Image Um die Hintergründe und Folgen dieser Misere näher zu Beleuchten haben wir hier einige Zahlen, Daten und Fakten recherchiert und zusammengestellt. Besorgniserregend ist dabei, dass ein signifikanter Rückgang der Ausgaben für Bildung gemessen am BIP in den letzten 16 Jahren zu beobachten ist, was Familien finanziell immer mehr unter  Druck bringt und gleiche Bildung und somit "gleiche Chancen" für alle als leere Worthülse, als Farce entpuppt.


Seit dem EU-Beitritt 1995 ist der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stetig zurückgegangen: von 6,2% (1995) auf 5,4% (2008). Vergleicht man die realen Bildungsausgaben mit jenen, die es gegeben hätte, wenn der Anteil am BIP von 1995 konstant geblieben wäre, so summiert sich die Differenz zwischen 1995 und 2008 auf satte 12 Mrd. Euro, die dem Bildungsbereich seither vorenthalten wurden. Vorgaben der EU einzuhalten kam es zu einer Vielzahl von Verschlechterungen im Bildungsbereich:

An den Hochschulen:

- Kürzung der Familienbeihilfe für Studierende (Anbindung an die Mindeststudiendauer, Senkung von 26 auf 24 Jahre)

- Streichung der Freifahrt auf öffentlichen Verkehrsmitteln

- Einführung von Studiengebühren (die teilweise wieder gestrichen wurden, jetzt aber erneut diskutiert werden)

- Weitgehende Eliminierung der studentischen Mitbestimmung durch das UniStG 2002

- Immer weitergehende Zugangsbeschränkungen ausgehend von einem EUGH-Urteil im Jahr 2005 – flächendeckende Zugangsbeschränkungen sollen nun über eine sogenannte Studieneingangsphase mit Eingangsklausuren kommen.

- Zweiteilung in ein dequalifiziertes Massenstudium (Bachelor) und Elitestudium für wenig (Master, Dr.)

Diese Politik hat den sozialen Numerus Clausus deutlich verschärft: An den wissenschaftlichen Unis sank der Anteil der Kinder aus einer niedrigen sozialen Schicht zwischen 1998 und 2009 von 26 auf 18 Prozent, an den Fachhochschulen sank dieser Anteil von 33 (1998) auf 23 Prozent (2009) (Quelle: Studierenden-Sozialerhebung 2009, Wissenschaftsministerium)

An den Schulen: In zwei Sparpaketen (1995, 2003) wurden in so gut wie allen Unterrichtsgegenständen und Schulen Stunden gestrichen. Folge: Einem AHS-Maturanten, der 12 Schuljahre absolviert hat, wurde praktisch ein dreiviertel Schuljahr an Unterricht weggekürzt (rd. 870 Stunden), das aber bei gleichem Lehrstoff.

Bildungsmisere in Zahlen

Laut Information der AK werden jährlich rund 140 Millionen für private Nachhilfe ausgegeben. Jede Familie zahlt durchschnittlich 764 Euro an Nachhilfe im Jahr (in Wien: 911 Euro). Drei Viertel der Eltern helfen ihren Kindern laut der Studie bei den Aufgaben, 33 Prozent tun dies "so gut wie täglich". Elf Prozent der befragten Haushalte gaben an, dass sie durch die Nachhilfe "sehr stark belastet" würden, 33 Prozent sind "spürbar belastet".

Im Jahr 2009 waren 42.000 SchülerInnen nicht aufstiegsberechtigt. Die volkswirtschaftlichen Kosten des „Sitzenbleibens“ beziffert die Arbeiterkammer auf 888 Millionen, 580 Millionen müssten die Familien privat tragen.

Bildung wird nach wie vor vererbt. Die frühe Selektion mit 10 Jahren hat daran einen großen Anteil. 83% der Kinder mit einem Vater, der nur Pflichtschulabschluss hat, besuchen die Hauptschule, jedoch nur 22% der Kinder aus Akademikerfamilien. 91% der Schüler einer AHS-Unterstufe erreichen die Matura, aber nur 34% der Hauptschüler. Obwohl der Anteil von Akademikern und Maturanten an der Gesamtbevölkerung nur 25% beträgt, kommen 75% der Schüler an AHS-Oberstufen oder BHS aus dieser Bevölkerungsgruppe. 60% der Studienanfänger kommen aus Akademikerfamilien, nur 11% aus Familien, wo der Vater nur Pflichtschulabschluss hat. Der „Drop-out“ an den Hochschulen beträgt bei Kindern aus Akademikerfamilien 40%, bei solchen aus bildungsfernen Schichten 55%.

(Quellen: Arbeiterkammer, www.gemeinsame-schule.at)