Ein Leserbrief von Jürgen Hutsteiner, Landwirt in Steyr, über Corona und Klimakrise.
Wir alle kämpfen nun schon ein ganzes Jahr gegen Corona. Lange war ich der Meinung, dass wir dieses Virus mit den richtigen Maßnahmen schnell in den Griff bekommen werden, doch jetzt weiß ich, meine Hoffnung bewahrheitet sich leider nicht.
Ein Gefühl der Ohnmacht hat nicht nur mich, sondern auch viele andere Menschen erfasst. Jeden Morgen beim Aufwachen hoffe ich, keines meiner Familienmitglieder und keiner meiner Freunde erkrankt an dieser heimtückischen Erkrankung oder verstirbt vielleicht sogar daran.
Doch für mich ist diese Ohnmacht keineswegs ein neues Gefühl, ich habe es während der letzten Jahre oft verspürt, wenn ich über meine Felder oder durch meinen Wald gegangen bin. Ich sehe, wie die durch den Klimawandel verursachte Hitze und Trockenheit die Erde zwischen meinen Fingern einfach durchrieseln lässt. Der Boden, der Feldfrüchte und Bäume nähren soll, kann seine Aufgabe kaum noch erfüllen - immer öfter verdursten die Pflanzen.
Schon früh haben mir meine Eltern die Verantwortung der Bauern für unsere Gesellschaft erklärt, die darin besteht, Menschen mit ausreichend guten und gesunden Nahrungsmitteln zu versorgen. Weil in den letzten Jahren mein Bewusstsein für den Klimawandel geschärft wurde, weiß ich aber auch, dass wir diese wichtige Aufgabe in der nächsten Generation nicht mehr erfüllen können. Dieses Wissen lässt mich verzweifeln und erklärt gleichzeitig, warum ich mich während der letzten Jahre zu einem anderen Menschen entwickelt habe: Weil ich diese Ohnmacht schlichtweg nicht akzeptieren kann. In mir glüht noch der Funke Hoffnung, der hoffentlich nie erlischt. Die gleiche Hoffnung übrigens, die in uns allen steckt, wenn wir das Ende der Corona-Pandemie herbeisehnen.