Das Land Oberösterreich kürzt bei Sozialvereinen 33% im Bereich der psychosozialen Betreuung. Über 100 MitarbeiterInnen dieser Einrichtungen sind von Kündigung bedroht. Deshalb wird am 13. und 14. Dezember ein Warnstreik bei Pro Mente und Exit Sozial statt. Das WERKSTATT-Blatt (guernica) befragte Monika Czamler, Leiterin des psychosozialen Notdienstes bei der Pro Mente, zu den Folgen des (Psycho-)Sozialabbaus.
WERKSTATT-Blatt: Fr. Czamler, Sie sind Leiterin des psychosozialen Notdienstes. Was ist der Zweck dieser Einrichtung?
Monika Czamler: Der psychosoziale Notdienst ist eine Einrichtung für Menschen in akuten psychischen Krisensituationen. Wir sind telefonisch rund um die Uhr telefonisch erreichbar. Am Telefon sitzt Fachpersonal (PsychologInnen, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen) mit jahrelanger Erfahrung in diesem Bereich. Wir bieten in 5 Bezirken Hausbesuche sin akuten Krisen und psychiatrischen Notfällen an und unterstützen in ganz Oberösterreich Menschen nach traumatisierenden Ereignissen.
WERKSTATT-Blatt: Auch im oö. Sozialressort wird kräftig gespart. Wo genau wird der Sparstift angesetzt und warum?
Monika Czamler: Der Sparstift wird vor allem im psychosozialen Bereich angesetzt. Ursprünglich bei den Einrichtungen im Bereich „Hilfen in Krisen“, in den psychosozialen Beratungsstellen und in den Freizeit- und Kommunikationseinrichtungen und zwar jeweils ein Drittel des Budgets bei den Vereinen pro mente, Exit sozial und Arcus. Der Bereich „Hilfen in Krisen“ ist jetzt einmal aus dem Kürzungsbereich herausgenommen. Die Argumentation, warum gerade in diesem Bereich, geht in die Richtung, dass Betroffene in den oben genannten Bereichen nach dem Chancengleichheitsgesetz keinen Rechtsanspruch haben, d.h. diese Leistungen sind nicht Bescheid pflichtig und daher leichter zu streichen. Das Argument von LR Ackerl, dass die betroffenen Menschen ja in das Krankenhaus gehen können, ist ein Scheinargument, denn die psychiatrischen Abteilungen bzw. die Psychiatrie in der Landesnervenklinik ist jetzt vor den Kürzungen schon völlig überlastet und Gangbetten sind fast schon ein Dauerzustand, das heißt im Klartext, dass viele Menschen unversorgt bleiben werden.
WERKSTATT-Blatt: Welche Auswirkungen werden diese Sparmaßnahmen haben?
Monika Czamler: Die Auswirkungen werden sein, auf der einen Seite Menschen mit psychischen Erkrankungen wesentlich weniger Beratungsangebote und Psychotherapie bekommen werden, es sind zum Teil jetzt schon monatelange Wartelisten bei den Beratungsstellen, d.h. aus meiner Sicht dass Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankungen steigen werden, in der Folge auch Frühpensionen aufgrund psychischer Erkrankungen steigen werden, denn es ist auch zu erwähnen dass der Versorgung mit Fachärzten der Psychiatrie mit Kassenverträgen in Oberösterreich sehr sehr schlecht ist. Die Versorgung von Menschen in Krisensituationen und Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen wird noch schlechter und es gibt die Annahme, dass auch die Suizidzahlen wieder steigen werden.
WERKSTATT-Blatt: Welche Widerstandsaktionen gibt es noch von seiten der Betroffenen?
Czamler: Die betroffenen MitarbeiterInnen werden am Montag und Dienstag (13. Und 14. 12.) in den Warnstreik treten, es gibt Unterschriftenlisten und es gibt viele Einzelaktionen von MitarbeiterInnen und Mitarbeitern z.B. eine Kundgebung am 10.12. am Tag der Menschenrechte im Schillerpark. Unsere KlientInnen unterstützen uns sehr aktiv.
WERKSTATT-Blatt: Wie sollte Ihrer Meinung nach die Budgetpolitik ausschauen?
Monika Czamler: Grundsätzlich ist es meiner Meinung nach wichtig, dass vor allem die Schwächsten einer Gesellschaft die volle Unterstützung bekommen. Bei uns läuft es ganz anders, die Banken werden unterstützt und die Schwachen sollen bleiben wo sie sind und genau das passiert jetzt in Oberösterreich ganz massiv. Wenn Geld für den Westring da ist, dann muss auch Geld für Menschen in schwierigen Lebenssituationen da sein, für mich eine Frage der Prioritäten.
ACHTUNG!
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