Die Europäische Union und der südamerikanische Wirtschaftsblock Mercosur haben sich auf ein umfassendes Abkommen zur Bildung der größten Freihandelszone der Welt verständigt. Während die EU-Mächtigen derzeit gerne über Klimaschutz reden, erweist sich das EU-Freihandelsdogma, einmal mehr als Torpedo gegen den Klimaschutz.


Denn gerade das EU-Mercosur-Abkommen verschärft einen extrem klimaschädlichen Teufelskreislauf: In Südamerika wird Regenwald abgeholzt, um mit enormen Ausstoß von Treibhausgasen billiges Rindfleisch zu produzieren, das über tausende fossile Transitkilometer nach Europa transportiert wird, um hier regionale Landwirtschaften zu untergraben, damit im Gegenzug Autobestandteile nach Südamerika über tausende fossile Transitkilometer transportiert werden, um dort den Automobilismus anzukurbeln (sh. Kommentar).

Regenwald von der Größe Großbritanniens vernichtet

Schon heute wird der Regenwald – die grüne Lunge unserer Erde – in rasendem Tempo vernichtet. Allein im vergangenen Jahr wurde weltweit Regenwald von der Größe Großbritannien zerstört (Quelle: ORF, 26.6.2019) – der größte Anteil davon in Brasilien. Der Regenwald ist extrem artenreich und speichert mehr Kohlenstoff als jeder andere Wald – eine wichtige Pufferfunktion für das weltweite Klima. Schätzungsweise 15% aller weltweiten Kohlestoffemissionen werden durch das Verbrennen der Regenwälder freigesetzt (IPCC, 2014). Mit dem EU-Mercosur-Abkommen wird diese Zerstörung weiter beschleunigt, da die Schleusen für den Export von Rindfleisch in die EU sperrangelweit geöffnet werden. In Brasilien werden etwa 65% der gerodeten Flächen für Rinderweiden verwendet.

Auch die Auswirkungen in Österreich werden beträchtlich sein. Gerade die im internationalen Vergleich kleinräumige österreichische Landwirtschaft droht unter die Räder des Billigimports von landwirtschaftlichen Gütern aus den Mercosur-Staaten zu kommen.

Mercosur

Volkabstimmung über EU-Mercosur-Freihandelsabkommen!

Wie können wir uns gegen dieses fatale Freihandelsabkommen wehren? CETA hat gezeigt, wie es nicht geht: nämlich indem man sich darauf konzentriert, Bittbriefe nach Brüssel bzw. an den EuGH zu richten. Voraussichtlich muss das EU-Mercosur-Freihandelsabkommen auch auf nationaler Ebene ratifiziert werden. Die Solidarwerkstatt fordert daher – wie schon bei CETA - eine Volksabstimmung über dieses Abkommen. Die österreichische Bevölkerung muss das Recht haben, selbst in einer Volksabstimmung über dieses Abkommen zu entscheiden, das alle Bekenntnisse zu mehr Klimaschutz verhöhnt und die regionale Landwirtschaft in unserem Land zerstört.


Kommentar:

„Zum Aus der Haut Fahren“

„Frei“-Handelsabkommen wie das EU-Mercosur-Abkommen dienen den reichen Staaten, denn was sollen arme für einen fairen Preis exportieren? Gold und Silber werden schon lange von westlichen Staaten geplündert. Nun sollen sie auch noch ihre Felder, ihren Lebensraum opfern. Während sie, wie in diesem Fall, Autoteile bekommen, dürfen die südamerikanische BäuerInnen auf Großplantagen Soja etc. anbauen - für den Export von Rindern, die sie auf ihren Grasflächen für die sog. 1. Welt produzieren.

SüdamerikanerInnen dürfen Rinder produzieren, anders kann man es nicht nennen, wenn Tiere großindustriell in Massen zum Schlachten gemästet werden. Vorbei an den Tierschutzvorstellungen, wie sie bereits bei uns in der Biolandwirtschaft Einzug gehalten haben. Massen von Rindern verursachen Unmengen des Treibhausgases Methan. Dazu kommen dann die Emissionen, die die Transporte beim Export ins Abnehmerland (übers Meer) verursachen. Eigentlich vor den Zeiten der Klimakatastrophe schon ein Unding – aber jetzt, da die Klimakatastrophe spürbar wird und langsam versucht wird, uns aus der Sackgasse heraus zu manövrieren, in die uns unsere zum Teil egoistische und nicht an die nächsten Generationen denkende Lebensweise gebracht haben – ist das purer Zynismus. Wasser predigen und Wein trinken.

Hinzu kommen die Arbeitsbedingungen für die meist armen Menschen, die in den Betrieben in Südamerika arbeiten. Wo Spritzmittelbomber über die Felder und die Häuser fliegen. Die Menschen werden schlecht bezahlt und als Lohn werden sie durch das Gift schwer krank, Neugeborene kommen z.T. mit Missbildungen auf die Welt.

Aber dafür bekommen die Menschen Autoteile  aus der EU geliefert. Die nach Südamerika transportiert werden (auf Containerschiffen die mit Schweröl fahren?) mit hohem ökologischen Fußabdruck und vor Ort die Verwendung von Autos befeuern, statt Alternativen zu fördern.

Es ist zum Aus der Haut fahren - und zum Ärmel hochkrempeln, um Widerstand zu leisten!

Eveline Steinbacher

Siehe auch:
Faltblatt der Solidarwerkstatt "Global denken - vor Ort handeln!"

Protestkundgebung am Mi, 28. August 2019
Der Amazonas brennt - Bolsonaro lenkt
17 Uhr, vor der brasilianischen Botschaft in Wien
Brasilianische Botschaft Pestalozzigasse 4/2 1010 Wien

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