Der 95 Meter hohe Bruckner-Tower mitten in Urfahr ist ein Sinnbild für eine verfehlte Stadtpolitik – in jeder Hinsicht.

Schaut man von der Linzer Donauländer nach Urfahr, erblickt man seit Fertigstellung des „Bruckner-Towers“ eine häßliche Hochhaus-Skyline, die von manchem Blickwinkel aus das Linzer Wahrzeichen, den Pöstlingberg, völlig verschwinden lässt. Der Bruckner-Tower ist mit 95 Meter das mittlerweile höchste Hochhaus von Linz. Während er für 99,99% der LinzerInnen das Stadtbild verschandelt, soll er ab 2021 einer Handvoll betuchter Personen einen wunderschönen Ausblick über die Stadt offerieren. Denn dieses Hochhaus schafft Luxuswohnraum als Anlageobjekt. Kurz: Betongold.

„Das ist nicht billig“

Die Kosten reichen von 336.000 Euro (für 70 am im 3. Stock) bis zu 734.000 Euro (für 118 am im 28. Stock). Das macht Quadratmeterpreise zwischen 4.800 und 6.220. Dazu kommen nochmals 25.000 Euro für einen Tiefgaragenplatz. „Das ist nicht billig“, gibt Anne Pömer-Letzbor, Geschäftsführerin des Linzer Immobilienentwicklers City Wohnbau zu, "aber ein Tower ist eine Maschine, die etwas kostet", Sozialwohnungen würden sich aus Kostengründen in den Türmen "von vorne bis hinten nicht ausgehen" (Der Standard, 15.10.2018).

Der Frage ist, was sich die Stadtpolitik dabei denkt, einen solchen Schandfleck mitten in die Stadt platzieren zu lassen, der nur einer kleine Upperclass dient, während es viel zu wenig Sozialwohnungen gibt. Für die Solidarwerkstatt gilt: Wir brauchen ganz sicher nicht noch mehr Anleger- und Luxuswohnungen für wenig, sondern erschwinglichen Wohnraum für viele.

Verkehrsmagnet

Doch nicht nur wohnpolitisch und städtebaulich ist dieses Tower verfehlt, auch verkehrspolitisch. Denn das monströse Bauwerk reicht nicht nur 30 Stockwerke in die Höhe, sondern auch fünf in die Erde hinein, um Platz für 376 PKWs und 137 Motorräder zu schaffen. Bedenkt man, dass laut VCÖ jeder innerstädtische Parkplatz durchschnittlich 13,7 Autokilometer täglich generiert, kann man erkennen, dass hier ein zusätzlicher Verkehrsmagnet im Stadtzentrum entsteht. Die „Klimahauptstadt Linz“ lässt grüßen.

Nachsatz:

Haben Sie auch den Eindruck, dass Linz immer „schiacher“ wird – durch eine einfallslose Architektur, Bauplanung und immer noch viel zu viel Autozentrierung? Schicken Sie uns Fotos von diesen „Schandflecken“ und überlegen wir Alternativen. Neben Umweltschutz, Gesundheit, sozialer Gerechtigkeit sollte auch Schönheit (wieder) ein Kriterium für eine zukünftige Stadtentwicklung sein. Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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ie neue Kommunalzeitung der Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt.