Laut einer aktuellen WWF Studie gehören die Staaten der EU mit einem Anteil von 16 Prozent zu den weltweit zweitgrößten Vernichtern des Tropenwaldes, gefolgt von Indien und den USA. Nur das ungleich größere China (24 Prozent) verbraucht mehr. Unersetzlicher Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen, aber auch wichtiger CO2 Speicher geht verloren.

Urwald auf unseren Tellern

2017 seien laut der WWF Studie 31 Prozent der weltweiten Zerstörung von Tropenwald allein durch den Export von Soja – hauptsächlich als Futtermittel für die Massentierhaltung - an die EU vernichtet worden. Und der Bedarf nimmt seit Jahrzehnten zu. Weitere 24 Prozent des Waldes wurden für Palmöl zerstört, zehn Prozent für Rindfleisch, acht Prozent für Holzprodukte, sechs für Kakao und fünf für Kaffee. Der Lebensraum für eine mannigfaltige Tier-und Pflanzenwelt, Urwald, wird also nicht hauptsächlich wegen des Holzes selbst vernichtet, sondern wie die WWF-Studie zeigt: für die Nahrungsmittelindustrie der reicheren Staaten wie die der EU. Grotesk dabei ist, dass in eben genau jenen Staaten täglich viele Hektar wertvolles Ackerland das der Ernährung dienen sollte, unter Beton verschwindet.

Mit durchschnittlich 43.700 Hektar sei in der EU Deutschland für die meiste Entwaldung durch Importe verantwortlich gewesen. Österreich liegt in der „Waldzerstörer-Rangliste“ der ehemals EU-28 mit der Vernichtung von 36.400 ha (etwa der Größe des Neusiedlersees) auf Platz 15 im Mittelfeld.

EU-Kommission macht Druck für EU-Mercosur-Freihandelsabkommen

Verheerend würde sich auch das EU-Mercosur-Abkommen auswirken. Nach wie vor macht die EU-Kommission Druck, um dieses Abkommen durchzudrücken, das den Raubbau am Regenwald im wahrsten Sinn des Wortes anheizen würde. Um vor allem der deutschen Autoindustrie neue Absatzmärkte zu eröffnen, sollen die Schleusen für Billigrindfleisch aus den Mercosurstaaten geöffnet werden – zu Lasten der Regenwälder und der heimischen Landwirtschaft.

Aktuell versucht die EU-Kommission den Widerstand einzelner Nationalstaaten gegen dieses Abkommen – darunter Österreich – auszuhebeln, indem das Abkommen in einen Freihandelsteil und einen politischen Teil aufgesplittet wird. Beim Freihandelsteil des Abkommens sollen dann die Nationalstaaten übergangen werden können.

Mehr statt weniger CO2

Derartig groß angelegte Vernichtung von Regenwald hat laut WWF-Studie auch Auswirkungen auf das Klima. 2017 wurden 203.000 Hektar Tropenwald für EU-Importe vernichtet, dadurch seien 2017 indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht worden, heißt es in dem Bericht. Das entspreche mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus der Landwirtschaft im selben Jahr.

Insgesamt wurden 2017 1,3 Millionen Hektar Tropenwald für den internationalen Handel zerstört. Aber durch diese Rodungen ging nicht nur wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen verloren und in Folge auch für die Menschen, sondern auch wertvoller CO2 Speicher. Statt CO2 zu reduzieren, wie es notwendig wäre, um die Erderwärmung nicht weiter voranzutreiben, wurden 2017 dadurch weltweit 740 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt.

„Die Ära der Naturzerstörung muss enden, denn natürliche Ökosysteme wie Wälder sind unsere Lebensversicherung“, fordert Christine Scholl, WWF-Expertin für nachhaltige Lieferketten in Deutschland.

Eine Lebensversicherung für die Menschen der reichen Staaten und unmittelbar für die lokale Bevölkerung, die von der Regenwaldabholzung betroffen ist, und von ihrem Land vertrieben wird. Menschen die dann schlecht bezahlt und unter oft unwürdigen Arbeitsbedingungen auf den Feldern Produkte für den Export anbauen, während über ihren Köpfen hinweg das Flugzeug giftige Pestizide versprüht.

Was tun?

Laut einer kürzlich veröffentlichten WWF-Ernährungsstudie kann auch ein Ernährungswandel dazu beitragen, den Entwaldungsdruck auf die Regenwälder zu senken. Eine Ernährungsumstellung der Menschen allein wird jedoch nicht reichen. Dies muss von einer Politik flankiert sein, die bereit ist die notwendigen Schritte zu setzen. International wie auch im eigenen Land. Die Solidarwerkstatt Österreich fordert deshalb von der Österreichischen Bundesregierung:

  • Den Bodenverbrauch/Bodenversiegelung sofort zu stoppen, damit nicht noch mehr fruchtbarer Ackerboden unter Beton verschwindet
  • Keine Zustimmung zu Freihandelsverträgen wie z.B. dem Mercosur Abkommen
  • Ernährungssouveränität Österreichs herzustellen, letztlich Ausstieg aus dem EU-Binnenmarktregime samt seinen neoliberalen Freihandelsverträgen
  • Importverbot von genmanipulierten, Pestizid behandelten Futtermitteln
  • Ausstieg aus der tierquälerischen Massentierhaltung, (80% der importierten Soja-Futtermitteln werden derzeit an diese verfüttert)
  • Stopp der Beteiligung am weltweiten Raubbau an den Wäldern durch österreichische Unternehmen

Eveline Steinbacher
(Mai 2021)


Quellen:

https://orf.at/stories/3209122/

https://www.wwf.de/2021/april/die-waldzerstoerungs-weltrangliste

https://www.tt.com/artikel/30774281/klimakiller-fleisch-ernaehrung-erzeugt-in-oesterreich-mehr-co2-als-verkehr