Nach einem kurzen - coronabedingten - Anstieg der Gesundheitsausgaben am BIP sind sie nun wieder im Sinkflug. Die Auswirkungen sind überall spürbar.
Fast überall zeigt sich bei Fachärzten dasselbe Bild. Immer mehr Wahlärzte stehen wenige Kassenärzten gegenüber. Der Anteil von Wahlärzten hat sich im Zeitraum 2017 bis 2023 60 Prozent auf 75 Prozent gesteigert. Ein Test der Kleinen Zeitung (31.1.2024) zeigte im Vorjahr: Wer einen Untersuchungstermin beim Facharzt braucht, muss mitunter Geduld beweisen. Bei 55 Kassenpraxen in der Steiermark wurde um einen Kontrolltermin gebeten. Unter fünf getesteten Spezialisierungen war die Wartezeit auf einen Termin beim Urologen mit durchschnittlich 145 Tagen am längsten. Bei Frauenärzten waren es im Schnitt 99 Tage Wartezeit, 87 Tage bei den Hautärzten, im HNO-Bereich waren es 55 Tage, in der Orthopädie 47. Dabei zeigen sich in den Bezirken starke Unterschiede – so konnte ein so konnte ein Hautarzt bereits am nächsten Tag eine Untersuchung anbieten, bei einem anderen musste man ein Jahr auf einen Termin warten.
Entwicklung von Wahl- und Kassenarztstellen nach Auskunft des Gesundheitsministeriums 2017-2023
Quelle: www.kontrast.at
Immer mehr Geld für Wahlärzte
Diese Entwicklung kann man auch an den gestiegenen Kosten für Wahlärzte ablesen. Wurden 2017 noch knapp 750.000 Euro von den PatientInnen eingereicht, liegt diese Summe 2023 bei fast 2 Millionen Euro – eine Steigerung von 165 Prozent. Insgesamt ist die Versorgung von FachärztInnen für die Bevölkerung dramatisch: Auf einen einzigen Augenarzt kommen 24.000 Einwohner, auf einen Psychiater fast 60.000 Menschen. Die langen Wartezeiten auf Operations-Termine haben mehrere Gründe: Zum einen fehlt es an Pflegepersonal, zum anderen kommen auf einen Chirurgen 80.000 Personen – ein viel zu hohes Verhältnis.
Deckelung der Gesundheitsausgaben
Die Ärztekammer fordert zusätzliche 5 Milliarden jährlich im Gesundheitsbereich, um die dringendsten Baustellen in Angriff zu nehmen. Doch das würde erfordern, dass endlich die „Deckelung“ der Gesundheitsausgaben beseitigt wird. Diese ist 2012 eingeführt worden, um aus dem EU-Defizitverfahren herauszukommen, 2017 wurde sie nochmals verschärft. Seither ist der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP „gedeckelt“, darf also nicht steigen. Da Österreichs Bevölkerung aber altert, nimmt der Bedarf zu, es kommt zu Verschlechterung es kommt zu sukzessive Verschlechterungen.
2021 ist das Gesundheitsbudget coronabedingt kurzfristig angestiegen. Doch statt endlich die Lehren aus dieser Gesundheitskrise zu ziehen und das Gesundheitsbudget dauerhaft zu erhöhen, ist gleich danach wieder der Rückwärtsgang eingelegt worden. Der Anteil der öffentlichen Gesundheitsausgaben am BIP ist von 9,86 Prozent (2021) auf 8,77 Prozent (2023) gesunken. Das Absenken das Gesundheitsbudgets um 1,09 Prozent bedeutet, dass im Jahr 2023 gegenüber 2021 dem Gesundheitsbereich 5,2 Milliarden entzogen wurden.
(August 2024)