Am 4. März wollte eine Handvoll KlimaaktivistInnen eine Fotoaktion vor der Wirtschaftskammer OÖ in Linz machen, um ein kurzes, stilles Zeichen des Protest gegen Klimaleugner in den Reihen der WK OÖ zu setzen. Diese rief eine Polizeiaufgebot herbei, um diesen absolut friedlichen Protest zu verhindern. Ein Kammermitglied macht in einem Offenen Brief an seine gesetzliche Vertretung seinem Unmut darüber Luft.

An
Wirtschaftskammer OÖ
Präsidentin Mag. Doris Hummer
Hessenplatz 3
4020 Linz

Linz, 5.3.2020

OFFENER BRIEF
an die Wirtschaftskammer OÖ

OÖ Wirtschaftskammer unterbindet mit Polizeiaufgebot friedliches Protestzeichen gegen Klimaleugner in den eigenen Reihen

Sehr geehrte Frau Präsidentin,

die Wirtschaftskammer hat vor kurzem in einer Branchenzeitung einen Artikel publiziert, in der der menschengemachte Klimawandel unter Verweis auf dubiose, von fossilen Konzernen finanzierte Quellen in Frage gestellt wird. Als Wirtschaftskammer-Mitglied wollte ich deshalb gestern gemeinsam mit einigen Klimaaktivisten ein kleines, stilles Zeichen des Protests vor der Wirtschaftskammer-Zentrale am Linzer Hessenplatz setzen. Wir wollten uns kurz mit einem Klimaschutz-Transparent vor die WK OÖ stellen, um ein Foto zu machen. So weit, so unspektakulär und – in einer Demokratie – wohl hoffentlich zulässig. Was dann passierte, war für mich unfassbar. Die Wirtschaftskammer rief ein Polizeiaufgebot herbei und ließ diesen stummen Protest sofort gewaltsam unterbinden. Kein Transparent durfte entrollt werden, die Handvoll Leute wurden des Platzes verwiesen, ein Klimaaktivist wurde sogar für einige Stunden in Polizeigewahrsam genommen.

Ich frage Sie:

Ist es wirklich zuviel von meiner gesetzlichen Interessensvertretung verlangt, sich kritisch mit Klimaleugnern in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen?

Ist es wirklich zuviel von meiner gesetzlichen Interessensvertretung verlangt, einen kurzen, stummen, völlig friedlichen Protest von Menschen, die um die Zukunft unseres Planenten besorgt sind, vor ihrem Haus zu ertragen, ja möglicherweise sogar mit ihnen in Dialog zu treten?

Welche Zukunft hat eine solche Interessensvertretung und welche Interessen vertritt sie?

Enttäuscht und empört,

Mag. Gerald Oberansmayr
4020 Linz