Müll aus Österreich wird bereits in anderen Müllverbrennungsanlagen verbrannt und wenn man die im Bau befindlichen hinzurechnet, besteht eine enorme Überkapazität.“ (zit. nach Pressetext der Bürgerinitiative gegen die MVA)

Neue EU-Richtlinie fördert europaweiten Mülltourismus für Müllverbrennungsanlagen.

Offensichtlich soll Heiligenkreuz zum Müllkübel für Abfälle aus der ganzen EU werden. Denn eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2007 öffnet die Türen für den EU-weiten Mülltourismus weit auf. In der EU wird zwischen Müllbeseitigung und Müllverwertung unterschieden. Für Müllbeseitigung gilt aus ökologischen Gründen das Prinzip der Nähe und Entsorgungsautarkie, sodass dem grenzenlosen Mülltourismus ein gewisser Riegel vorgeschoben ist. Für Müllverwertung dagegen gilt das Prinzip des freien Warenverkehrs. Mit der neuen Abfall-Richtlinie gilt die Verbrennung des Mülls als Verwertung, wenn daraus mit einem gewissen Effizienzgrad Energie gewonnen wird. Für solche Müllverbrennungsanlagen kann damit der Müll EU-weit lukriert werden. Mit der Schaffung von Überkapazitäten bei MVAs wird daher das Ziel der Abfallvermeidung unterlaufen. Immer mehr Müll muss von immer weiter herangeschafft werden, um die Verbrennungsschlote profitabel rauchen zu lassen. Müllverbrennung wird damit zur Müllverursachung. Schon jetzt ist das Müllverbrennungsgeschäft bei einigen wenigen Großkonzernen konzentriert, die es durch intensive Lobbyarbeit in Brüssel geschaffen, die Abfallwirtschaft immer stärker dem Binnenmarktregime zu unterwerfen. Eine Bürgerinitiative wehrt sich gegen die Müllverbrennungsanlage in Heiligenkreuz und veranstaltet am 14. September ein Widerstands-Open-Air am Sportplatz von Mogersdorf. Wir bringen einen Auszug aus dem Pressetext der Organisatoren (08.09.2008):

Führende Experten geben Gegnern der Müllverbrennungsanlage recht

Der Streit um die geplante Müllverbrennungsanlage in Heiligenkreuz erlebt einen neuen Höhepunkt. Kurz vor der mündlichen Verhandlung am 16. und 17. September in Oberwart bestätigt ein führender deutscher Experte für Immissionsberechnungen und gerichtlich beeideter Sachverständiger die Befürchtungen der Anrainer. Die Grenzwerte für Schwermetalle und Feinstaub würden nicht eingehalten. Vor allem eine Anlieferung per LKW sei abzulehnen. Die Seriosität des Expertenbüros gilt als sehr hoch. Bei einer Überprüfung der bei Müllverbrennungen verwendeten Rechenmodelle schnitt das von diesem Büro entwickelte Modell  als bestes ab, da es den tatsächlichen Messwerten am nächsten kam.

Kyoto-Ziel ade: Müllverbrennung Heiligenkreuz erhöht burgenländische Treibhausgase um 11 %

Im Gutachten der Betreiber bleibt das Thema Treibhausgase ausdrücklich als "nicht gegenständlich" unbetrachtet. Ein Experte ermittelte nun: durch die Emissionen erhöht sich der Treibhausgasausstoß des Burgenlands um 11 %. Die österreichische Landesregierung hat sich zu einer österreichweiten Reduktion um 13 % verpflichtet. Soviel hält man im Burgenland vom Klimaschutz. 

Müllantransport ist das Hauptproblem

Nicht nur in Bezug auf die Schadstoffermittlung sehen Experten Mängel an den von der RVH Heiligenkreuz vorgelegten Gutachten. Ein besonderer Dorn im Auge ist der Plan, Vorklärschlämme zur Verbrennung vorzusehen. Egal, ob man die Kontainer per LKW oder per Bahn anliefert. Sie sind weder luft- noch wasserdicht. Die Folgen: unendlicher Gestank durch Fäkalkeime, die noch dazu mit Salmonellen und anderen gesundheitsgefährdenden Bakterien und Pilzen vermischt sind. LKW`s mit solcher Ladung ziehen häufig auf weiter Strecke eine stinkende Spur austretender Flüssigkeit nach sich, die auch nach Tagen noch zu riechen ist. Einen LKW-Unfall mit solcher Ladung wagt man sich gar nicht vorzustellen. Bei Bahnwaggons ist es genauso. Steht etwa so ein „saftelnder“ Kontainer übers Wochenende am Bahngelände St. Gotthard, haben wir Zustände wie am Brenner“, kritisiert ein Verfahrenstechniker, der federführend an der Errichtung von Müll- und Sonderabfallverbrennungsanlagen in Österreich beteiligt ist.

Solidaritäts Open Air am 14.9. in Mogersdorf – wir wollen der Politik ein Zeichen setzen!

„Die Zivilgesellschaft schläft auch im Burgenland nicht! Gerade weil es hier nicht um unseren eigenen Müll geht und die Energiegewinnung aus seiner Verbrennung, sondern ganz offensichtlich um lukrative Müllimporte aus dem Ausland, werden wir jetzt aktiv“, erklären die Organisatoren eines Solidaritäts Open Air gegen Mülltourismus am Sonntag, 14. September am Sportplatz Mogersdorf. Von 12 Uhr mittags bis 12 Uhr Mitternacht treten Künstler wie Harri Stojka und Jazz Gitti auf, dazwischen informieren Experten, Tourismusvertreter, Bürger- und Ärzteinitiative aber auch Regionalentwickler, wie sie sich eine andere Zukunft als eine „Zukunft im Müll“ vorstellen.

Nähere Informationen zum Programm auf http://www.schechtner.info/14-9-2008