0,8% Pensionserhöhung decken nicht nur die reale Inflation nicht ab. Der Kurs, die Pensionen von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung abzukoppeln, wird fortgesetzt.
Die Pensionen werden für nächstes Jahr um 0,8% erhöht. Bei 900 Euro – der Durchschnittspension einer Frau in Österreich – entspricht das einem Plus von 7,20 monatlich. Dazu kommt ein einmaliger Hunderter, der aber nicht nachhaltig wirkt, weil er für die nächste Pensionsberechnung nicht zählt. Begründet wird diese mickrige Pensionserhöhung mit der niedrigen Inflation im Zeitraum August 2015 bis Juli 2016. Schon das ist nur die halbe Wahrheit. Denn herangezogen wird der Verbraucherpreisindex, der vieles von dem enthält, was für einen Pensionistenhaushalt – vor allem im unteren Bereich – weniger Bedeutung hat: Fernreisen, Computer, etc. Schon sehr viel aussagekräfter ist da die Preissteigerung bei den Waren des täglichen Verbrauchs – und die liegt mit 1,3% deutlich höher.
Was aber längerfristig stärker wiegt: Österreichs PensionistInnen werden immer deutlicher von der Wirtschaftsentwicklung abgehängt. Zwischen 2000 und 2014 stiegen die durchschnittlichen Pensionen um rd. 26,6% an, die Preissteigerung machte in diesem Zeitraum aber 33% aus, was einen gehörigen Kaufkraftverlust ergibt. Im selben Zeitraum ist die Produktivität je Erwerbstätigen real (also inflationsbereinigt) um über 18% gestiegen, die realen Bruttolöhne je Arbeitsstunde um 8,6%. Fazit: Die Löhne hinken deutlich hinter der Arbeitsproduktivität zurück, die Pensionen wiederum fallen deutlich hinter die Löhne zurück. Wohin ist diese Produktivität entschwunden, wenn sie weder bei Beschäftigten noch bei PensionistInnen angekommen ist? Ein zweckdienlicher Hinweis: Zwischen 2000 und 2014 sind die Gewinnausschüttungen der österreichischen Kapitalgesellschaften inflationsbereinigt um fast 45% in die Höhe geschnellt, das ist das 2 ½-fache der Produktivitätsentwicklung.
Unser Fazit:
Erstens: Pensionen sind kein Almosen, sondern Lohnbestandteil. Arbeitende Menschen und PensionistInnen haben gleichermaßen Anspruch auf Beteiligung an der Wirtschaftsleistung. Pensionen und Löhne/Gehälter müssen im Ausmaß der Inflation und des gesamtwirtschaftlichen Produktivitätswachstums angehoben werden.
Zweitens: Die Ausweitung der Sozialbeiträge auf alle Komponenten der Wertschöpfung (auch Gewinne, Investitionen, Besitzeinkommen) muss endlich auf die Tagesordnung gesetzt werden.
Drittens: 0,8% Pensionserhöhung sind eine Schande!: Pensionen sind kein Almosen, sondern Lohnbestandteil. Arbeitende Menschen und PensionistInnen haben gleichermaßen Anspruch auf Beteiligung an der Wirtschaftsleistung. Pensionen und Löhne/Gehälter müssen im Ausmaß der Inflation und des gesamtwirtschaftlichen Produktivitätswachstums angehoben werden.