Wir bringen hier Vorschläge von Hans Hörlsberger zu den Forderungen der Solidarwerkstatt für die Linzer Verkehrspolitik.
Sehr verehrte Damen und Herren von der Solidarwerkstatt,
Lieber Hayk,
mit Vergnügen habe ich den Artikel über die "wunderbare" Fahrstreifenvermehrung in Linz gelesen. Man kann so viel Verkehrsdummheit, der man macht- und fassungslos ausgesetzt ist, wirklich nur mit Ironie bewältigen. Ich gratuliere dem Verfasser dazu.
Auf der selben Seite sind dann noch Forderungen der Solidarwerkstatt für die Linzer Verkehrspolitik aufgelistet. Da bin ich mit vielem einverstanden, aber nicht mit allem.
Mühlkreisbahn im Bestand sanieren, ist OK. Die Einbindung im großen Bogen um die Linzer Innenstadt herum in den Hauptbahnhof halte ich für verzichtbars (zu teuer).
Die "S-Bahn" in Richtung Gallneukirchen/Pregarten ist ein unausgereiftes Projekt. Da gibt es noch die verschiedensten Vorstellungen. Z. Bsp in welcher Spurweite diese Regio-Tram errichtet werden soll und wo und wie die Trasse in Linz verlaufen soll. Soweit ich diese Projekte kenne, sind sie alle unangemessen.
Unangemessen ist auch die zweite Straßenbahnachse, auch wenn sie zur Gänze oberirdisch verlaufen sollte. Da wird einerseits an der Einsparung einzelner Kurse getüftelt (Stichwort: Ferien-Fahrplan), während andererseits an Schienentrassen in peripheren Tangentiallagen mit noch dazu unterirdischen Haltestellen (als ob diese keine Betriebskosten auslösten) herumgeplant (=Geld ausgegeben!) wird.
Meine Vorschläge dazu wären:
Nach Gallneukirchen sollte ein "Pseudo-Bahnbetrieb" simuliert werden. D.h. Festlegung von allen gewünschten Haltestellen zwischen Linz und Gallneukirchen und der verbindenden Linienführung (vorerst auf vorhandenen Straßen). Auf dieser Linie sollte dann ein Fahrplan, wie er für die gewünschte Bahn vorgesehen wäre, angeboten werden. Am Besten einen Fahrplan à la Salzburger Lokalbahn (SLB).
Bei der zweiten Straßenbahnachse wären für einen "Pseudo-Bahnbetrieb" die Bus-Linien schon vorhanden. Die Linie 25 müsste in Urfahr nur nicht ab Karlhof sondern ab Mühlkreisbahnhof fahren. Dort könnte von Tür zu Tür umgestiegen werden, selbstverständlich im "harmonischen Takt" mit der Mühlkreisbahn. Vom Mühlkreisbahnhof hätte man dann - mit einmal Umsteigen - mit der Linie 25 eine direkte Verbindung via Gruberstraße - Franckstraße - in das Voest-Gelände und mit der Linie 3 eine Tür-zu-Tür-Verbindung zur Linzer Innenstadt und zum Hauptbahnhof und auf das Harter Plateau. Und die bestehende Linie 27 könnte mit 5 bzw. 7,5-Minuten-Takt und verlängerten Betriebszeiten (5 Uhr bis Mitternacht) an allen Tagen der Woche, die beiden Neubaugebiete (Tabakfabrik und Frachtenbahnhof) perfekt mit der Linzer Innenstadt und dem Hauptbahnhof verbinden.
Das wichtigste im ÖPNV sind die Fahrpläne (Angebots-Fahrpläne und nicht Nachfrage-Fahrpläne) und die gut erreichbaren Haltestellen. Freilich gibt es den Schienen-Bonus. Doch der Preis dafür und vor allem auch die Realisierungszeiträume sind gewaltig. Und wir brauchen Kosten günstige Lösungen heute und nicht teuer Prestige-Projekte für den Sankt-Nimmerleins-Tag.
Im Übrigen sehe ich im "Verkehr vermeiden" und "Nulltarif" einen Widerspruch. Ich finde Mobilität per se ist kein erstrebenswertes Ziel. Mobilität soll daher auch was kosten. Ich finde sogar, dass die Mobilität zu billige ist (Stichwort: Erdäpfel aus Polen zum Waschen nach Italien und wieder zurück). Nur sollte die Auto-Mobilität wesentlich teurer sein als die öffentliche Mobilität. Aber der Nutzeranteil am öffentlichen Verkehr könnte bei uns durchaus so hoch sein wie in der Schweiz. Denn was nichts kostet ist nichts wert. Und mit dem was nichts kostet wird Verschwendung (nicht nur von den Nutzern, sondern auch von den Betreibern!) betrieben. Und schließlich wollen wir doch (Mineralöl-)Energie sparen. Oder?
Das (alles) gebe ich zu bedenken.
Servus!
Hans Hörlsberger, Linz