ImageUns hat ein Leserbrief von Jürgen Hutsteiner erreicht, den wir hier gern veröffentlichen. Aus eigener Betroffenheit thematisiert er, dass vielfach am falschen Platz gespart wird.

Ich habe mir neulich die Hand gebrochen.

Was genau ist,  weiß ich noch nicht,  denn ich muss noch auf ein MRT (Spezialröntgen) warten, habe aber eh schon einen Termin zweieinhalb Wochen nach meinem Missgeschick. Das heißt,  wenn es blöd hergeht,  muss ich dann ca. 3 Wochen nach meinem Unfall operiert werden.
Aber das versteht man schon, dass nicht das eine oder andere Spezialgerät mehr gekauft wird, es muss ja gespart werden.

Mein Sohn geht in die 1. Klasse Volksschule mit 2/3 Kindern mit Migrationshintergrund. Jetzt denkt man sich, dass diese Klasse besonders gefördert gehört,  weil die Deutschkenntnisse dieser Kinder nicht die besten sind. Uns wird immer gesagt, dass es in kleinen Lerngruppen am besten geht. Ja, und deshalb sind dann also "nur" 22 Kinder in einer Klasse.
Aber man versteht das schon, es muss ja gespart werden.

Ich lebe in einer Stadt, wo man ohne Auto bzw. eben mit einer gebrochenen Hand ziemlich aufgeschmissen ist.

Nicht ganz im Stadtzentrum lebend - aber im Ortsgebiet!-, muss ich halt ein Stück zur Bushaltestellen gehen. Okay, meine Schuld, dass ich dort lebe, aber dass ich von der Bushaltestelle weg dann durchschnittlich fast eine Stunde brauche, um an einen anderen Ort in Steyr, der nicht an dieser Linie liegt, brauche, ist zwar unangenehm, aber dass ich am Wochenende gar nicht fort darf,  wenn ich auf Öffis angewiesen bin, ist jetzt schon fast diskriminierend.
Aber, es muss halt gespart werden.

Jetzt finde ich zu sparen im Grunde okay,
aber da finde ich einen Bereich, wo nicht gespart werden muss. Im Straßenbau. Ja, da darf man nicht sparen, das ist ja gut für die Wirtschaft und im Stau zu stehen, nein, das kann man dem Österreicher nicht zumuten, dass er jeden Tag ein paar Minuten länger in seinem scheinbar dann doch so ungeliebten Auto sitzen muss, nein, das geht gar nicht und außerdem wurde ja gerade in Paris beschlossen, dass wir weniger CO2 verbrauchen sollen und da ist Staustehen sehr schlecht. Drum, schnell alles zubetonieren, um schnell unsere Klimaziele zu erreichen. (Vorsicht, Sarkasmus!) Ach ja, wenn es nicht funktioniert, dann zahlen wir halt ein bisschen Strafe (CO2-Zertifikate), dafür haben wir ja genug Geld, oder?

Hutsteiner Jürgen