ImageDie österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) erstellte 2008 im Auftrag der Grünen Bildungswerkstatt eine Studie über die energiepolitischen Alternativen Österreichs. Das Resümee: Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern bei der Strom- und Wärmeaufbringung ist möglich bis 2020/2030 - wenn energisch energiepolitisch umgesteuert wird.


Auftrag der Studie war es, zu untersuchen, ob eine Umstellung des österreichischen Energiesystems in den beiden Sektoren Raumwärme bis 2030 und Stromversorgung bis 2020 anhand der theoretischen-technischen Potenziale auf 100% erneuerbare Energieversorgung möglich ist. Weitgehend außerhalb blieben die Sektoren Motilität und Prozesswärme in der österreichischen Industrie und im Gewerbe.

Grundlage für die vorliegende Kurzstudie bilden die wichtigsten österreichischen Potenzialstudien im Bereich der Energieeffizienz und der Nutzung erneuerbarer Energieträger sowie die begleitend dazu erhobenen 18 österreichischen Best Practice Projekte.

Die wesentlichen Ergebnisse

Die Kurzstudie zeigt, dass eine Vollversorgung der Sektoren Raumwärme und Stormerzeugung innerhalb der angegebenen Zeiträume auf Basis der vorhandenen technischen Potenziale mit erneuerbaren Energieträgern möglich ist (siehe unten). Ein technisch möglicher Weg hierzu wurde in Form eines Effizienzszenarios aufgezeigt und in Bezug zum Referenzszenario gesetzt, welches eine Weiterführung der Trends abbildet.

Im Rahmen des Effizienzszenarios wurde die Abschätzung der technisch vorhandenen Potenziale in den einzelnen Nutzungskategorien im Bereich der Energieeffizienz und der Erneuerbaren nach Einschätzung ihrer technischen Realisierbarkeit vorgenommen. Im Mittelpunkt steht dabei die Realisierung technischer Potenziale. Änderungen des Lebensstils, der Wirtschaftsstruktur sowie der Siedlungsstruktur wurden nur in begründeten Fällen berücksichtigt. Ebenso wurde eine Weiterentwicklung vorhandener Technologien und bestehenden Know-Hows infolge ihrer breiten Nutzung (Lernkurven) sowie erhöhter Forschungsanstrengungen Österreichs angenommen. Der Einsatz zusätzlicher technologischer Optionen (zB. Wasserstoff) wurde nicht unterstellt. Aussagen zu den erforderlichen politischen Maßnahmen auf österreichischer und europäischer Ebene wurden nicht getroffen.

Zur Interpretation der Ergebnisse

Auf Basis der Ergebnisse der vorliegenden Kurzstudie lassen sich insbesondere folgende Aussagen treffen:

Massive Erhöhung der Energieeffizienz unverzichtbar

Das vorgestellte Szenario zur Deckung des österreichischen Bedarfs an Raumwärme und Elektrizität mit 100% Erneuerbaren basiert auf einer Reduktion des Bedarfs an Elektrizität bis 2020 um 4% und an Raumwärme um 36% bis 2030. Dies erfordert eine massive Erhöhung der Energieeffizienz in den genannten Sektoren gegenüber dem Trend. Die zentralen Potenziale im Stromsektor bestehen in der maximalen Erhöhung der Effizienz je Gerät/Anlage sowie in der Beschränkung „neuer“ Nutzungen (z.B. Raumkühlung). Im Bereich der Raumwärme ist neben klima-aktiv und Passivhausqualität im Neubau sowohl eine Erhöhung der Sanierungsrate auf 3% bis 2020 als auch eine signifikante Steigerung der thermischen Sanierungsqualität erforderlich.

Intensiver Biomasseeinsatz

Basierend auf vorhandenen Potenzialschätzungen zum Potenzial von Biomasse wird die energetische Nutzung der Biomasse für Raumwärme bis 2030 mehr als verdoppelt. Dieses zusätzliche Potenzial wird in hohem Maße in (wärmegeführten) Kraft-Wärme-Koppelungen eingesetzt. Die Biomasse deckt damit etwa 2/3 des Raumwärmebedarfs im Jahr 2030 sowie etwa 50% des Zuwachses an Strombereitstellung aus erneuerbaren Quellen bis 2020. Letzteres entspricht einer Erhöhung von 806 GWh/a im Jahr 2005 auf 12.867 GWh/a im Jahr 2020.

Forcierter Einsatz Erneuerbarer Energieträger

Im vorgestellten Szenario wird die Nutzung aller erneuerbaren Energieträger wesentlich verstärkt. Neben einer Erhöhung der Ausbeute aus Großwasserkraft erfordert dies im Strombereich eine Verdoppelung der Kleinwasserkraft, eine Vervierfachung der Windenergienutzung und eine Verhundertfachung des Ertrages aus Photovoltaik auf 1.600 GWh/a im Jahr 2020. Im Bereich der Raumwärme steigt der Einsatz der thermischen Solarenergie von 4,6 auf 31 PJ, der Beitrag der Wärmepumpe von 6,3 PJ auf 32,4 PJ bis 2030.

Konzentration auf Strom und Raumwärme

Die Kurzstudie konzentriert die vorhandenen Potenziale erneuerbarer Energieträger auf die Sektoren Stromerzeugung und Raumwärme. Eine analoge Entwicklung der Erneuerbaren in den Sektoren Mobilität und industrielle Prozesswärme ist – unabhängig von den hier ebenfalls enormen Einsparpotenzialen und –erfordernissen – nicht zu erwarten. Vielmehr wurden 50% des Biomassepotenzials, welches laut Biomasse-Aktionsplan im Mobilitätsbereich eingesetzt werden soll, der Kraft-Wärme-Koppelung zugeführt.

Langversion der ÖGUT-Studie auf http://www.gruene.at/uploads/media/OEgut-Studie_Erneuerbare_2020_2030.pdf

Nicht vergessen: Volksbegehren "Raus aus EURATOM!" unterschreiben (28.2. bis 7.3.2011); nähere Infos auf http://www.werkstatt.or.at/index.php?option=com_content&view=article&id=365&Itemid=98