Vor kurzem wurde bekannt, dass die Kosten der A26-Autobahn in Linz ("Westring") um weitere 60% auf mittlerweile 1,2 Milliarden Euro steigen werden. Aus diesem Anlass fordert Hans Hörlsberger in einem Leserbrief dem Schrecken dieser Autobahn ein Ende zu setzen.
Mit dem Bau des Römerbergtunnels wurde die "Büchse der Pandora" (West-Tangente) geöffnet. Anfänglich war nur die Rede von einer (so genannten) „3.“ Donaubrücke, mit zwei Fahrspuren, Auf- und Abfahren im Freien, drauf noch ein Radweg und ein Gehsteig.
Zuerst wollte man "nur" die Straßen der so genannte West-Tangente verbreitern. Später plante man, zur Entlastung des Wohngebietes, die Straßen in drei Tunnels hintereinander zu führen. Und schließlich wurde eine richtige Autobahn daraus (A26), mit vierspuriger Donaubrücke (jetzt ohne Radweg und Gehsteig) und einem Tunnel bis zum Bahnhofsknoten und weiter, die Stadtlandschaft gewaltig verändernd, bis zur Westbrücke und der A7-Autobahn.
Diese Entwicklung, quasi vom Kleinen ins Große, dauert nun schon über 50 Jahre (seit dem Leibbrandplan 1970). Unterschiedliche Politiker mussten sich zuerst noch arrangieren und so mancher Bürger-Widerstand musste gebrochen werden. Und die Kosten nahmen mit der Größe des Projekts immer mehr zu. Und auch die Probleme entwickelten sich, wurden immer gravierender. Waren es anfänglich "nur" die Wohnqualität einiger Linzer entlang der Straßen der so genannten West-Tangente und die Nistplätze von ein paar seltenen Falken, wurden daraus weltweite Probleme, wie der Klimaveränderung, der Energieversorgung und der Ressourcen-Engpässe.
Da der Autoverkehr dabei eine wesentliche Rolle spielt (Energie, Abgase, Platzbedarf) wird dessen Reduzierung als verkehrspolitisches Ziel immer dringender. Viele Kommunen und deren Politiker stützen sich nicht auf Verkehrsprognosen, sondern richten sich nach den künftigen Erfordernissen (Klima, Energie, Ressourcen, öffentliche Räume) und betreiben (unter anderem) daher aktiv, die Eindämmung des Autoverkehrs mit diversen Strategien.
Linz ist anscheinend anders. Hier orientiert man sich an Prognosen, für den steigenden motorisierten Individualverkehr (MIV), der durch das "Wohnen im Grünen", pendeln zu Großmärkten, Verteilerzentren, Arbeitsplätzen von Unternehmen am freien Feld und in die Stadt, zur Ausbildung und zum Vergnügen, entsteht. Da schwärmt ein Oberösterreichischer Verkehrs-Politiker von Westring, Nordspange und Osttangente, kurz von einem Autobahnring um Linz, „wie ihn (angeblich) nahezu jede Stadt zur Entlastung ihrer Innenstädte“ hat. Und dann wird von Linzer Stadtpolitikern noch in Aussicht gestellt, dass die Innenstadt-Transversalen (Humboldtstraße, Dametzstraße, Dinghoferstraße) verkehrsberuhigt werden können, "vielleicht" sogar Bäume gepflanzt werden und Fußgänger und Radler neu Möglichkeiten erhielt (welche?). Übrigens hat man das schon einmal versprochen (und nicht eingehalten). Damals nämlich, vor der Fertigstellung der durchgehenden Stadtautobahn (A7) von Linz nach Urfahr.
Der Kosten-Schock jetzt, sollte wirklich zum Anlass genommen werden, ein Ende des A26-Projekts (zwar mit Schrecken) zu finden, als den Schrecken noch größer werden lassen. Denn das Ende der Kostensteigerung ist noch nicht absehbar. Ein Blick auf die geologische Karte von Linz, lässt noch einige (kostenwirksame) Schwierigkeiten (beim Tunnelbau) vermuten. Die Asfinag zögert schon. Der Weiterbau ist erst für Ende 2025 geplant. Demnach bleibt noch mehr als ein Jahr Zeit, den Schrecken ein, vielleicht sogar ein elegantes Ende zu bereiten.
Hans Hörlsberger