Martina Kronsteiner, Betriebsratsvorsitzende des Unfallkrankenhaus Linz, unterstützt die Petition an den OÖ-Landtag: "Weg mit der Deckelung der Gesundheitsausgaben!" Hier erläutert sie warum.

Durch die Deckelung der Gesundheitsausgaben verliert die Krankenversorgung ihren solidarischen Gedanken, da immer mehr, die es sich leisten können, in die Privatversicherung flüchten. Zurück bleiben diejenigen, die sich eine private Versicherung nicht leisten können (Alleinerziehenden, chron. Kranke, Arbeitslose,..)

Ein ganz persönliches Beispiel: die Ambulanzen in den Spitälern sind extrem überlastet, es entstehen sehr lange Wartezeiten, wenn man einen Untersuchungstermin haben will. In meinem Fall habe ich nicht mal mehr einen Termin bekommen, das Sekretariat hat mich gleich abgewimmelt und gesagt, ich soll erst nächstes Jahr wieder nachfragen. Konsequenz daraus ist, dass ich zu einem Privatarzt gehen muss, um meine chronische Erkrankung im Griff zu haben.

Ein weiteres Beispiel war die Schließung der Brandverletztenabteilung im UKH Linz. Das Land war nicht bereit einen Beitrag von jährlich ca. 4 Mio. Euro beizusteuern, um eine fachlich hochwertige Versorgung von Schwerbrandverletzten in OÖ zu gewährleisten. Jetzt ist es dafür zu spät, weil die fachlichen Expertisen nicht mehr vorhanden sind.

Damit kommen wir zu einem weiteren Punkt. Einer adäquaten Bezahlung von Gesundheitsberufen einerseits und einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch Einstellung von mehr Personal andererseits. Wenn wir es nicht schaffen, die fachliche Expertise im Gesundheitssystem zu halten, werden wir uns bald vom guten Gesundheitssystem verabschieden können. Es ist schon wichtig zu diskutieren, wieviel Spitalsbetten wir in Österreich haben, noch wichtiger ist es aber, ob wir überhaupt das Personal dazu haben, die Patienten und Patientinnen, die in den Betten liegen auch medizinisch und pflegerisch gut zu versorgen. Wir sehen es jetzt schon, dass die Fluktuation immer größer wird, gerade im Pflegebereich wollen viele aus dem Beruf aussteigen und tun es auch bereits. Das Thema Pflegereform muss wirklich ernst genommen werden und kann nicht mit einer Deckelung der Gesundheitsausgaben einhergehen.

Letztendlich bleib durch die Deckelung kein Geld mehr übrig, um unserem Gesundheitssystem auch wörtlich gerecht zu werden. Wir haben nämlich kein Gesundheitssystem, sondern ein Krankensystem. Wir kümmern uns vorwiegend darum, Schäden zu beheben und nicht darum sie zu vermeiden.

Es wird viel zu wenig für die Prävention und Vermeidung von Erkrankungen getan, stattdessen rennen wir als Reparaturmedizin ständig im Kreis und geben Unmengen an Geld für teure Medizin aus. Ich finde es extrem wichtig, in die medizinische Forschung zu investieren, würde mir aber wünschen, dass man in die Prävention auch zumindest einen Bruchteil der Forschungsausgaben stecken würde. Vielleicht bietet ja die Debatte um die Klimakrise auch eine Chance, die Gesundheitsprävention voranzutreiben, ich sehe da durchaus Synergien.
(August 2018)