Freizeitpädagog:innen organisieren die Nachmittagsbetreuung für Kinder an Schulen. Dabei bieten sie verschiedene soziale, sportliche oder künstlerische Angebote an. Die Bundesregierung plant jetzt die Abschaffung dieses Berufsbildes. Stattdessen soll diese Aufgabe künftig von sogenannten „Assistenzpädagogen“ erfüllt werden – eine Verschlechterung sowohl für die Beschäftigten als auch für die Kinder droht.


Konkret sieht der Entwurf einer neuen Novelle der Schulgesetze vor, dass Assistenzpädagogen verpflichtend Matura haben müssen. Gleichzeitig wird aber das Gehalt laut Berechnungen des Betriebsrats von „Bildung im Mittelpunkt“, wo in Wien über 2.100 Freizeitpädagogen beschäftigt sind, in den Anfangsjahren um 19 % sinken. Ausgleichen wird sich dieses Gehaltsminus erst nach 18 Jahren. (1)

Anfangsgehalt sinkt um 19% - Ausbildung halbiert

Zudem wird die Ausbildung, die bislang als Hochschullehrgang auch ohne Matura absolviert werden konnte, halbiert. In anderen Worten: Pädagogische Fähigkeiten sind nicht so wichtig; es entsteht der Eindruck, dass es künftig vor allem um (schlecht bezahlte) Stoffvermittlung gehen soll. Darunter werden vor allem die Kinder leiden. Gerade nach den Einschränkungen während der Covid-Pandemie und den Schulschließungen leiden übermäßig viele Kinder und Jugendliche nach wie vor an psychischen Belastungen. Für manche war der Übergang zurück in die Schule schwer oder gar nicht möglich. Ein guter Teil des sozialen Lernens entfiel. Daher wäre das Gebot der Stunde – analog zum Gesundheitssystem: Erhalt und Ausbau der Freizeitpädagogik anstatt ihrer Demontage! Kinder und Jugendliche haben das Recht auf beste Betreuung, zu der Soziales, Bewegung und Künstlerisches zählt. Hinzu kommt: Viele engagierte Freizeitpädagog:innen sehen im Bereitstellen solcher Angebote ihre Berufung und möchten gar nicht unterrichten.

Personal halten - Gruppengrößen halbieren!

Ebenfalls schwer wiegt, dass im Entwurf unklar bleibt, ob all jene derzeit in diesem Bereich Beschäftigten, die keine Matura haben, übernommen werden. Bereits jetzt haben Schulen Schwierigkeiten, Freizeitpädagog:innen zu finden, dementsprechend wird durch diese neue Hürde die Situation nochmals verschärft. Dabei wäre es dringend an der Zeit, nicht nur bestehendes Personal zu halten, sondern die Gruppengrößen zu reduzieren – das wiederum ist nur möglich, wenn man neues Personal für diese wichtige Arbeit gewinnt. Dazu jedoch muss diese Aufgabe wertgeschätzt und nicht dem Unterrichten untergeordnet werden.

Da die Betroffenen in den Gesetzesentwurf nicht eingebunden waren und nun vor den drohenden Verschlechterungen stehen, fand von 12. bis 15. Juni in Wien eine Aktionswoche statt, welche mit einem ganztätigen Streik, unterstützt von der Gewerkschaft GPA, endete. Zuvor fanden bereits in mehreren Städten Demonstrationen statt, in Wien am 1. Juni auch eine öffentliche Betriebsversammlung. Am gleichen Tag wurde in Linz eine Kundgebung unter dem Titel „Ja zur Freizeitpädagogik. Nein zu Bildungskürzungen“ abgehalten, an welcher wir als Solidarwerkstatt uns beteiligten. (2)

Aus unserer Sicht braucht es vor allem Folgendes:

  • Erhalt und Ausbau der Freizeitpädagogik statt ihrer geplanten Abschaffung durch die Bundesregierung. Ausbau statt Halbierung der Ausbildung, um die Herausforderungen des anspruchsvollen Berufs gut bewältigen zu können und Kinder und Jugendliche bestmöglich unterstützen zu können.
  • Die Probleme im Schulsystem müssen grundlegend gelöst werden. Ausreichend Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten müssen zur Verfügung gestellt werden, notwendige Investitionen müssen rasch getätigt werden.
  • Freizeitpädagogik und Unterricht sind zwei parallele und gleichrangige Aufgaben. Wo es Lehrermangel gibt, kann dieser keinesfalls durch Personal aus anderen Bereichen ausgeglichen werden. Vielmehr braucht es langfristige Planung und eine Attraktivierung des Berufsbilds.
  • Die Arbeitsbedingungen aller im Schulsystem Beschäftigten müssen verbessert werden. Das Gehalt der Freizeitpädagog:innen muss dringend erhöht anstatt sogar gekürzt werden.
  • Die Freizeitpädagog:innen wissen selbst am besten, was es braucht - keine Veränderung oder Reform gegen die Interessensvertretung!

Andreas Schütz
(Juni 2023)

Wichtig: Petition des Betriebsrats von Bildung im Mittelpunkt unterstützen:
https://www.openpetition.eu/at/petition/online/so-nicht-freizeitpaedagogik-bleibt

Diese Petition geht von der Interessensvertretung der Freizeitpädagog:innen aus und setzt sich gegen die drohenden Verschlechterungen ein. Deren Forderungen sind unter dem Link im Detail nachlesbar.

Quellen:

  1. https://www.betriebsrat-bim.at/2023/05/22/das-aus-fuer-die-freizeitpaedagogik-so-nicht/
  2. https://www.facebook.com/kjoe.oberoesterreich/posts/pfbid02wKzHNtDg7vWXUMz2qwa8AE4ZARUNVrvqSBfFins86bgN4oaxNzWBb58vsZZSJ92Kl?__cft__[0]=AZVSxJMkx6EleDW3Yv-SKB6RSK98Jb_cgHWXRZjijXThZMeGALkjCy8DR-qhvMSJj2tSqT-6vCGtw6O3ygeVQiH286AOeoTTiuxQTwjnD9F73KzYDHg_GpKlCV7