Israel impft auf Hochtouren, doch über 5 Millionen PalästinenserInnen in Westbank und Gaza sind davon ausgeschlossen. Ein Leserbrief von Roswitha al-Hussein an die Kleine Zeitung.

Am 6. 1. 2021 schreibt Sabine Brandes ("Israel impft auf Hochtouren"), dass Israel bereits 15% der Bevölkerung geimpft hat und somit weltweit an erster Stelle steht. Sie verschweigt allerdings, dass es eine rassistische Impfkampagne ist. Über 5 Millionen PalästinenserInnen in der Westbank und Gaza sind von den Impfungen ausgeschlossen, nicht einmal das Gesundheitspersonal wird geimpft, hingegen die illegalen SiedlerInnen sehr wohl. In Israels Gefängnissen werden das Personal und die israelischen, aber nicht palästinensische Gefangene geimpft. Als Besatzungsmacht hat Israel jedoch die Pflicht, für ausreichend Impfstoff in den besetzten Gebieten zu sorgen. Mehr noch, die palästinensische Autonomiebehörde benötigt für die Lieferung von Covid 19 Impfstoffen die Genehmigung der israelischen Regierung, die diese bis lang verweigert!

Dr. Barghouti, Leiter des palästinensischen medizinischen Hilfswerks und Parlamentsabgeordneter, nennt dies medizinische Apartheid. Diese wird an vielen Beispielen in Palästina sichtbar. Aktuell z.b. auch am Fall Harun Abu Aram aus dem Dorf Ar Rakeez in der Nähe von Hebron. Israelische Besatzungssoldaten schossen ihm am Neujahrstag in den Hals, als er seinem Nachbarn und seinem Vater zur Hilfe kam, welche die Rückgabe eines beschlagnahmten Generators forderten. Als sie den Schwerverletzten ins Spital abtransportieren wollten, zerschossen die Soldaten die Autoreifen. Israel wird als Gesundheitsmusterland präsentiert, wann wirft Ihre Zeitung Blicke hinter diese Fassade?

Roswitha Al–Hussein, 8020 Graz
7.1.2021