Helmut Freudenthaler, Betriebsratsvorsitzender im Kepler Universitätsklinikum Linz, unterstützt die Petition an den OÖ-Landtag "Weg mit der Deckelung der Gesundheitsausgaben!" Hier eine kurze Erläuterung.

Ich begrüße die von euch initiierte Petition!

Es ist tatsächlich so, dass wir am Med Campus mit relativ geringen Mitteln nicht nur ein Universitätsklinikum sein sollen, sondern nebenher noch auf dem Rücken der Beschäftigten und PatientInnen die Pandemie stemmen müssen. Wir hatten lt. Arbeiterkammerstudie schon vor der Pandemie in Oberösterreich um 20% zu wenig Spitalspersonal. Scheinbar ist dieser Wert auf ganz Österreich umzulegen.

Was das für einen Gesundheitsbetrieb mit 5000 Beschäftigten heißt, kann sich kaum jemand vorstellen. Vom Platzmangel ganz zu schweigen. Alleine das Schleusensystem benötigt schon 100 Beschäftigte. Nebenher wird noch eine öffentliche Teststraße mit unserem Personal betrieben.

Die Einhaltung der Maskentragepausen bzw. die Abgeltung der nicht-konsumierten Maskentragepausen sind für die Beschäftigten extrem wichtig. Trotz oftmaligem Einfordern von Verhandlungen wurde bis dato nicht einmal inhaltlich mit uns BetriebsrätInnen darüber gesprochen!!

Auch wenn wir im internationalen Vergleich im Krankenhausbereich personell besser ausgestattet sind, so ist unser extramuraler Bereich dafür extrem vernachlässigt. Auch mussten wir während der Pandemie viele weniger kranke PatientInnen auf die Zukunft vertrösten, um die Kapazitäten für die Versorgung der Covid-PatientInnen aufbringen zu können.

Das heißt für uns: Während der Pandemie sind Höchstleistungen zu erbringen gewesen. Jetzt müssen wir die „Wartelisten" abarbeiten. So wie es aussieht geht es ohne Verschnaufpause einfach weiter! Dabei ist die Luft bei meinen KollegInnen im wahrsten Sinne des Wortes heraußen!!

Ich befürchte auch, dass die Kosten der Corona-Pandemie in das reguläre Gesundheitsbudget eingerechnet werden. Es sollen ja auch laut AK-Präsident Kalliauer noch 175 Betten abgebaut werden. Laut Albert Mahringer (ÖGK Landesstellenausschuss-Vorsitzender) wurden ca. 160 Mio Euro der OÖGKK zum privaten Krankenanstalten Fonds verschoben!

Im Endeffekt führen diese Verschiebungen zur Stärkung der privaten Gesundheitsversorgung bei gleichzeitiger Schwächung des öffentlichen Gesundheitssystems. Ein Beispiel dafür sind unsere SchmerzpatientInnen. Früher konnten diese von Extern zu uns kommen. Seit Übernahme vom Land werden nur mehr interne PatientInnen versorgt.Meine KollegInnen erzählen mir aber, dass sich viele unserer ehemaligen SchmerzpatientInnen keine private Schmerztherapie  leisten können. Pro Behandlung € 100,-- zu zahlen können sich viele chronisch kranke Menschen nicht leisten!

Ideal wäre ein gut ausgebautes und gestärktes öffentliches Gesundheitssystem mit niederschwelliger wohnortnaher 24/7 Gesundheitsversorgung (Primärversorgungszentren).

Um auch zukünftige Pandemien stemmen zu können, braucht es jedenfalls viel mehr Beschäftigte in diesem für die Bevölkerung so wichtigen Bereich.

Siehe dazu auch: http://www.betriebsrat-kuk-mc.at/aktionstag_mehr-von-uns-besser-fuer-alle/