Dass die Kreuzfahrtsschiffe auf der Donau ihre Fäkaltanks ungeklärt in die Donau entleeren „ist Alltag“, wie ein Insider dem Kurier verriet.


Ob die gewerberechtlichen Bestimmungen der Abwasserentsorgung eines Hotels in Österreich eingehalten werden, hängt von seinem Standort ab. Wenn es sich um ein schwimmendes Hotel handelt, etwa ein Kreuzfahrtschiff, dann braucht es keine rechtlich bindende und nachweisliche  Abwasserentsorgung. Obwohl, vielleicht schon, doch wer kontrolliert den zum Himmel stinkenden Missstand? Die Fäkalabwässer der Kreuzfahrtschiffe werden in die Donau uns Badenden frisch und kostenfrei serviert.

400 Kreuzfahrtsschiffe

Vor der Corona Krise stapelten sich an die 400 Kreuzfahrtschiffe auf der schiffbaren Donau. Aufgrund der touristischen Attraktivität hauptsächlich zwischen Regensburg und Budapest und somit auch im österreichischen Abschnitt der Donau. Diese Attraktivität wurde nunmehr zur Umweltplage für alle Anrainer. Denn überall wo diese Schiffe mit bis zu 300 Passagieren anlegen, läuft der Dieselmotor ganze 24 Stunden durch. Der Strombedarf am Schiff erfordert dies. Zudem kommen die täglichen Ausflugsfahrten, weg vom Schiff, mit Bussen hin zur oftmals weit entfernten Sensation. Nach Speis und Trank auf dem schwimmenden Hotel, muss auch der Touristenkörper seinen Stoffwechsel entleeren. Auf ca. 400 Schiffen mit durchschnittlich 250 Passagieren kommen etliche Kubikmeter Fäkalien in den jeweiligen Tank. Das Entleeren der Fäkaltanks in die Donau „ist Alltag“, wie ein Insider 2019 dem Kurier verriet (sh. Kasten). Überall, und vielleicht oder wahrscheinlich auch in oder bei Linz?

„Ab und zu“

Kein Kreuzfahrtsschiff muss den Behörden nachweisen, wann und wie es seinen Fäkaltank entleert. Allein zehn Kreuzfahrtschiffe können in Linz gleichzeitig anlegen und ……? Eine Nachfrage bei der für Abwasser zuständigen LINZ AG, ob in Linz anlegende Kreuzfahrtschiffe ihre Fäkalabwässer in das Linzer Kanalnetz abpumpen können oder durch die LINZ AG abgesaugt werden, ergab eine klärende Aussage. Seit Corona nein, vor Corona „ab und zu“! Das bedeutet, alles bezieht sich im freien Markt auf Freiwilligkeit. Und wenn diese etwas kostet, ja dann wird Fäkalabwasser in die Donau abgelassen. Außerdem kennt Wasser keine Grenzen und alles was oberhalb hineinkommt, schwimmt uns in Linz um die Nase.

Beim Baden und Fischen werden oftmals solche Dinge, welche ansonsten über den Kanal in die Kläranlage kommt, optisch und olfaktorisch wahrgenommen. Unangenehm wahrgenommen, den sauber ist das nicht, und schon gar nicht umweltfreundlich. Kläranlagen sind nicht umsonst gebaut worden. Aber das ist in der Tourismusindustrie, auch jener der Kreuzfahrtschiffe, so nicht angelegt. Aber auch die zuständige Politik schert sich kaum um den Gleichheitsgrundsatz bei Hygiene. Jedes Hotel an Land muss an das Kanalsystem angeschlossen sein, darf die Umwelt und Anwohner nicht durch Müll und Fäkalien belästigen. Durch Dieselmotoren, welche 24 Stunden laufen, durch zu- und abfahrende Ausflugsbusse, durch Müll und Fäkalabwasser entsteht nicht nur das Gefühl, das schwimmende Hotels oder Kreuzfahrtschiffe in keiner Weise gleich sind.

Laut Wasserstraßen-Verkehrsordnung darf Herr oder Frau Österreicher auf keinem Fall ein Gewässer verschmutzen. Was für die Menschen in Österreich gilt, hat noch lange nicht für Unternehmen zu gelten, denn der freie Markt regelt alles. Auch in Linz in die Donau. Denn: Können Sie an der Linzer Donaulände eine Abwasserentsorgungsstelle für Kreuzfahrtschiffe erkennen?

Rudolf Schober
aus: SOLiNZ 4/2021

„Zwei Mal täglich in die Donau gepumpt“

Thomas Gruber (Name von der Redaktion geändert) kann eines mit Bestimmtheit sagen: Die Vorwürfe gegen die Donauschifffahrt wegen der Einleitung von Fäkalien in den Fluss stimmen weitgehend. „Das kann ich nicht sagen, weil ich es gehört habe, sondern weil ich es selber gemacht habe. Das ist Alltag. Ich habe selber den Inhalt von Fäkaltanks in die Donau gepumpt. Ich hatte immer ein ungutes Gefühl dabei, aber es hat sonst niemanden gestört. Und selbst wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte es eben jemand anderer erledigt.“ Je nach Bedarf sei der Inhalt der Fäkaltanks zwei Mal täglich oder alle zwei Tage in die Donau gepumpt worden. Damit das nicht auffällt, geschehe es meist nicht am Anleger in Ufernähe, sondern beim Wenden der Schiffe. Weil die Schraube das Wasser besonders kräftig verwirbelt, erzählt er. Manchmal werde auch das sogenannte Bilgenwasser, das sich durch Kondensation im Rumpf der Schiffe bildet, in die Donau gepumpt. Das ist allerdings mit Öl und Dieseltreibstoff verunreinigt. Gruber erklärt, warum das kaum auffällt: „Durch die Beigabe von Geschirrspülmittel bildet das auf der Wasseroberfläche keine Schlieren und bleibt unauffällig. Das lernt man schon in der Ausbildung“, ergänzt er.
Kontrollen der Entsorgung seien ihm dabei in seiner gesamten Dienstzeit niemals untergekommen.

Quelle: https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/insider-packt-aus-ich-hab-alles-in-die-donau-gepumpt/400410044