Dr. Michael Schober, Hausarzt in Altenfelden (OÖ), hat fast 400 Menschen mit Covid behandelt und über 1.000 geimpft. Er schildert seine persönlichen Erfahrungen.

Es ist schwierig eine Brücke zu schlagen zwischen den Menschen, die vorsichtig und misstrauisch mit Anordnungen/Pflichten der Politik umgehen und jenen, die sie sich zur Impfung und vorübergehendem Verzicht von z.B. Sozialkontakten schnell entschließen können. Weiters aber ist es auch notwendig Leugner und Provokateure in die Schranken zu weisen und Aussagen, die eindeutig falsch sind, nicht einfach hin zu nehmen! Mit ihren Verhalten werden Menschenleben gefährdet! Meldungen über Unfruchtbarkeit nach Impfungen sind einfach falsch! Dazu gibt es theoretisch keinen Grund zur Annahme – und es gibt auch bereits Studien dazu. Ebenso ist es unglaublich, dass politische Akteure bewusst Unwahrheiten verbreiten: Die Krankenhäuser und Intensivstationen sind natürlich NICHT mit „Impfschäden“ überlastet sondern mit (meist ungeimpften) CoronapatientInnen. Weitere klare Falschmeldungen sind die Chip–Implantation, die Wirkung eines Wurmmittels,…
So ist zumindest meine eigene, persönliche Wahrnehmung als Hausarzt in den vielen Patientenkontakten, bei vielen Visiten und meinen Diensten im Krankenhaus Rohrbach als Notarzt.
Nach bereits fast 400 behandelten Covid-PatientInnen - die von fast keinen Symptomen bis hin zu tödlichen Verläufen von mir betreut wurden - und weit über tausend durchgeführten Impfungen hab ich auch den Vorteil, aus meiner ganz eigenen Erfahrung zu sprechen. Dies ermöglicht mir, mir selbst - sozusagen aus erster Hand – ein Bild über Covidverläufe, Impfreaktionen, Auswirkung von Beschränkungen etc. zu machen. Diese Möglichkeit haben die meisten Mitmenschen eben nicht und sie sind auf Informationen von außen angewiesen, die oft widersprüchlich sind.

Covid Zitat Schober

Gute Kommunikation

Darum ist eine gute Kommunikation, ein Aufeinanderzugehen und ein Verstehen versuchen von anderen Positionen umso wichtiger. Einerseits um eine fortschreitende Spaltung in der Gesellschaft zu vermeiden. Andererseits aber auch, weil dies zur besseren Mitarbeit und Solidarität in den Maßnahmen gegen COVID führt und natürlich Krankheiten und Todesfälle verhindert.

Ich möchte Ihnen noch einige persönliche Erfahrungen mitgeben:

  • Die größte Belastung für eine Familie ist, wenn die jüngere Generation der (Groß-)elterngeneration die Impfung ausredet. Selbst infiziert (und auch ungeimpft) steckt jemand der Jüngeren die Mutter/den Vater an und diese/dieser verstirbt an COVID 19. Die anderen Verwandten waren aber für eine COVID-Impfung. Man kann sich vorstellen, was neben der Trauer das für einen Familienverbund bedeutet!
  • Es gibt natürlich weiterhin Schlaganfälle, Herzinfarkte, Knieschmerzen, Kreuzschmerzen, Rheumaerkrankungen, Migräne… Meine Erfahrung zeigt mir, dass Personen, die in der Impfung eine große Gefahr sehen, diese Erkrankungen immer mit einer Impfung in Zusammenhang bringen! Es ist für sie schwierig zu verstehen, dass eine Erkrankung, die kurz nach, oder einige Zeit nach einer Impfung (ob jetzt COVID Impfung oder andere) auftritt, nicht mit der Impfung in Zusammenhang stehen muss. Dasselbe gilt auch für Medikamentennebenwirkungen.
  • Um zu klären, ob Zusammenhänge mit Impfungen/Medikamenten bestehen, braucht es Studien. Dies ist nichts Neues in der Medizin, sondern unser Alltag. Wir entscheiden aufgrund einer Nutzen- Risiko Abwägung, ob wir eine Impfung oder ein Medikament einem Patienten individuell empfehlen. In den bisherigen Studien zu den Corona Impfstoffen zeigen sich schwere Nebenwirkungen sehr selten und auch bei jüngeren überwiegt der wahrscheinliche Nutzen der Impfung die Risiken!
  • In der „4.Welle“ habe ich gut den Unterschied sehen können, wie es geimpften bzw. nicht geimpften COVID-Patienten ab ca. 50 Jahren oder mit Vorerkrankungen gegangen ist. Eindeutig haben die Geimpften weniger Symptome wie Atemnot, Sauerstoffbedarf gehabt und mussten kaum mal ins Spital gebracht werden. Auch jüngere Patienten haben immer wieder Monate nach der COVID Erkrankung noch Atembeschwerden, Müdigkeit, Geschmacksstörungen (Long Covid Syndrom). Das ist für diese Menschen keine Lappalie sondern eine wirkliche Einschränkung und auch mit Sorgen und Ängsten verbunden! Die Impfnebenwirkungen, die ich hingegen bis jetzt als Arzt gesehen habe - abgesehen von den klassischen grippeähnlichen Symptomen kurz nach der Impfung: Schmerzen und Schwellung des Armes oder Kopfschmerzen auch über mehrere Wochen, Gefühl von Herzklopfen, Kreislaufbeschwerden nach der Impfung und einmalig hohes Fieber, das zu einer zweitägigen Krankenhauseinweisung der Patientin führte.
  • Viele PatientInnen berichten von schlimmen Zerwürfnissen und richtigen Auseinandersetzungen in Beziehung, Familie, Verwandtschaft und Freundeskreis alleinig aus den verschieden Einstellungen zur Coronaimpfung! Depressionen, psychosomatische Beschwerden etc sind nur die medizinischen Folgen davon!
  • Was auch erstaunlich für mich ist, dass es so viele „Experten“ zu Immunologie und Epidemiologie gibt! Viele Menschen sind – obwohl sie Laien sind – so von ihrer eigenen Meinung oder auch ihrem eigenen Gefühl überzeugt, genau über Mechanismen der Impfung, Auswirkungen von Kontaktbeschränkungen, der Bedeutung von neuen COVID Varianten etc. Bescheid zu wissen. Dies sind so komplexe und hochspezielle Bereiche der Medizin, dass es für Laien (und auch für mich oft) eigentlich unmöglich ist. Darum gibt’s auch SpezialistInnen und rein vom Fachwissen her sind wir auch auf deren Studien, Untersuchungen und Modelle angewiesen!
  • Ich möchte noch anmerken, dass ich die Empfehlungen für neue Medikamente und Impfungen sehr genau unter die Lupe nehme! Im Vergleich zum Durchschnitt der Allgemeinmediziner verschreibe ich viel weniger Medikamenten und Antibiotika. Vielen Vertreter der Pharmabetriebe lege ich dar, warum dieser oder jener Bereich einer Studie meiner Meinung nach nicht korrekt ist, und ersuche um Klärung, da ich ansonsten das Medikament/ den Impfstoff nicht verschreiben werde und das auch nicht tue, wenn die Daten dazu nicht eindeutig sind. Ich will damit sagen, dass, auch wenn man kritisch und besonders auch gesellschaftskritisch (ich bin u.a. Friedensaktivist bei der IPPNW Österreich – einer Ärzteorganisation) ist, und auch ich die eine oder andere Verordnung oder Regel nicht 100% gutheiße: Die Maßnahmen gegen die COVID Erkrankung sind einfach sehr wichtig!

Lassen Sie sich impfen!

Ich kann darum nur an alle appellieren:

  • Verhalten Sie sich umsichtig und rücksichtsvoll – vor allem wenn sie sich krank fühlen, meiden Sie Kontakte, lassen sie sich testen oder kontaktieren sie uns Ärzte telefonisch!
  • Versuchen Sie sich in die Situation anderer hineinzuversetzen, hören Sie auch anderen Meinungen zu und gehen Sie respektvoll in diesen Gesprächen miteinander um. Corona wird vorbeigehen – halten wir zusammen!
  • Lassen Sie sich impfen – die Impfung ist sicher, schwerere Nebenwirkungen treten äußerst selten auf! Die Impfung vermeidet Übertragungen, Erkrankungen und schwere Verläufe! Vor allem ältere Personen und Personen mit Vorerkrankungen sollen unbedingt impfen gehen!

(Dezember 2021)