Image In Umweltkreisen wird der neue EU-Energiekommissar Öttinger nur Mr. Atomkraft genannt. Es stellt sich die Frage, wie sich ein Kommissar mit engen Kontakten zur Atomindustrie, zukünftig in Energiefragen, wie etwa der Laufzeitverlängerung verhalten wird. Nachdem aber die Kommission hofft, die Atomenergie zu einer stärker akzeptierten Energieoption zu machen, werden wohl die Atomkonzerne weiter kräftig Gewinne machen, und die Bevölkerung weitere Störfälle akzeptieren müssen, denn ...

 

- Die Atomindustrie der EU-Staaten gehört zu den mächtigsten der Welt. Von den 441 weltweit laufenden Atomkraftwerken laufen 148, also rund ein Drittel in der EU (gefolgt von den USA mit 24% und Japan mit 12%). Auch beim Uranverbrauch liegen die EU-Staaten mit über 32% vor den USA in Führung. 

- Acht EU-Staaten bauen neue AKWs. Italien und Schweden haben den Ausstieg vom Ausstieg beschlossen, Deutschland und Belgien Laufzeitverlängerungen für ihre AKWs. Der Versuch, die Atomkraft zu revitalisieren, wurde und wird von der EU-Kommission massiv unterstützt. Im „Report on the Green Paper on Energy“ (2005) bekennt die Kommission: „Wir hoffen, die Atomenergie zu einer stärker akzeptierten Option zu machen. Denn das ist die Voraussetzung für die weitere Entwicklung dieser Energiequelle. Atomenergie ist ein wichtiger Faktor geworden, um jetzt und auf absehbare Zeit ein sicheres Energieangebot zu gewährleisten.“

- Der neue EU-Energiekommissar Öttinger gilt in Umweltkreisen als „Mr. Atomkraft“. Eng mit den Atomkonzernen E.ON und RWE verbandelt, hat sich Öttinger massiv für die unbeschränkte Laufzeit von AKWs in Deutschland eingesetzt. Dabei bekäme als Neubau wegen der eklatanten Sicherheitsmängel heute keines der 17 Atomkraftwerke in Deutschland nochmals eine Genehmigung. Die Störfallmeldestelle des Bundesamts für Strahlenschutz verzeichnet Jahr für Jahr zwischen 100 und 200 Störfälle und für die kerntechnische Sicherheit bedeutsame Ereignisse in deutschen Atomkraftwerken – seit 1965 insgesamt etwa 6.000.

- Diese Laufzeitverlängerung dürfte – laut Analyse des Freiburger Öko-Instituts – den deutschen Atomkonzernen Zusatzeinnahmen in der Höhe von 100 Mrd. Euro bescheren. Auch in der Vergangenheit haben die Atomkonzerne kräftig verdient. Laut einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlands haben RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW im Zeitraum 2002 bis 2008 ihre Gewinne auf 100 Mrd. Euro verdreifacht.