Die Senkung der KlassenschülerInnenhöchstzahl auf höchstens 25 SchülerInnen existiert nach wie vor nur auf dem Papier. Ein Kommentar von Bertl Gubi, AHS-Lehrer und Aktivist der Solidarwerkstatt, über die gängige Praxis an einer Wiener AHS.
Vor drei Jahren beschloss der Nationalrat die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl in Hauptschulen und AHS-Unterstufen auf 25. Seit Jahrzehnten galt hier die Klassenschülerhöchstzahl 30 wie weiterhin für die Oberstufen in AHS und BHS, seit Jahrzehnten wurde und wird diese immer wieder überschritten, weil eine Ausnahmeregel unter bestimmten Umständen eine Überschreitung um 20%, also auf 36 SchülerInnen pro Klasse, zulässt.
Auch die gesetzliche Verankerung von maximal 25 SchülerInnen war nicht ohne Ausnahmeregelung zu haben und so kommt es, dass beispielsweise auf dem Wiener Schulschiff von 21 Unterstufenklassen lediglich zwei Klassen die Zahl von 25 SchülerInnen nicht überschreiten, das sind ja immerhin beinahe 10 % der betroffenen Klassen. Schreitet die Umsetzung der durch das Gesetz ausgedrückten Intention derart rasant fort, so wird am Schulschiff bereits im Jahr 2038 die Klassenschülerhöchstzahl 25 gelebte Praxis in allen Unterstufenklassen sein.
Dass es auch schneller gehen kann, hat eine beherzte Aktion der Schulpartner am BG und BRG Rahlgasse im 6. Wiener Gemeindebezirk gezeigt. Dort nahmen SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern eine durch überfüllte Klassen pädagogisch unerträglich gewordene Situation nicht mehr als naturgegeben hin und statteten der Bildungsministerin einen Besuch ab. Das Ergebnis – Werteinheiten (= LehrerInnenstunden) für Teilungen in den großen Klassen und Unverbindliche Übungen – sollte andere ermutigen und zur Nachahmung animieren (siehe auch das Interview mit Jeremy Djordjevic).
Denn für die Umsetzung der vom Gesetzgeber festgelegten Klassengrößen scheint sich die Regierung nicht mehr bzw. nur mehr auf Druck der Betroffenen zuständig zu fühlen: Aus einer jährlichen Befragung des Zentralausschusses der Personalvertretung der AHS-LehrerInnen geht hervor, dass auch im laufenden Schuljahr in ca. jeder vierten AHS-Unterstufenklasse die Zahl von 25 SchülerInnen überschritten wird.