ImagePflegenotstand in Österreich heißt: Hohes Armutsrisiko, Überlastung der Familien, Zwei-Klassen-Pflege, Ausbluten der Gemeindefinanzen. Das bestätigt uns: Dieses Pflegesystem muss geändert werden, die Pflege gehört in die Sozialversicherung eingebunden! D.h. ähnlich wie bei der sozialen Krankenversicherung muss jeder Mensch im Bedarfsfall Anspruch auf die erforderlichen, qualitativ hoch stehenden Pflegeleistungen haben. Ebenso wie eine gute Kranken- oder Unfallbehandlung darf auch eine gute Pflege nicht von der Dicke der Brieftasche abhängig sein.

Wachsendes Armutsrisiko und Zwei-Klassen-Pflege

Menschen aus unteren sozialen Schichten werden öfter krank und haben einen höheren Pflegebedarf. Zugleich aber können sie sich eine entsprechende Pflege nicht leisten bzw. bringt ein erhebliches Armutsrisiko für sie bzw. ihre Angehörigen. So ist das Pflegegeld  im Zeitraum 1993 bis 2007 um 7,3% gestiegen, die Inflation aber um 27,5%. D.h. der reale Wert des Pflegegeldes ist um ein Fünftel zurückgegangen. Laut Rechnungshof deckt schon jetzt das Pflegegeld nur maximal 58 Prozent der Kosten ab, in unteren Stufen mitunter nicht einmal 20 Prozent (Standard, 29.03.10), das Sparpaket der Regierung bringt nun weitere Verschlechterungen beim Pflegegeld. Armutsrisiko und Zwei-Klassen-Pflege sind die Konsequenz eines System, das zwar Rechtsanspruch auf kaum valorisierte und den realen Kosten nicht entsprechende Geldleistungen gewährt (Geldleistungsprinzip), aber keinen Anspruch auf  entsprechende Pflegeleistungen (Sachleistungsprinzip).(1)

Die Versorgung und Kosten für ambulante Dienste sind bundesländerweise höchst unterschiedlich. Eine Studie zur Situation pflegender Angehöriger im Jahr 2005 forschte nach, warum nicht ausreichend oder gar keine mobilen Dienste in Anspruch genommen werden. Immerhin 42% gaben finanzielle Gründe an, 12% der Befragten erklärten, dass in ihrer Umgebung gar kein Angebot an mobilen Diensten vorhanden ist (2)

Viele Menschen  gehen vollkommen leer aus

Ein Pflegeheimplatz bedeutet für über 80% den Weg in die Sozialhilfe. Die Kosten für einen Pflegeheimplatz pro Monat liegen je nach Pflegebedarf von 1.000 bis 6.000 EUR pro Monat. Zum Vergleich: Pflegegeld der höchsten Stufe (= Stufe 7) beträgt EUR 1.655,80. Das durchschnittliche Pflegegeld liegt bei 408 EUR (Frauen) und 430 EUR (Männer), die durchschnittliche Männerpension bei 1.233 Euro, die durchschnittliche Frauenpension bei 738 Euro.(2)

Viele Menschen mit Pflegebedarf gehen derzeit vollkommen leer aus. Im Jahr 2004 bezogen 371.067 Menschen Pflegegeld. Die Zahl der hilfs- und pflegebedürftigen Menschen wird auf rd. 541.000 Personen geschätzt.(2) Durch den erschwerten Zugang zum Pflegegeld ab 2011 wird diese Kluft weiter wachsen.

Hauptlast liegt bei den Familien und Frauen

Die Hauptlast der der Pflege (rd. 80%) liegt bei den Familien und informellen Netzwerken, und hier wiederum zu 80% bei den Frauen. Darüber hinaus ist der Pflegebereich gekennzeichnet von  Schwarzarbeit und prekärer Beschäftigung („böhmische Lösung“). Eine Studie des Boltzmann-Instituts schätzt die Zahl der SchwarzarbeiterInnen im Pflegebereich auf 10.000 bis 60.000.

Gemeinden bluten finanziell aus

Das derzeitige Pflegesystem führt zum finanziellen Ausbluten der Gemeinden. „Die Gemeinden werden dreifach zur Kasse gebeten: Einmal bei Errichtung und Betrieb der Infrastruktur, ein weiteres Mal bei der Pflegegeld selbst und drittes Mal, wenn das nicht ausreicht, um die Kosten eines Aufenthalts in einem Pflegheim zu finanzieren über die Sozialhilfe.“ (Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer, in www.kommunal.at). Experten gehen davon aus, dass spätestens 2013 90% der Gemeinden nicht mehr ausgeglichen bilanzieren können. (Die Presse, 27.05.2010)

30% der Pflegebeschäftigten sind burn-out gefährdet

Generalsekretär des Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum, schätzt, dass in Österreich bereits jetzt zumindest 6.500 Menschen in der Pflege fehlen. In Finnland kommen auf 1 000 Einwohner im Durchschnitt 21,7 Pflegekräfte, in Deutschland 9,5 und in Österreich 5,8. Entsprechend hoch ist die körperliche und psychische Belastung in den Pflegeberufen. 30% aller Pflegebeschäftigten sind burn-out gefährdet.

Pflegeausgaben sind gemessen an der Wirtschaftsleistung gesunken!

Zwischen 1994 und 2006 ist der Anteil der Pflegekosten an der wirtschaftlichen Wertschöpfung Österreichs von 1,42% auf 1,4% leicht gesunken, obwohl der Anteil der Pflegebedürftigen um 26% in diesem Zeitraum stieg. (Quelle: Statistik Austria).

Quellen:

(1)http://www.hauptverband.at/
(2) Die Kosten der Pflege in Österreich, Studie des Instituts für Sozialpolitik, WU Wien, 2005

Parlamentarische BürgerInnen-Initiative "PFLEGE IN DIE SOZIALVERSICHERUNG!":
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