Die Tätigkeitsberichte des Gewaltschutzzentrums OÖ der letzten Jahre zeigen auf, dass die Zahl der von der Polizei an diese Einrichtung gemeldeten Gewalttaten von Jahr zu Jahr zunimmt. Laut einer aktuellen Studie hat jede fünfte in Österreich lebende Frau seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren.
Die Tätigkeitsberichte des Gewaltschutzzentrums OÖ der letzten Jahre zeigen auf, dass die Zahl der von der Polizei an diese Einrichtung gemeldeten Gewalttaten von Jahr zu Jahr zunimmt: von 537 im Jahr 2005 auf 1.128 im Jahr 2015. Auch die Zahl der von Gewalt betroffenen bzw. bedrohten Personen, die im Gewaltschutzzentrum betreut werden, stieg von 865 (2005) auf 2.137 stark an. Zu 85% richtet sich die Gewalt gegen Frauen. Das ist aber wohl nur die Spitze des Eisbergs, denn Gewalt in den Familien und Beziehungen ist noch immer stark tabuisiert, die Dunkelziffer entsprechend hoch.
Laut einer aktuellen Studie hat jede fünfte in Österreich lebende Frau seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Die Familie bzw. die Beziehung ist einer der gefährlichsten Orte für Frauen: In Österreich sind jährlich bis zu 300.000 Frauen von Gewalt durch Partner oder Expartner betroffen (Standard, 27.11.2016).
Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November berichtete Fiona Kaiser, Mitarbeiterin im Gewaltschutzzentrum OÖ, aus ihrem neuen beruflichen Erfahrungsbereich:
„Grundsätzlich ist mit dem Gewaltschutzgesetz ein Paradigmenwechsel bei Gewalt in der Familie einhergegangen und hat sich eine gute Praxis des Einschreitens der Polizei etabliert. In den meisten Fällen wird Gewalt mit Wegweisung und Betretungsverbot unterbrochen und ermöglicht, dass in der Folge im Gewaltschutzzentrum nachhaltig an der Beendigung von Gewalt gearbeitet wird. Allerdings gibt es auch noch Situationen, in denen unbefriedigend seitens Polizei und Justiz reagiert wird.
Wenn etwa eine Frau, die von ihrem Lebensgefährten in der Wohnung massiv verprügelt wurde, von der Polizeiinspektion weggeschickt wird und keine Anzeige aufgenommen wird, weil der Tatort in einer anderen Gemeinde liegt. Leider passiert es auch, dass RichterInnen Opfern von sexualisierten Übergriffen von Beginn an keinen Glauben schenken, weil sie einfach zu wenig wissen über Gewaltdynamik. Und es gibt BeamtInnen, die die aktuellen Gesetze (z.B. Cyber-Mobbing) noch immer nicht kennen und zu den Betroffenen sagen, dass sie das jetzt aber nicht so schlimm fänden… Verteidiger von Tätern fragen ein Opfer, warum sie sich dann auch noch schwängern hat lassen von einem Mann, der sie „angeblich“ schlägt. Schwer hinzunehmen ist es, wenn eine junge Frau gegenüber sitzt und die Narben im Gesicht zeigt, die ihr gewalttätiger Freund ihr zugefügt hat und die sie sich entfernen lassen möchte, damit sie nicht ihr Leben lang daran erinnert wird…
Leider fehlt noch oft die nötige Sensibilität und das Bewusstsein für Gewaltprävention und Opferschutz. So wird dann auch nachvollziehbar, wenn Frauen keine Anzeige machen und im Krankenhaus oder am Arbeitsplatz bezüglich ihrer Verletzungen alle möglichen Ausreden erfinden. Alle Gesellschaftsbereiche müssten sich so viel mehr mit dem Thema auseinandersetzen, der Gesundheitsbereich, die Justiz und Exekutive, die Schule, etc. In all diesen Bereichen müssten viel mehr Ressourcen wie Geld für Schulungen usw. bereit gestellt werden.
Wir befinden uns jetzt bald im 10. Jahr einer massiven Krise des Kapitalismus - manchen fällt es vielleicht gar nicht mehr auf. Aber die Krise wird seit Jahren auf Frauen abgewälzt. Und die Zahlen der von Gewalt betroffenen Frauen steigen stetig. Die gesellschaftliche Tragweite von Gewalt an Frauen wird deutlich, wenn man sich z.B. die Studie von Dr.in Birgitt Haller ansieht, die errechnet hat, dass 78 Millionen Euro die Kosten sind, die pro Jahr in Österreich durch familiäre Gewalt entstehen - sowohl durch Gewalt von Männern gegen Frauen als auch durch häusliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. 78 MILLIONEN EURO. Diese in Prävention zu investieren und gesellschaftlich an einem klaren Bekenntnis gegen Gewalt an Frauen zu arbeiten wäre allemal lohnender.
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen - JEDEN TAG!“
Gewaltschutzzentrum OÖ
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