Die Cornakrise hat vor allem Frauen überdurchschnittlich hart getroffen. Gender-Pay-Gap, Karenzzeiten, Teilzeitarbeit, schlecht bezahlte Arbeit oft in systemrelevanten Berufen, führen durch geringe Beitragszahlungen u.a. im Falle der Arbeitslosigkeit und später in der Pension, oft zu Armut. Um dieser Misere von Armut und Existenzangst entgegenzuwirken bedarf es eines höheren Arbeitslosengeldes und höhere Löhne.

In vielen Bereichen des Lebens sind Frauen nach wie vor noch weit von der hochpropagierten Gleichberechtigung entfernt. Zwar gehen immer mehr Frauen einer bezahlten Arbeit nach, doch häufig zu prekären Bedingungen: in unfreiwilliger Teilzeit, zu niedrigen Löhnen, befristet oder in Minijobs, was gravierende Auswirkungen auf das Arbeitslosengeld, Notstandhilfe und Pensionen hat. Diese Situation gilt es zu verbessern.

Innerhalb der letzten zehn Jahre kam es zu einer Erhöhung der Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen von 65,2% (2009) auf 69,2% (2019). Diese Zunahme ist jedoch in erster Linie auf einen Anstieg der Teilzeitarbeit zurückzuführen. Im Zehnjahresvergleich erhöhte sich die Teilzeitquote der Frauen von 43,1% (2009) auf 47,7% (2019). Auswertungen zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie zeigen zudem: Teilzeit prägt vor allem die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit betreuungspflichtigen Kindern. 2019 waren 74,3% der Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren teilzeitbeschäftigt (Männer 5,6%).

Niedrigere Erwerbseinkommen und Versicherungsverläufe, die vor allem durch Kindererziehung Lücken aufweisen, schlagen sich auch in niedrigeren Pensionen und einem höheren Armutsrisiko nieder. Die Armutsgefährdung ist bei alleinlebenden Pensionistinnen (26%) höher als bei alleinlebender Pensionisten (14%). Zu den besonders armutsgefährdeten Personen zählen Alleinerziehende: Ein-Eltern-Haushalte – dies sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern – haben mit 32% das höchste Armutsrisiko aller Haushaltstypen.

In Krisen wie der Covid-19 Krise geraten Frauen auch dadurch vermehrt in die Armutsfalle und in Abhängigkeit von öffentlichen Geldern, so sie dafür Förderkriterien überhaupt erfüllen. Zudem werden Frauen in der Krise vermehrt in traditionelle Rollenbilder zurückgedrängt. Doppel- und Dreifachbelastungen im Zuge des Lockdowns haben sich verstärkt, da PartnerInnen häufig nicht die Hälfte der unbezahlten Arbeit im Haushalt und der Kinderbetreuung übernommen haben.

Frauen und Männer von der Covid-19-Krise unterschiedlich betroffen

Auch am Arbeitsmarkt hat die Coronakrise die Frauen besonders getroffen: Im Vergleichszeitraum Jänner 2020 – Jänner 2021 stieg die Zahl der arbeitslosen Männer um 25%, die der arbeitslosen Frauen um 42% an.

Bereits vor der Krise waren Frauen am Erwerbsarbeitsmarkt strukturell benachteiligt, wie „arbeit plus“ im vor einem Jahr veröffentlichen Themenpapier "Frauen am Erwerbsarbeitsmarkt" ausführlich dargestellt hat: Fast die Hälfte aller Frauen arbeitet in Teilzeit, hauptsächlich aufgrund von Betreuungspflichten gegenüber Kindern oder älteren Angehörigen. Branchen mit hohem Frauenanteil, wie etwa das Gesundheits- und Sozialwesen, sind gleichzeitig Branchen mit der geringsten Entlohnung. Der Gender-Pay-Gap ist in Österreich nach wie vor Realität: gemessen an den Bruttostundenlöhnen verdienen Frauen im Schnitt 20% weniger als Männer. Die schlechtere Entlohnung führt nicht nur zu einem geringeren Arbeitslosengeld, sondern birgt die Gefahr von Armutsgefährdung und Altersarmut. (OTS, 8.3.2021)

Gender pay gap

Durch die Krise werden diese Benachteiligungen weiter verschärft. Wenn wir diese Misere, Armut und Existenzängste, bekämpfen wollen, braucht es eine Aufwertung der oft als systemrelevanten eingestuften „Frauenberufe“. Systemrelevanz muss sich aber auch in den Löhnen abbilden, sonst geht es weiter wie bisher: systemrelevant – aber verkannt. Statt des seit Jahren vorherrschenden Lohndumpings, braucht es endlich eine Erhöhung der Löhne. Denn während Aktionärsgewinne in den letzten Jahren explodierten, stagnieren oder sinken die Reallöhne. Das wirkt sich direkt aus, auf die von diesem Einkommen berechneten Folgeleistungen (Arbeitslosengeld (55% des letzten Nettoeinkommens), Notstandhilfe und Pension). Wir brauchen Löhne, von denen alle Menschen leben können und die im Falle von Arbeitslosigkeit nicht in die Armutsfalle führen. Gerade Arbeitnehmerinnen würden davon profitieren.

Als Solidarwerkstatt Österreich fordern wir:

  • Aufwertung der Arbeit in systemrelevanten Berufen
  • einen Mindestlohn von 1750,- Euro
  • Anhebung des Arbeitslosengeldes auf 80%
  • Branchenweise Einführung der 35 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, beginnend in den Gesundheits- und Pflegeberufen.
  • Ausweitung des öffentlichen Budgets bei Gesundheit, Pflege, Bildung
  • Rechtsanspruch auf qualitativ hochwertige, kostenlose Kinderbetreuung, Nachmittagsbetreuung in den Schulen.
  • Rücknahme der lebenslangen Durchrechnung bei Pensionen, stattdessen Berechnung der besten 15 Jahre
  • Einbeziehung der Pflege in die Sozialversicherung. Jede/jeder soll im Pflegefall Anspruch auf qualitativ hochstehende Pflegeleistungen entsprechend des Bedarfs haben, unabhängig vom jeweiligen Einkommen!

Eveline Steinbacher
(März 2021)


Weitere Quellen:

http://www.statistik.at/web_de/presse/125500.html

https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/gender-statistik/index.html

https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/zeitverwendung/zeitwohlstand/index.html

https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/sozialleistungen_auf_bundesebene/arbeitslosenleistungen/index.html

https://www.ams.at/regionen/oberoesterreich/news/2021/01/arbeitsmarkt-oberoesterreich---februar-2021#oberoesterreich

https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/gender-statistik/index.html

https://www.ams.at/arbeitsmarktdaten-und-medien/arbeitsmarkt-daten-und-arbeitsmarkt-forschung/berichte-und-auswertungen