Die geplante Umwidmung von 5.000 m2 Grünland in Bauland am Linzer Freinberg ist nicht nur ein Anschlag auf den wertvollen Linzer Grüngürtel, es scheint sich auch um einen veritablen Politskandal zu handeln.

Im Vorjahr hat der Linzer Gemeinderat beschlossen, Linz zur „Klimahauptstadt“ zu machen. Mit dem Neu- und Ausbau von Autobahnen in Linz, der geplanten Errichtung von tausenden Tiefgaragenparkplätzen mitten in der Stadt dürfte es wohl nur zum Titel der „Klimaschmäh-Hauptstadt“ reichen. Umso mehr als es nun auch dem Linzer Grüngürtel an den Kragen gehen soll. Dieser „grünen Lunge“ soll am Freinberg ein böser Schlag versetzt werden. Dort wo sich jetzt eine Minigolfanlage und ein Naherholungsgebiet mit Bäumen befindet, soll 5.000 m2 Grünland in Bauland umgewidmet werden, um Platz für Luxuswohnungen zu schaffen. Der Hintergrund: Die katholische Privatschule des Aloisianums braucht etliche Millionen für einen prestigeträchtigen Eingangsbereich. Dafür soll Grünland, das der Allgemeinheit dient, in Betongold für wenige verwandelt werden.

„Entspricht keinem öffentlichen Interesse“…

Für diese Umwidmung soll am 23. Jänner im Linzer Gemeinderat grünes Licht gegeben werden. Ein von der Initiative „Grüngürtel schützen – jetzt!“ in Auftrag gegebene Studie kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: "Die Herausnahme aus dem Grünzug und die geplante Umwidmung des Grundstücks ist fachlich nicht nachvollziehbar und entspricht keinem öffentlichen Interesse." (meinbezirk.at, 3.5.2019). Unter anderem werden durch den Wohnbau Frischluftwinde entscheidend gebremst, das typische Orts- und Landschaftsbild beeinträchtigt und ein Signal für weitere Widmungsbegehrlichkeiten am Freinberg gegeben.

Man fragt sich, wie in Zeiten der Klimawandels und zunehmender Hitzetage in Linz ein solcher Angriff auf den Grüngürtel eine Mehrheit im Gemeinderat finden kann. Eine Antwort dürfte in den politischen und wirtschaftlichen Vernetzungen – treffender wäre wohl Verfilzungen – des Aloisianums zu finden sein. Vorsitzender des Absolventenvereins des Aloisianums („Altfreinberger“) ist Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank OÖ. Im Vereinsvorstand der „Altfreinberger“ finden wir auch Landeshauptmann Thomas Stelzer, der vor Schaller Vorsitzender des Vereins war. Das erklärt, warum 2018 das Land OÖ haargenau diesen Grünzug auf Wunsch des Aloisianums aus dem Grünzug herausgenommen hat. Doch die Umwidmung selbst kann nur der Linzer Gemeinderat beschließen. Und hier kommt der Aloisianum-Filz in die andere politische Richtung ins Spiel. Denn im Vereinsvorstand sitzt auch der eh. Generaldirektor der Linz AG Alois Froschauer als Querverbinder zur Linzer Bürgermeisterpartei. Froschauer bekleidet das Amt des stv. Obmann des Aloisianums-Schulvereins, wo er als Geschäftsführer der „Freinberg Immo“ - einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft des Schulvereins - für die Immobilien des Aloisianums zuständig ist.

Ebenfalls im Vorstand des Schulvereins befindet sich Markus Redl, führender Funktionär im ÖVP-Wirtschaftsbund OÖ und Geschäftsführer und Miteigentümer des Bauträgers LEWOG. Das Magazin „Linza“ berichtet über die LEWOG: „Laut Webseite befinden sich die LEWOG-Immobilien bevorzugt ‚in schönen, attraktiven, sonnigen, begehrten und ausgewählten Lagen in Leonding und dem Großraum von Linz‘ und ‚erfüllen höchste Ansprüche‘. Insider berichten von einem – seit langem fertigen – Projekt von Seiten dieses Bauträgers für das Grundstück ‚Minigolfplatz‘“.

… aber dem Interesse eines elitären Klüngels

Wenn dem so ist, dann ist diese Umwidmung nicht nur ein unverantwortlicher Angriff auf den Grüngürtel, sondern auch ein veritabler Polit-Skandal: Damit sich eine private Eliteschule eine schmucke Fassade leisten kann, wird der Politfilz in den Vereinen des Aloisianums genutzt, um Grünland in Bauland umzuwidmen und darauf Luxuswohnungen zu errichten. Das Aloisianum gewinnt Millionen Umwidmungsgewinne, ein mit dem Aloisianum verbandelter Bauträger satte Immobiliengewinne, eine Handvoll Reicher einen schönen Ausblick auf die Stadt. Es verlieren alle Linzerinnen und Linzer, die ein Interesse an einem intakten Grüngürtel und einem wertvollen Naherholungsgebiet haben.

Wir fragen die Stadtverantwortlichen: Schaut so der Weg zur „Klimahauptstadt“ aus?
Wir fragen das Aloisianum: Ist das euer Verständnis von „jesuitischer Erziehung“, die auf eurer Webpage so gepriesen wird?

Doch wichtiger als Fragen ist Aufschreien: Lassen wir diesen Anschlag auf die grüne Lunge von Linz nicht zu! Kommt zur Protestkundgebung "HÄNDE WEG VOM LINZER GRÜNGÜRTEL!", die am Do, 23.1.2020 direkt vor der Gemeinderatssitzung stattfindet, wo über diese Umwidmung entschieden werden soll: 13.15 bis 14 Uhr. Nehmt Geräuschinstrumente mit, damit die GemeinderätInnen im Rathaus unsere Meinung zu hören bekommen.

Nachtrag:

Franz Dobusch, eh. Linzer Bürgermeister:
„Der Grüngürtel muss tabu sein!“

"20 Jahre hat er gehalten, der Grünzug am Freinberg. Und das gegen alle Versuche. Schon vor zehn Jahren hat das Aloisianum versucht dort Bauland und so Geld zu bekommen. Damals war von einem Umbau noch nicht die Rede. Das tut aber nichts zur Sache, wenn diese Privatschule Geld braucht, muss und kann sie das anders finanzieren, über Kredite und auch mit Unterstützung der öffentlichen Hand, aber doch nicht so. Der Grüngürtel ist tabu, das sollte eine Selbstverständlichkeit sein."
(siehe https://www.facebook.com/linz.gruenguertel, 18.1.2020)