Terminkalender

Online-Veranstaltung: "Wie radikal soll Demokratie sein?"
Freitag, 22. Januar 2021, 15:00
Wie radikal soll Demokratie sein?
Demokratie grundlegend - von der Wurzel - denken und leben

Online-Veranstaltung (Anmeldung sh. unten)
Freitag, 22. Jänner 2021
Beginn: 15 Uhr

Wir leben in einer Zeit bedrohlicher Tendenzen in Richtung weniger Demokratie, wo demokratische und rechtsstaatliche Errungenschaften in Frage gestellt werden. Gerade für Menschen, denen Demokratie ein grundsätzliches Anliegen ist, wird es daher ein immer wichtigeres Bedürfnis, sich Energie und Kraft aus Ansätzen zu holen, die ihre Perspektive in einem Mehr an Demokratie sehen.

Die radikal-demokratischen Ansätze stellen dem rechtspopulistischen Gerede über Demokratie etwas Gehaltvolles entgegen. Radikaldemokratie kritisiert aber auch die bestehende liberale Demokratie, wo es geboten erscheint. Demnach gehen wir nicht einem postdemokratischen Ende der Demokratie entgegen. Vielmehr sind unsere westlichen Demokratien nie demokratisch genug gewesen.

Die Konferenz "Wie radikal soll Demokratie sein?" wird umrahmt von zwei grundlegenden Vorträgen:

Oliver Marchart, Universitätsprofessor für Politische Theorie an der Universität Wien, wird demnächst sein Buch "Der demokratische Horizont. Politik und Ethik radikaler Demokratie" veröffentlichen. Er sieht die Antwort auf die Demokratiekrise in einer Demokratisierung der Demokratie: durch Radikalisierung und Neuerfindung der klassischen Prinzipien von Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Volkssouveränität. Im Lichte prominenter Theorien radikaler Demokratie erkundet Oliver Marchart die Möglichkeiten einer solchen Demokratisierung der Demokratie im Spannungsfeld zwischen Politik und Ethik.

Markus Pausch, Professor an der Fachhochschule Salzburg, hat in seinem Buch "Demokratie als Revolte. Zwischen Alltagsdiktatur und Globalisierung" eine Demokratietheorie der Revolte entworfen, die er an den gegenwärtigen Lebensverhältnissen in Europa prüft. Demokratie ist nicht nur eine Staats-, sondern auch eine Lebensform, die untrennbar mit der Revolte des Individuums verbunden ist. Sie beginnt mit dem Widerstand gegen Zwang und Unterdrückung, gründet auf Zweifel und Dialog und kämpft gegen Ungerechtigkeit und Autoritarismus. Nationalstaatliche Demokratien werden von autoritären Tendenzen und zunehmender sozialer Ungleichheit bedroht. Der Alltag der Menschen ist weiterhin von Diktaturerfahrungen geprägt. Bildungssysteme und Arbeitswelt lassen individuelle Revolten kaum zu, und die globalen Machtverhältnisse weisen keine demokratische Rückbindung auf. Diese Entwicklungen erfordern Demokratisierungsschritte auf allen Ebenen.​

Zwischen diesen beiden Vorträgen gehen wir in drei parallelen Workshops der Frage nach, wie wir Demokratie in den Lebensbereichen Schule, Klima und Stadtplanung radikal denken und leben können.

1. Demokratie oder Schule​​?
Thomas Mohrs (Zentrum für Persönlichkeitsbildung und Begabungsförderung, Pädagogische Hochschule OÖ)
Auf der Website „Demokratiewebstatt“ kann man lesen, dass Schüler_innen in Österreich in der Schule „täglich Demokratie hautnah“ erleben, da „die Schulen in Österreich … demokratisch organisiert“ seien. Das klingt in der Theorie gut, aber wie sieht die Realität aus? Ist Schule, wie wir sie kennen, nicht nur un-, sondern antidemokratisch? Und erst recht die unselige Stoff-Stopfgänse-Pädagogik? Es gibt echte Alternativen! Aber die müssen gerade radikal-demokratisch gedacht viel stärker ins Bewusstsein gelangen.

2. Demokratie radikal denken und leben beim Klima
Ulrike Salzbacher
 (mehr demokratie!) und Alex (Extinction Rebellions)
Die Klimakrise rückt unweigerlich näher, doch die Politik scheint wie gelähmt. Gleichzeitig sind nur wenige Menschen zu radikalen Änderungen in ihrem Leben bereit. In den Medien ist das Thema zwar sehr präsent, es stehen jedoch meist die dramatischen Auswirkungen und keine Lösungsansätze im Mittelpunkt. Gibt es einen Weg aus dieser Krisensituation? Klar ist: Es bräuchte einen radikalen Wandel in der öffentlichen Diskussion und der politischen Entscheidungsfindung. Bereits in mehreren Ländern und NGOs gibt es Bestrebungen in diese Richtung. Mit Extinction Rebellion wurde eine Klimabewegung gegründet, die in der Nutzung von radikal-demokratischen Instrumenten einen Lösungsweg sieht.

3. Radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung
Gabu Heindl (Architektin, Stadtplanerin, Aktivistin)
Im Stadtraum wird Politik gemacht: durch Gentrifizierung und Abschottung, durch autoritäre Sicherheitsmaßnahmen, durch Anpassung an Investment-Interessen. Und es wird Gewinn gemacht: mit Wohnungsnot, mit Betongold, mit urbanem Raum als Kapitalanlage. Neoliberales Regieren und rechtsnationale Kampagnen machen die Stadt zum Ort der Angst und der Verknappung. Wie aber kann eine Politik in der Stadt aussehen, die an Demokratie und Solidarität orientiert ist?

Programm

14:45
Ankommen (Zoom geöffnet)

15:00
Begrüßung und Einführung

15:15
Der demokratische Horizont. Politik und Ethik radikaler Demokratie
Oliver Marchart (Institut für politische Theorie, Universität Wien)

16:00
Pause

16:15
Parallele Workshops

  1. Demokratie oder Schule​​?
    Thomas Mohrs (Pädagogische Hochschule OÖ)
  2. Demokratie radikal denken und leben beim Klima
    Ulrike Salzbacher
     (mehr demokratie!) und Alex (Extinction Rebellions)
  3. Radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung
    Gabu Heindl (Architektin, Stadtplanerin, Aktivistin)

17:15​
Pause

17:30
Demokratie als Revolte
Markus Pausch (Fachhochschule Salzburg)

18:15​
Was bedeutet radikale Demokratie für unser Engagement?

Freitag, 22.01.2021, 15:00

Anmeldung erforderlich. Eintritt frei.
https://zoom.us/meeting/register/tJEsfuGoqjsoEt3kmgCoZmktNSbBE8WKs_OU

Eine Veranstaltung der Initiative MEHR DEMOKRATIE!