Erfreulicherweise unterzieht Bundesministerin Gewessler alle Neu- und Ausbauprojekte der ASFINAG einer Evaluierung. Unverständlicherweise wurde jedoch die A26-Bahnhofsautobahn in Linz davon ausgenommen. Die „Initiative Verkehrswende jetzt!“ hat deshalb einen Offenen Brief an die Klimaschutzministerin gerichtet.

Initiative Verkehrswende jetzt!
www.verkehrswende-jetzt.at
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An
Bundesministerin
für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
Leonore Gewessler

Linz, 9.7.2021


OFFENER BRIEF
Evaluierung auch der A26-Bahnhofsautobahn in Linz!


Sehr geehrte Frau Ministerin Gewessler,

wir begrüßen Ihren Schritt, alle Neu- und Ausbauprojekte der ASFINAG einer Evaluierung zu unterziehen. Unserer Meinung nach kann die Folge einer solchen Evaluierung nur der Baustopp sein, denn es ist völlig unverantwortlich in Zeiten des drohenden Klimakollapses mit solchen Projekten den Motorisierten Individualverkehr weiter zu befeuern. Gerade der Autoverkehr trägt in Österreich maßgeblich zum Ausstoß von Treibhausgasen bei und ist die Hauptursache, warum Österreich seine Klimaziele zu verfehlen droht.

So sehr wir also begrüßen, dass Sie diese Evaluierung der ASFINAG-Projekte eingeleitet haben, so unverständlich ist uns, warum die A26-Autobahn in Linz davon ausgenommen wurde. Der Verweis, dass bereits im Bau befindliche Autobahnen davon ausgenommen werden, greift nicht. Denn gebaut wird derzeit ausschließlich die 4. Brücke über die Donau. Diese Brücke muss keineswegs den Bau der A26-Bahnhofsautobahn nach sich ziehen – und sollte das gerade aus klima- und verkehrspolitischer Sicht keineswegs tun! Denn die A26- Bahnhofsautobahn (geplanter Baubeginn 2024!) würde durch einen Tunnel im Freinberg den Autoverkehr mitten ins Stadtzentrum leiten. Selbst die ASFINAG rechnet damit, dass dadurch knapp 30.000 zusätzliche Autofahrten täglich induziert und mitten ins Linzer Stadtzentrum geführt werden. Ein 15 Meter hoher Abgasschlot soll die Abgase des Autobahntunnels mitten im Linzer Bahnhofsviertel ausstoßen – dort wo jetzt schon tausende Menschen leben und arbeiten und wo ein neues Wohn-, Büro- und Freizeitviertel entstehen soll („Postity“). Das Bahnhofsviertel würde zu einer Verkehrshölle, die Staus würden nicht wie behauptet reduziert, sondern in noch höherem Ausmaß mitten in das Stadtzentrum verlagert.

Klimapolitisch ist die A26-Bahnhofsautobahn in mehrfacher Hinsicht ein Supergau: einerseits Induzierung von zehntausenden Autofahrten zusätzlich („Taubentheorie“) und darüber hinaus enormer Energieverbrauch für Bau und Betrieb dieses Monsterprojekts: Allein die Belüftung und Beleuchtung des Autobahntunnels verschlingen den Strombedarf einer Kleinstadt, der Bau des Gesamtprojekts erfordert eine Energiemenge, die dem jährlichen Gesamtenergieverbrauch des Verkehrs in Linz entspricht. Das ist vorgestrige Auto-Verkehrspolitik, die im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr haben darf!

Hafeneisenbahn statt Bahnhofsautobahn!

Die Alternativen dazu liegen auf der Hand: So könnte mit der Fertigstellung der neuen Eisenbahnbrücke im Herbst dieses Jahres rasch die Mühlkreisbahn über die bereits existierende Trasse der Hafenbahn in den Hauptbahnhof eingebunden werden. Geht es nach den derzeitigen Aussagen der Politik wird es voraussichtlich in diesem Jahrzehnt keine Eisenbahn über die Eisenbahnbrücke mehr geben, während bis 2030 die A26 fertiggestellt werden soll. Wir sind der Meinung, dass es genau umgekehrt sein muss: anstatt die A26-Bahnhofsautobahn zu bauen, muss so rasch wie möglich der Bahnverkehr aus dem Oberen Mühlviertel in den Linzer Hauptbahnhof durchgebunden werden. Die Mühlkreisbahn muss auf der gesamten Strecke bis Aigen-Schlägl so attraktiviert werden, dass sie auch für jene PendlerInnen zu einer Alternative wird, die derzeit noch mit dem Auto in die Stadt fahren. Auch durch Investitionen in die Fahrradinfrastruktur könnte in Linz, wo der Anteil des Radverkehrs nicht einmal die Hälfte von Graz oder Salzburg erreicht, klima- und umweltpolitisch noch viel bewegt und die innerstädtischen Staus, die ja ein Hauptargument für den Bau der A26 sind, abgebaut werden.

Wir ersuchen Sie daher, auch die ab 2024 geplante A26-Bahnhofsautobahn in Linz in die Evaluierung der noch nicht begonnenen ASFINAG Projekte aufzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen,

Initiative Verkehrswende jetzt!

Die Initiative Verkehrswende jetzt! ist ein Netzwerk von rund 20 Bürgerinitiativen und Vereinen, das sich für eine klima-, umwelt- und menschenfreundliche Verkehrswende in Oberösterreich einsetzt: www.verkehrswende-jetzt.at


A26 Bahnhofsautobahn VolksbefragungBitte unterstützen: Einleitung einer Volksbefragung über die A26-Bahnhofsautobahn. Bitte unterschreiben. Wenn 6.100 LinzerInnen unterschreiben, muss es eine Volksbefragung in Linz dazu geben. Unterschriftslisten können angefordert werden bei Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!