Wir sind angefragt worden, ob wir denn nicht das Massaker der Hamas und anderer palästinensischer Organisationen an israelischen ZivilistInnen verurteilten würden. Diese Frage war zugegebenermaßen überraschend, denn wir haben der Abscheu über die Barbarei am 7. Oktober und der Verurteilung des Terrorismus als Irrweg, der nicht zu rechtfertigen ist (auch wenn er von den Unterdrückten ausgeübt wird) breiten Raum in unseren Veröffentlichungen gegeben.
Aber wenn es der Klarheit dient: Ja, wir verurteilten natürlich entschieden jeden terroristischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung von wem auch immer und auf wen auch immer, das Massaker von palästinensischen Militanten am 7. Oktober 2023 an der israelischen Zivilbevölkerung genauso wie die Bombenangriffe der israelischen Armee, denen unzählige palästinensische ZivilistInnen zum Opfer fallen. Wir zitieren gerne nochmals einen wichtigen Satz aus unserer Stellungnahme:
„Die Solidarwerkstatt macht keinen Unterschied bei Opfern der Gewalt. Für uns ist jedes Menschenleben gleich viel wert. Freilich verstehen wir die Verzweiflung, die erwächst, wenn Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Leid einer Seite über Jahrzehnte völlig unbeachtet und ungehört bleiben; wenn noch das Wenige an Beachtung in den letzten Jahren selbst droht zu entschwinden. Wir verstehen die Gewaltbereitschaft, die aus derartiger Verzweiflung entspringt. Wir verstehen den Drang, der anderen Seite zu vermitteln, dass auch sie verletzlich bleibt. Terror und Massaker an der Zivilbevölkerung kann das dennoch nie rechtfertigen. Auf Grundlage einer derartigen politischen Strategie gibt es keine Freiheit für Palästina. Terror kann Staaten destabilisieren, aber Freiheit nicht durchsetzen.“
Eine Ergänzung ist uns wichtig: Wir haben den Eindruck, dass manchmal das Verurteilen von Terrortaten etwas Floskelhaftes hat, das dem Verurteilenden dazu dient, sich selbst von der Bürde des Analysierens und des politisch Aktivwerdens zu entlasten, oder schlimmer noch: dem weiteren Drehen an der mörderischen Spirale von Gewalt und Gegengewalt achselzuckend zuzuschauen bzw. es sogar zu rechtfertigen. Aus dieser Haltung müssen wir heraus. Gerade wenn wir diese Terrortaten verurteilen, müssen wir nach den Ursachen der Gewaltspirale fragen und dürfen nicht über die jahrzehntelange Unterdrückung, Demütigung, Landraub, Entrechtung, Apartheid in Palästina schweigen. Und dann dürfen wir nicht müde werden zu fragen, was hier und heute unser Beitrag sein kann, um die Wurzeln dieser strukturellen Gewalt trockenzulegen. Bleiben wir daher nicht bei floskelhaften Verurteilungen stehen, sondern engagieren wir uns dafür, dass sich die österreichische Außenpolitik endlich für ein Ende des derzeitigen Krieges und die Überwindung der strukturellen Gewalt in Palästina einsetzt.