Am 21. Jänner 2014 protestierten hunderte ÄrztInnen des Wiener Allgemeinen Krankenhauses gegen die überfallsartige Streichung von 12 Journaldiensten an der MedUni Wien. In einem Offenen Brief fordern sie von Politik und Verwaltung die sofortige Rücknahme dieser Streichungen, da dadurch eine "Gefährdungssituationen für PatientInnen und MitarbeiterInnen vorprogrammiert" ist. Hier der Wortlauf des Offenen Briefes.
OFFENER BRIEF
der ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MedUni Wien
zu den wiederkehrenden Journaldiensteinsparungen am AKH Wien
Ergeht an:
Univ. Prof. Dr. Wolfgang Schütz –Rektor der Medizinischen Universität Wien
Univ. Prof. Dr. Reinhard Krepler –Ärztlicher Direktor des AKH
BM Dr. Reinhold Mitterlehner –Bundesminister für Wissenschaft und Forschung
Maga Sonja Wehsely –Stadträtin für Gesundheit und Soziales
Dr. Erhard Busek –Vorsitzender des Universitätsrates der MedUni Wien
Univ. Prof. Dr. Thomas Szekeres – Präsident der Wiener Ärztekammer
Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Jahr 2011 wurde von Rektor Schütz angekündigt, aus budgetären Gründen 24 Journaldienste streichen zu müssen. Die Anzahl der einzusparenden Dienste war nicht das Resultat einer Bedarfserhebung oder Machbarkeitsstudie, sondern reines buchhalterisches Ergebnis der Zielsparsumme von 6 Mio. Euro. Ob diese Journaldienste ohne Leistungsreduktion für die PatientInnen gestrichen werden hätten können, wurde vorab weder gefragt noch geprüft. Nach langer öffentlicher Diskussion kam man jedoch zum Schluss, dass dies ohne Einschränkung der PatientInnenversorgung nicht möglich wäre und es wurde daher von einer Reduktion der Journaldienste abgesehen.
Im Jahr 2014 werden mit 01.01.2014 ohne adäquate Vorankündigung, Vorbereitung oder begleitende Maßnahmen 12 Journaldienste gewissermaßen „über Nacht“ eingespart. Selbst Rektor Schütz hält die tabellarische Aufstellung der betroffenen Diensträder erstmals am 18.12.2013 in der Hand, kurz vor Beginn der Weihnachtsferien, weniger als 14 Tage vor Inkrafttreten der neuen Regelung. Es werden den MitarbeiterInnen keine Konzepte vorgelegt, wie der bisherige Leistungsstandard für die PatientInnen trotz Wegfall von Personal erhalten werden soll, es gibt kein begleitendes Monitoring, um unerwünschte Auswirkungen auf PatientInnen und MitarbeiterInnen zu erfassen. Die betroffenen MitarbeiterInnen und PatientInnen werden sich selbst überlassen.
Im Jahr 2011 wurde in Folge der versuchten Journaldienstreduktionen eine „gemeinsame Betriebsführung“des AKHs durch die Gemeinde Wien und die MedUni Wien als ein möglicher Lösungsansatz für die wiederkehrenden Budgetstreitigkeiten propagiert.
Anfang 2014 ist eine solche gemeinsame Betriebsführung noch immer nicht Realität. Die Vorarbeiten wurden zwar schon begonnen, aber insbesondere die Planung des Personalbedarfs hat noch keine Ergebnisse vorzuweisen.
Bis heute ist immer noch nicht bekannt, welche Leistungen das AKH erbringen soll und oder auch nicht und wie viel Personal hierfür benötigt wird: dennoch werden bereits wiederholt vor Abschluss solcher Planungen Personalressourcen in Frage gestellt.
Wir Ärztinnen und Ärzte können diesem unkontrollierten Vorgehen nicht zustimmen, da dadurch Gefährdungssituationen für PatientInnen und MitarbeiterInnen vorprogrammiert sind, daher bitten wir die Adressaten dieses Schreibens folgende Forderungen zu unterstützen:
DIE BEREITS ERFOLGTEN JOURNALDIENSTREDUKTIONEN MÜSSEN IM SINNE DER PATIENTINNEN UND DER MITARBEITERINNEN SOFORT ZURÜCK GENOMMEN WERDEN.
LEISTUNGSPLANUNG UND PERSONALBEDARFSPLANUNG MÜSSEN DIE GRUNDLAGE FÜR ORGANISATORISCHE VERÄNDERUNGEN SEIN.
DAHER:
KEINE PERSONAL- ODER JOURNALDIENSTREDUKTIONEN OHNE LEISTUNGSPLANUNG UND PERSONALBEDARFSPLANUNG.
DIE PATIENTENVERSORGUNG IST EIN SEHR SENSIBLER BEREICH, HIER MUSS VERANTWORTUNGSVOLL GEPLANT UND SCHRITTWEISE UMGESETZT WERDEN.
Hochachtungsvoll,
Die Ärztinnen und Ärzte an der MedUni Wien
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Beschlossen in der Betriebsversammlung des wissenschaftlichen Personals der MedUni Wien am 21.Jänner 2014.
Für den Betriebsrat:
Dr. Thomas Perkmann
Vorsitzender des Betriebsrates für das wissenschaftliche Personal der Medizinischen Universität Wien