ImageUm die Vorgaben des EU-Fiskalpakts bzw. des darauf aufbauenden innerösterreichischen Stabilitätspaktes zu erfüllen, will das Land Oberösterreich im Behindertenbereich den Rotstift ansetzen. Dabei stehen schon jetzt über 6.000 Menschen mit Beeinträchtigung auf Wartelisten. Welche Auswirkungen diese unsoziale Sparpolitik für die Angehörigen hat, schilderte Christa Krauk, Mutter eines Sohnes mit Beinträchtigung, eindrucksvoll bei der Demonstration am 23. April 2015 in Linz. Hier ihre Rede im Wortlaut.

Ich stehe hier heute wieder einmal in Vertretung vieler betroffenen Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen.

"Ich wünsche mir,    ---   dass mein Kind    ---   vor mir stirbt."            
Das hat vor einiger Zeit eine Mutter, 65 Jahre alt, zu mir gesagt, der Sohn ist 40,
aus Sorge um die Zukunft und weil sie keinen Wohn-Platz für Ihren Sohn bekommen kann.
Auch andere Eltern sprechen diese Gedanken aus, kein Einzelfall.


Mein Sohn Markus ist ein umgänglicher, lustiger,  junger Mann mit schwerer geistiger Beeinträchtigung und rund um die Uhr zu betreuen.
Im Stress braucht er Einzelbetreuung, da kann es richtig anstrengend werden.
Das belastet die ganze Familie schwer. Wir schlafen kaum eine Nacht durch.
Notwendige Freizeit um wieder einmal Luft holen zu können ist für uns Eltern oft ganz schwer möglich,
Imageda es einfach zu wenige Betreuungsangebote gibt.
Kaum ein freies Wochenende, kein freier Abend,
5 Stunden mobile Begleitung  im Monat hat uns das Land OÖ zugesagt.
Wir hatten früher ein gut funktionierendes soziales Netz, einen großen Freundeskreis,
das geht bei vielen Familien verloren wenn die Kinder m. B. älter werden und wir nicht mehr am allgemeinen gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

Ich bin verständnislos über die Größe des Sparpaketes, weil die zuständigen Behörden und Politiker eigentlich schon seit 20 Jahren wissen müssten,  
wie viele Menschen mit Beeinträchtigung  Leistungen brauchen und seit Jahren werden kaum Vorkehrungen getroffen,

Ich habe den Hrn. Landeshauptmann Dr. Pühringer anlässlich der Podiumsdiskussion am 18. September 2014 gefragt,

als eines der Beispiele:

wie es das gibt, dass in Österreich noch immer manche Menschen Luxuspensionen oder Gehälter von über 30.000 und viel mehr € im Monat erhalten ,
oder kulturelle Einrichtungen  um Millionen €…. gebaut werden,
da steht in keinen Verträgen, „nach Maßgabe der budgetären Mittel„!!
es gibt genug Beispiele, wo unglaublich viel Geld der Steuerzahler ausgegeben wird.
Wo in Finanzskandalen unvorstellbar viel Geld verschwindet,
und uns sagt man dann, für die Behinderten sei kein Geld mehr da!?
Wie können Sie da noch beruhigt schlafen!?
Ich habe vom LH darauf keine Antwort darauf bekommen!!
Das ist eine Verhöhnung von uns betroffenen Angehörigen.

ImageAbgesehen davon, dass viele von uns immer wieder am Ende der Kräfte sind, werden wir Eltern seit Jahren angehalten, unsere Kinder los zu lassen,
„lasst sie selbständig werden !“

Und gleichzeitig:
„Aber Platz haben wir keinen für eure Kinder !!“

Und aufgrund der Wirtschaftslage gibt’s auch in nächster Zukunft keine Perspektiven,
außer den Kürzungen !!
Die Wirtschaft, die von manchen Privilegierten herab gewirtschaftet wird,
hier geht’s um Menschen,
weniger Betreuer müssen mehr Arbeit leisten auch aufgrund  der Altersstruktur der Menschen mit Beeinträchtigung und der Zunahme von beeinträchtigten Personen.
 und das bei größer werdenden Wartelisten.

Das ist kontraproduktiv,
wie kurzsichtig ist denn das?
Unsere Betreuer stehen jetzt schon unter großem Arbeitsdruck,

Von den von uns Eltern dringendst benötigten Kurzzeitunterbringungsplätzen wurden bereits  mehr als die Hälfte gestrichen.
Die Ferienaufenthalte, manchmal die einzige Möglichkeit für die Familie, sich etwas zu erholen, wurden gestrichen.

Das betrifft uns Eltern unmittelbar existenziell.
Mein Arzt hat mir nach einer schweren Erkrankung geraten: „Sorgen sie für Entlastung, bevor sie gar nicht mehr können“
Aber bitte wie denn, für Entlastung sorgen.

In 5 Jahren brauche ich einen Wohnplatz für meinen Sohn.
Die Perspektiven für Wohnplätze sind derzeit mindestens 15 Jahre Wartezeit,
in meinem Fall sind wir Eltern dann über 70 und 87 Jahre alt, so wir noch leben.

Das Schlimme ist, dass wir befreundete betroffene Eltern zu Konkurrenten werden müssen, da nur etwa 2 von 20 einen Platz bekommen,
die Hälfte sind drin,
die Hälfte draußen aus dem System.

ich denke:
20, 25  Jahre Betreuung unserer Kinder  durch uns Eltern sollten genug sein.

Wir Eltern kommen hier nicht als Bittsteller !!!
Ich fordere die Politiker auf,

              das Geld gerechter und menschenwürdig um zu verteilen,

und damit ordentliche  Arbeitsbedingungen für unsere Betreuer in den Werkstätten zu gewährleisten.

Es gibt eine gesellschaftspolitische Verantwortung dafür!!
Bei denen zu sparen, die die kleinste Lobby haben ist schäbig und menschenverachtend
ImageWann beginnen Sie mit dieser Umverteilung ?!

Christa Krauk, Demo GPA, 23.04.2015, Linz