Zur Zeit finden leidenschaftliche Diskussionen zum Thema pro/contra E-Mobility statt. Jörg Bader verfügt über eines dieser Elektrofahrzeuge seit 2 Jahren und teilt mit uns seine Erfahrungen und Gedanken.

Am 02. Oktober 2017 begann mein Abenteuer Elektrofahrzeug mit einem NISSAN Leaf mit einem 30 Kw/h-Batteriesatz. Ein Vorführwagen (Erstzulassung 03/2017) mit 9.000 Kilometer. Neupreis € 37.000,00 inclusive Batteriesatz mit 8 Jahren Garantie.

Die Vorteile nach zwei Jahren mit einem Elektrofahrzeug: 1.) Das Fahren im Stadtverkehr 2.) Die gute Beschleunigung bei einem Überholvorgang 3.) Die günstigen Servicekosten (bisher € 140,00 pro Service) 4.) Der Strompreis beim Laden an der eigenen Haushaltssteckdose 5.) Die Ersparnis der Kfz-Steuer 6.) Das Gratisparken in einigen Städten 7.) Ca. 2.000 Jahreskilometer weniger als mit den bisherigen PKW´s (bewussterer Umgang, zu wenig geladen) und 8.) Ca. 1.000 Kilometer pro Jahr mehr mit dem Fahrrad bzw. dem öffentlichen Verkehr.

Die Nachteile: 1.) Bei der Reichweite wird noch mehr gelogen als beim Verbrauch der Verbrennungsmotoren 2.) Die Unberechenbarkeit des Stromverbrauches 3.) Die steigenden Stromkosten (sogar schon Roaminggebühren) beim Fremdladen 4.) Die hohe Brandgefahr bei einem Unfall 5.) Noch keine Möglichkeit des Einbau´s einer Anhängekupplung 6.) Falls doch der Strom ausgeht, ist ein normales Abschleppen nicht möglich 7.) Viele Werkstätten und auch die Autofahrklubs sind noch nicht vollständig im E-Auto-Zeitalter angekommen.

Als größten Nachteil sehe ich die Unberechenbarkeit des Stromverbrauches. Zu viele Faktoren, wie Steigung/Gefälle, Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und vor allem die Geschwindigkeit führen zu immer neuen Verbrauchswerten. Daher ständig die Fragen: Soll ich laden oder komme ich für diese Fahrt noch mit dem vorhandenen Strom aus? Wie komme ich an meinen Urlaubsort bzw. zu meinen bisherigen Freizeitvergnügungen? Es entsteht dabei ein permanenter Druck, den es bei meinen Autos mit Verbrennungsmotoren nie gegeben hat.

Etwas für gute Nerven ist auch das Fahren mit einem Elektroauto auf der Autobahn. Bei Tempo 130 und einer leichten Steigung werden dann schon ein Mal fünfzehn Stromkilometer für einen echt gefahrenen Kilometer verbraucht. Da bleibt dann als Alternative nur das „Windschattenfahren“ hinter einem LKW, wenn ich nicht alle 70 Kilometer laden will.

Die bisherige Abhängigkeit von den Ölkonzernen wird durch eine Abhängigkeit von den Stromanbietern ersetzt. Wir verbessern also nicht unsere Umweltbedingungen (alleine die Erzeugung und Entsorgung der Batterien ist immer noch ein Riesenproblem), sondern sichern nur die Milliardengewinne der Autokonzerne und der Stromanbieter weiterhin ab. Und das durch die staatliche Förderung der Elektromobilität mit unseren Steuergeldern.

Mein Fazit: Das Elektroauto ist nicht massentauglich und es wird ein politisch gewollter Weg in eine Sackgasse. Als Alternative bleibt nur der Umstieg vom Auto, also ein vollständiger Verzicht auf das Auto, auf den öffentlichen Verkehr. Dafür müsste der Nahverkehr noch viel stärker ausgebaut, ein attraktives (Jahres-)Ticket geschaffen und der Autoverkehr mit extremen Geschwindigkeitsbeschränkungen, Rückbau von Autobahnen und einer Kostenwahrheit bei Benzin- und Dieselpreisen, erschwert werden.

In der Realtiät wird aber genau das Gegenteil geschehen: Mit einer noch nie da gewesenen Werbekampagne werden die Autokonzerne die Politik, alle Medien, aber auch die Autofahrerklubs vor sich hertreiben und zu ihren Handlangern machen. Der Dieselabgasskandal mit der staatlich sanktionierten Täter-Opfer-Umkehr hat uns ja schon gezeigt, das für Autokonzerne auch geltendes Recht außer Kraft gesetzt werden kann.

Jörg Bader
9232 Rosegg