Seite 1970 sind die Bestände der beobachteten Wildtiere um 69% zurückgegangen. Pro Tag verschwinden bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten von der Erde. Das bedroht auch das Überleben der Menschheit.


Biodiversität umfasst die verschiedenen Lebensformen (Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Bakterien), die unterschiedlichen Lebensräume, in denen Arten leben (Ökosysteme wie z.B. Wald oder Gewässer), sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten (z.B. Unterarten, Sorten und Rassen). Artenvielfalt ist die Vielfalt von Pflanzen und Tieren innerhalb eines Lebensraums, also wie viele Pflanzen- und Tierarten es in einem Gebiet gibt.

Die Biodiversität ist für das Überleben von Menschen unverzichtbar. Natürliche Lebensräume und Arten versorgen uns mit Nahrung und Trinkwasser, liefern Fasern für Kleidung und Grundstoffe für Arzneien, bieten Schutz vor Stürmen und Überschwemmungen und regulieren das Klima.

Heute leben noch an die zwei Millionen Arten auf unserem Planeten. Doch diese Leben sind in Gefahr. Das Artensterben erreicht neue erschreckende Dimensionen wie der Living Planet Report des WWF aufzeigt: Seit 1970 sind die Bestände der beobachteten Wildtiere (Säugetiere, Vögel, Fische, Amphibien und Reptilien) weltweit im Schnitt um 69 % zurückgegangen. Die Biodiversität und unsere natürlichen Lebensräume gehen zurück.  Arten sterben aus, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

Experten schätzen, dass pro Tag bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten von der Erde verschwinden. Die Weltnaturschutzunion IUCN erfasst mehr vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten als jemals zuvor: mehr als 41.000 (Stand: Juli 2022). Die IUCN ist Mitinitiator der World Database on Protected Areas (WDPA), der umfassendsten Datenbank aller terrestrischen und marinen Schutzgebiete auf der Erde.

Die Ursachen des Artensterbens

Die Gründe für den Verlust der Artenvielfalt und der Biodiversität sind vielfältig, Großbetriebe und Konzerne profitieren von der EU-Agrarpolitik, die nach Größe der Betriebe statt nach Qualität und ökologischen Folgen fördert. Die Folge: industrielle Landwirtschaft, Monokulturen, Pestizide, Bodenversiegelung, die Zerstörung und Übernutzung von Lebensräumen, die Entwaldung. Hinzu kommen der illegale Wildtierhandel und die Wilderei – all das verursacht den Rückgang der Arten. Hinzu kommen die negativen Folgen der Erderhitzung, an die sich Tiere nicht schnell genug anpassen können.

Es gibt zu wenig Futterpflanzen für manche Wildtiere und Insekten. Manche Wildtiere ziehen in die Städte, da sie hier Futter finden. Durch landwirtschaftliche Nutzung werden die Böden für Wiesenpflanzen überdüngt, die aber ungedüngte Flächen für ihr Wachstum brauchen. Den bedrohten Arten geht es immer schlechter, weil wir ihre Lebensräume verbauen und verschmutzen.

Bodenversiegelung stoppen

Die Böden der Welt enthalten wesentlich mehr Kohlenstoff als die Erdatmosphäre. Damit der Kohlenstoff als Humus im Boden bleibt und nicht als CO2 entweicht, muss mit unseren Böden sorgsamer umgegangen werden!

Rund ein Drittel der weltweiten Landfläche ist landwirtschaftlich genutzter Boden, von dessen bedrohter Fruchtbarkeit die Menschheit lebt. Der Boden beherbergt mehr Arten, als auf der Erdoberfläche leben und regelt den Wasserkreislauf. Außerdem ist er ein wichtiger Klimafaktor, indem er Kohlenstoff in Form von Humus speichert.

Doch der Boden ist zunehmend gefährdet. Landwirtschaftliche Flächen sind durch intensive Nutzung (industrielle Landwirtschaft, Monokulturen) bereits schwer geschädigt und zum Teil, im wahrsten Sinn des Wortes, verwüstet. Auch die zunehmende Verbauung mit Gebäuden, Gewerbeparks oder Straßen trägt dazu bei, dass der Boden seine wichtigen Funktionen nicht mehr erfüllen kann.

Durch die Verbetonierung der Grünflächen wird so Wildtieren immer mehr Lebensraum entzogen und die Temperaturen steigen. Es wird heiß - zu heiß - was auch wir Menschen inzwischen immer stärker spüren.

Statt Böden durch Verssiegelung zu vernichten, brauchen wir mehr statt weniger Pflanzen, Bäume, Hecken, Wiesen und in Städten Parks, Kletter- und Topfpflanzen, auch um die Fassaden zu kühlen. Je grüner es in den Städten wird, umso mehr Lebensraum entsteht für Insekten, Vögel und Fledermäuse u.a. und uns. Umdenken und keine Sonntagsreden sind gefragt.

Wasserlebewesen

Wir müssen aber auch die Lebensräume für alle Wasserlebewesen und Pflanzen schützen- in Flüssen, Bächen, Seen und Meeren. Gerade auch sie sind bedroht: Überfischung, Aquakultur, Öl- und Gasförderung, Sand- und Kiesabbau, Meereserwärmung und -versauerung durch die Klimakrise, Verschmutzung durch Plastikmüll, Düngemittel, radioaktive Stoffe und Gifte.

Dabei sind z.B. Meeresschutzgebiete ein wichtiges Werkzeug, um Lebewesen und Lebensräume vor schädigenden Einflüssen zu bewahren und die Widerstandsfähigkeit der Meere zu stärken.

Neben Meeresschutz brauchen wir aber auch eine ökologisch nachhaltige und sozialverträgliche Nutzung der Meere. Nur so bleiben sie auch für die folgenden Generationen erhalten als Lieferanten von Sauerstoff, Nahrung, Medizin – und als Klimakühlung.

Insektensterben

Intensive Landwirtschaft: Monokulturen, fehlende Saumstrukturen und der übermäßige Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln setzen der Artenvielfalt am stärksten zu. Zentrale Ursachen liegen in der mengen- und flächenmäßig hohen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und anderen Pestiziden, dem Verlust der Strukturvielfalt mit einer Vielzahl an Nahrungspflanzen und der Intensivierung in der Agrarlandschaft, der Eutrophierung von Böden und Gewässern und Luft aufgrund von Nährstoffeinträgen sowie der Lichtverschmutzung in und um Siedlungen.

Damit das Summen, Brummen und Zwitschern und letztendlich wir Menschen nicht vollständig verschwinden, ist es an der Zeit, geschädigte, zerstörte Lebensräume in Qualität und Quantität wiederherzustellen.

Mittlerweile ist die Dringlichkeit auch in der internationalen Politik angekommen: Auf der UN Biodiversitäts-Konferenz COP15 in Montreal im Dezember 2022 wurden weitreichende Ziele beschlossen, unter anderem eine Unterschutzstellung von 30 Prozent der Landes- und Meeresfläche bis 2030. Für einen effektiven Artenschutz reicht aber nicht nur der Schutzstatus, es müssen auch die konkreten Bedrohungen der Artenvielfalt erkannt und bekämpft werden. 

Artenschutz in Österreich

Österreich verfügt über eine reiche Artenvielfalt. Ungefähr 46.000 Tierarten haben bei uns ihr Zuhause. 581 davon sind sogar endemische Arten. Das bedeutet, sie kommen nur in Österreich und nirgendwo anders auf der Welt vor. Die Artenvielfalt ist ein wichtiger Schatz, den es zu bewahren gilt. Denn wie in so vielen Lebensbereichen ist Vielfalt ein wichtiger Schutz gegen unvorhergesehene Veränderungen. Dementsprechend ist der Erhalt der biologischen Vielfalt – auch bei uns in Österreich – die beste Versicherung, um weiterhin auf einem lebenswerten Planeten leben zu können.

WAS TUN?

  • Unsere demokratischen Grundrechte nutzen und einfordern, d.h.: Politik herausfordern, endlich den vielen Versprechungen Taten folgen zu lassen und dafür Gelder zur Verfügung zu stellen.
  • Biologische Vielfalt erhalten
  • Ausweitung und Förderung des biologischen Landbaus und der regionalen Kreislaufwirtschaft statt umweltzerstörende Freihandelsverträge wie z.B. das EU-Mercosur-Abkommen
  • Humusaufbau forcieren, damit Kohlenstoff als Humus im Boden bleibt und nicht als CO2 entweicht.
  • Kein weiteres Grünland versiegeln – versiegelte Flächen nutzen.
  • Pestizideinsatz im konventionellen Anbau bis zum Ausstieg stark reduzieren
  • Entschiedene Maßnahmen gegen die Erderwärmung, denn Klimakrise und Artensterben sind letztlich zwei Seiten einer Medaille

Eveline Steinbacher
(Juli 2023)


Quellen:

https://www.wwf.at/artenlexikon/
https://www.wwf.at/nachhaltig-leben/boden/
https://greenpeace.at/hintergrund/artensterben-in-oesterreich/
https://www.wwf.at/das-schuetzen-wir/bedrohte-
arten/?gclid=CjwKCAjwqZSlBhBwEiwAfoZUIJ8-
tN9OL2XstVyRH22MpseM44zqXlemkivGocpgXw5yC8wbmBn1fBoCKSUQAvD_BwE
https://naturschutzbund.at/newsreader-36/items/naturschutzbund-insektensterben-verhindern-nicht-beschoenigen.html